Warum die Neckarsulmerinnen im Derby diesmal noch weniger zu verlieren haben
Es ist schon immer ein ungleiches Duell, wenn die SG BBM Bietigheim auf die Sport-Union trifft. Deren Trainerin Tanja Logvin fordert nur eines: Einfach wieder man selbst sein.

Was gestern war, ist abgehakt, Trainerin und Mannschaft haben sich ausgesprochen. Das 25:38 der Sport-Union Neckarsulm gegen Borussia Dortmund ist analysiert, nur noch von statistischem Wert. Einem schmerzhaften, ohne Frage, aber eben auch nicht mehr.
"Ich bin das erste Mal in meiner Trainerkarriere von meinem eigenen Konzept abgewichen und wollte mich nach dem Gegner richten", gesteht Tanja Logvin. "Aber damit verliert man seine eigene Identität." Sie habe einen Fehler gemacht und ihre Spielerinnen mit den taktischen Umstellungen überfordert, gibt die ehrgeizige Österreicherin zu.
58 Pflichtspielsiege in Serie sind atemberaubend
Umso wichtiger ist es ihr, dass sich die Mannschaft am Mittwochabend (19 Uhr) bei der SG BBM Bietigheim wieder so präsentiert, wie sie es gewohnt ist. Dass die Sport-Union im Duell mit dem Top-Team, das zuletzt alle nationalen Titel gewann und inzwischen wettbewerbsübergreifend 58 Pflichtspielsiege in Serie angehäuft hat, nichts zu verlieren hat, liegt auf der Hand.
Doch die eigene Idee vom Handball umsetzen, sich gut präsentieren und auf die eigenen, in der Vorbereitung erarbeiteten Stärken vertrauen, das ist es, was Tanja Logvin in der Sporthalle am Viadukt sehen will. Wozu es ergebnistechnisch dann am Ende reicht, sei zweitrangig, sofern die eigene Präsentation gestimmt habe.
Personelle Situation hat sich weiter verschärft
Dass ihr Team guten Handball spielen kann, das war in den Schlussminuten auch gegen eine starke Mannschaft wie Borussia Dortmund zu beobachten gewesen; Daphne Gautschi und Laila Ihlefeldt wussten etwa zu überzeugen. Beide werden auch am Mittwochabend ihre Spielminuten bekommen, denn die personelle Situation hat sich bei der Sport-Union nach dem Wochenende weiter verschärft. Sarah Wachter ist noch immer angeschlagen, Sharon Nooitmeer und Nina Engel fallen weiter aus, und auch Svenja Mann hat sich zu Wochenbeginn einen grippalen Infekt eingefangen und wird fehlen.
Zudem muss das Schwestern-Duell zwischen Munia Smits und Bietigheims Spielführerin Xenia Smits ausfallen, nachdem die Neckarsulmerin aufgrund von Schulterproblemen zum Zuschauen verdammt ist.
Viel Unbekanntes gibt es nicht
Dass das Derby unter der Woche stattfindet, ist den Champions-League-Verpflichtungen der Bietigheimerinnen geschuldet, die am Sonntag bei CSM in Bukarest gefordert sein werden. Am vergangenen Wochenende hatte das Team von Trainer Markus Gaugisch bereits Ungarns Vizemeister Ferencvárosi TC in der MHP-Arena mit 40:20 abgefertigt und den Budapestern damit die höchste Niederlage ihrer Champions-League-Geschichte zugefügt. "Sie sind auf allen Positionen mit internationaler Qualität top besetzt", weiß Tanja Logvin. Luisa Schulze hat zudem einige Feinheiten aus dem Spiel ihres ehemaligen Vereins verraten. Auch Valentyna Salamakha und Daphne Gautschi haben eine Bietigheimer Vergangenheit. Viel Unbekanntes gibt es also nicht. Dennoch wird es für die Sport-Union eine Herkulesaufgabe werden.
"Neckarsulm wird nach der Heimniederlage alles versuchen, um uns die Punkte abzunehmen. Ich rechne mit großer Leidenschaft, Härte und Risikobereitschaft", prophezeit Markus Gaugisch. Wenn ihre Spielerinnen all das auf die Platte bringen, dürfte Tanja Logvin zufrieden sein. "Vielleicht kommt die Länderspielpause danach gar nicht so ungünstig", sagt sie entgegen ihrer üblichen Haltung. "Denn dann können wir sehen, wo wir stehen."
Spiel-Kalender und Abstellungen
Für die Sport-Union folgt nach der Partie gegen Bietigheim eine längere Liga-Pause. Weil das Derby aufgrund von Bietigheims Champions-League-Verpflichtungen vorgezogen wurde, hat Neckarsulm am nächsten Wochenende spielfrei. Am darauffolgenden Wochenende vor dem Tag der Deutschen Einheit ist Länderspielpause. Neben Wachter und Schulze sind auch Daphne Gautschi (Schweiz), Anita Polácková (Tschechien) und Tija Gomilar Zickero (Slowenien) für ihre Nationalmannschaften nominiert worden.
Das Heimspiel gegen Bensheim/Auerbach ist zwar noch immer für den 8. Oktober terminiert, wird aber verschoben – voraussichtlich in den Januar 2023. Am 15. Oktober findet dann das Zweitrunden-Duell im DHB-Pokal mit dem VfL Waiblingen statt, so dass es erst am Samstag, den 22. Oktober (19 Uhr), bei den Bad Wildungen Vipers mit dem dann vierten Ligaspiel der Neckarsulmerinnen weitergeht.