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VfL Oldenburg bleibt eine Nummer zu groß

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Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm erwischt in der heimischen Ballei einen gebrauchten Tag und verliert gegen den VfL Oldenburg mit 26:32. Viele Fehler und eine schlechte Chancenverwertung machen früh alle Hoffnungen zunichte.

Richtige Freude kam beim Abklatschen zwischen Fans und Mannschaft nicht auf. Die Sport-Union steckt auch über Ostern tief im Tabellenkeller.
Richtige Freude kam beim Abklatschen zwischen Fans und Mannschaft nicht auf. Die Sport-Union steckt auch über Ostern tief im Tabellenkeller.  Foto: Veigel, Andreas

Die erste Krisensitzung fand noch am Samstagabend in der Kabine statt. Rund eine Viertelstunde saßen Mart Aalderink, sein Trainerteam und die Spielerinnen der Sport-Union Neckarsulm in den Katakomben der Ballei zusammen und sprachen über das, was zur 26:32 (13:15)-Heimniederlage gegen den VfL Oldenburg geführt hatte. Reihenweise technische Fehler, schwache Abschlüsse und eine schlechte Entscheidungsfindung im Angriffsspiel dürften drei der Themen gewesen sein. "Wir haben das Spiel kurz analysiert - weil es nötig war", sagte Aalderink zu der für ihn ungewöhnlichen Maßnahme und schob direkt hinterher: "Am Montag werden wir da nochmal ansetzen."

Auch wenn der Trainer nach dem Schlusspfiff nicht nur schwarz malen wollte, war der Neckarsulmer Auftritt unter dem Strich enttäuschend. Obwohl die Oldenburger Gäste - wie von Aalderink prophezeit - vor ihrem Final-Four-Auftritt im DHB-Pokal am nächsten Wochenende einiges ausprobierten, bekam die Sport-Union lediglich zwischen der zehnten und 20. Minute so etwas wie Zugriff auf die Partie. Sobald die Gäste aus Niedersachsen die Zügel etwas anzogen, kamen die Gastgeberinnen bald aus dem Tritt.

Neckarsulmer Rückraum kommt überhaupt nicht zur Geltung

"Am Anfang hat es nur mit Wille und Leidenschaft zu tun und mit Konzentration. Und wenn man dann so anfängt, wie wir das getan haben, dann wird es schwierig. Das hart sich dann in Phasen auch durchgezogen bis zum Spielende", analysierte Neckarsulms Trainer Mart Aalderink. Was er meinte: Die ersten zehn Minuten verschlief sein Team komplett und hatte noch Glück, dass es zu diesem Zeitpunkt nur 1:6 stand, weil sich die Gäste ihrerseits einige einfache Ballverluste leisteten. Die offensive Abwehr offenbarte sowohl im 4:2 als auch im 3:3 gehörige Lücken, die Oldenburg dankend ausnutzte. Gäste-Trainer Niels Bötel hatte sein Team um zwei wechselnde Angriffs-Duos herum ausgerichtet - Merle Carstensen und Toni-Luisa Reinemann sowie Kathrin Pichlmeier und Paulina Golla - und Neckarsulm damit viel Wind aus den ohnehin nicht allzu prall gefüllten Segeln genommen. Weder auf das eine noch auf das andere Duo konnte sich die Sport-Union richtig einstellen.

Sophie Lütke (links) rückte früh für Fatos Kücükyildiz auf die Spielmacherposition. Der Wechsel war jedoch nur bis zur Pause von Erfolg gekrönt.
Sophie Lütke (links) rückte früh für Fatos Kücükyildiz auf die Spielmacherposition. Der Wechsel war jedoch nur bis zur Pause von Erfolg gekrönt.  Foto: Berger, Mario

Mart Aalderink war früh entsprechend angefressen. Nach seiner ersten Auszeit nach sechs Minuten dauerte es weitere zwei, bis Sophie Lütke das erste Neckarsulmer Tor erzielte. Die 33-Jährige war gemeinsam mit Carmen Moser und später auch Olga Gorshenina auf die Platte gekommen, weil Fatos Kücükyildiz, Nina Engel und Daphne Gautschi völlig neben sich standen. "Wir hatten uns viel vorgenommen, auch einige neue Absprachen im Angriff", sagte Aalderink. Zu sehen war davon allerdings nichts.

Viele Fehler machen Aufholjagd zunichte

Hoffnung keimte dennoch auf, als Carmen Moser auf Halblinks und Lin Johannsen auf Linksaußen ihren Rhythmus gefunden hatten und ihre Mannschaft von jenem 1:6 bis zum 8:8 wieder ins Spiel brachten. "Wir starten quasi schon mit einem Vier-, Fünf-Tore-Rückstand, was die Sache dann direkt schwer für uns macht", sagte Johannsen. "Danach hatten wir aber eine Phase, in der wir tatsächlich ganz gut gespielt und erkannt haben, wann sie wie offensiv verteidigen." Doch es blieb bei dieser kurzen Phase. Neckarsulm kam selten über ordentliche Ansätze hinaus - wie so oft in dieser Spielzeit. Vor allem im Abwehrzentrum waren die Lücken mitunter erschreckend groß, so dass der 13:15-Rückstand zur Halbzeit folgerichtig war. "Wir machen dann wieder zu viele Fehler; warum, das weiß ich auch nicht wirklich", gestand Johannsen ein.

Nach der Pause verschliefen die Gastgeberinnen die ersten zehn Minuten erneut. Abermals legte Aalderink früh die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch. Diesmal zog Oldenburg sogar auf sechs Tore davon, bevor Niels Bötel in der Schlussviertelstunde die Intensität herunterfahren und sein Team in den Verwaltungsmodus schalten ließ. Auf der anderen Seite war es egal, was sein niederländischer Ex-Mitspieler probierte oder wen er auf die Platte schickte: das Resultat blieb an diesem Abend gleich schwach. Eine siebte Feldspielerin eröffnete der Sport-Union zum Schluss zwar einige Lücken, die große Wende brachte die Maßnahme jedoch nicht mehr.

Willkommene Unterbrechung: Sport-Union steht vor zwei spielfreien Wochen

So musste die Neckarsulmer Hoffnung auf den großen Umschwung abermals verschoben werden. Aufgrund von DHB-Pokal- und Oster-Pause frühestens auf den 15. April, wenn die HSG Blomberg-Lippe im Unterland zu Gast sein wird. "Wir haben noch ein paar Spiele, von denen ich glaube, dass wir sie gewinnen können - es gibt noch einige Möglichkeiten zu punkten", sagte eine optimistische Lin Johannsen, die sich wenigstens damit trösten konnte, gegen Oldenburg ihren bisher besten Auftritt im Trikot mit dem weißen "N" auf der Brust absolviert zu haben. "Wir müssen weiter kämpfen. Wir haben gute Spielerinnen und ich bin davon überzeugt, dass wir da unten noch wegkommen."

Lin Johannsen machte ihr bislang bestes Spiel für die Sport-Union. Die vielen Fehler im Spiel der Sport-Union, konnte sich allerdings auch die 21-Jährige nicht erklären.
Lin Johannsen machte ihr bislang bestes Spiel für die Sport-Union. Die vielen Fehler im Spiel der Sport-Union, konnte sich allerdings auch die 21-Jährige nicht erklären.  Foto: Berger, Mario

Niels Bötels Bemerkung, dass das Ergebnis am Ende "vielleicht ein bisschen zu hoch" gewesen sei, "weil Neckarsulm auch viel investiert" habe, dürfte der Freundschaft zwischen ihm und Mart Aalderink sowie seiner guten Beziehung zu den Neckarsulmer Vereinsverantwortlichen geschuldet gewesen sein. Es wird viel zu analysieren geben in der spielfreien Zeit. "Unsere Abwehr war in Phasen echt gut, aber in anderen Phasen auch nicht", stellte Mart Aalderink fest. "Und im Angriff haben wir in der zweiten Halbzeit oft keine Lösungen gefunden."

Auf die Frage, ob es das bislang schlechteste Sport-Union-Spiel unter seiner Ägide war, musste der 37-Jährige zum Abschluss des Abends schließlich noch einen Moment lang überlegen: "Schwierig zu sagen. Ich kann nicht nur von einem schlechten Spiel sprechen; es gibt immer gute Momente in einem Spiel - aber auch richtig schlechte." Am Samstag überwogen die richtig schlechten.


Sport-Union Neckarsulm: Wachter (5 Paraden); Salamakha (3 Paraden) − Gomilar Zickero (5), Engel (3), Bruggeman (1), Nooitmeer, Gautschi, Johannsen (5); Kücükyildiz (2/2), Gorshenina (3), Schäfer, Lütke (2), Moser (5).

Erfolgreichste Werferinnen VfL Oldenburg: Merle Carstensen (10/6), Toni-Luisa Reinemann (5/1).

Schiedsrichterinnen: Sophia Janz/Rosana Sug.

Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 2/3; VfL Oldenburg: 7/7.

Zeitstrafen: 3/2.

Zuschauer: 827.

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