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Borussia Dortmund demontiert chancenlose Sport-Union Neckarsulm

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Der Neckarsulmer Heim-Auftakt der neuen Bundesliga-Spielzeit gerät durch ein 25:38 gegen den Vizemeister aus dem Ruhrgebiet zum Debakel. Trainerin Tanja Logvin nimmt die Schuld auf sich.

Obenauf waren Daphne Gautschi und die Sport-Union Neckarsulm gegen eine unangenehme Dortmunder Verteidigung um Alina Grijseels und Harma van Kreij (rechts) selten. "Desaster" nannte Trainerin Tanja Logvin das Angriffsspiel zu Beginn.
Obenauf waren Daphne Gautschi und die Sport-Union Neckarsulm gegen eine unangenehme Dortmunder Verteidigung um Alina Grijseels und Harma van Kreij (rechts) selten. "Desaster" nannte Trainerin Tanja Logvin das Angriffsspiel zu Beginn.  Foto: Berger, Mario

Rolf Härdtner war regelrecht erschrocken über das, was er kurz zuvor gesehen hatte, Tanja Logvin übernahm fast entschuldigend alle Schuld und Verantwortung für die Leistung ihrer Spielerinnen in den vorangegangenen 60 Minuten auf ihre Kappe.

Der Vorstandsvorsitzende und die Trainerin der Sport-Union Neckarsulm hatten sich die erstmalige Präsentation ihrer runderneuerten Mannschaft vor heimischem Publikum fraglos anders vorgestellt. Denn die derzeit hinter den Handball-Kulissen schwer angeschlagene Borussia aus Dortmund zeigte den ambitionierten Neckarsulmer Handballerinnen schmerzvoll deren Grenzen auf. Beim 25:38 (12:17) in der Ballei blieben die Gastgeberinnen unter den Augen ihrer ehemaligen Spielmacherin Lynn Knippenborg vieles schuldig und konnten keinen Rückenwind für das Duell am Mittwoch mit Branchenprimus Bietigheim aufnehmen.

Keine Durchschlagskraft im Neckarsulmer Angriffsspiel

Zu beschönigen gab es an der 13-Tore-Niederlage nichts. "Mit 38 Gegentoren kann man ein Spiel nicht beenden", sagte Logvin deutlich. "Vielleicht verlange ich zu früh zu viel von der Mannschaft. Ich hatte das Gefühl, wir waren am Anfang übermotiviert." Ohne die angeschlagenen Sarah Wachter (Muskelzerrung), Nina Engel (grippaler Infekt), Sharon Nooitmeer (Hexenschuss) und Munia Smits (Schulterprobleme) lief wenig zusammen im Neckarsulmer Spiel.

Tempogegenstöße wurden bereits in ihrer Entstehung abgefangen, Räume im BVB-Innenblock blieben ungenutzt und eine Handvoll einfache Abspielfehler machten es den Dortmunderinnen um die starke Alina Grijseels einfach, recht schnell einen komfortablen Fünf-Tore-Vorsprung herauszuspielen. Als die Sport-Union nach zehn Minuten drei Treffer erzielt hatte, wies die Anzeigetafel für den BVB bereits deren neun aus. Zu dem Zeitpunkt ließ sich erahnen, was folgen könnte - und schließlich auch folgen sollte. "Der Angriff in der ersten Halbzeit war ein Desaster, das war gar nichts", bilanzierte Logvin schonungslos.

Dortmund hat nach der Pause leichtes Spiel

Lediglich vor der Pause gab es eine Phase, in der die Umstellung von einer 6:0 auf eine aggressive 5:1-Verteidigung Wirkung zeigte. Die Gastgeberinnen bekamen mehr Zugriff auf Ball und Gegner und damit auch einige Gegenstoß-Gelegenheiten. Das machte sich bezahlt. Zwei schnelle Tore von Lin Johannsen und die gute Daphne Gautschi ließen den zwischenzeitlichen Acht-Tore-Rückstand bis zur Pausensirene auf fünf schrumpfen. Doch als die Gäste die ersten fünf Minuten nach der Halbzeit erneut mit 5:2 für sich entschieden, gingen Kopf und Konzentration der meisten Neckarsulmerinnen alsbald in den Keller.

"In der zweiten Halbzeit war die Moral von Neckarsulm im Grunde gebrochen", hatte auch Andreas Kuno erkannt. Dortmunds Co-Trainer nahm seine Auszeiten schließlich, weil er sie übrig hatte. Und nicht weil er sie wirklich benötigt hätte. "Wir waren von der ersten Sekunde an hellwach und sind über unsere starke Abwehr gut ins Tempospiel gekommen", resümierte Kuno. "Der Schlüssel war dann sicherlich auch, dass wir vorne nicht allzu viel haben liegen lassen. In Summe war das sehr effektiv."

Lichtblicke in der Schlussphase

In den finalen zehn Minuten ließ sich der Sport-Union dann wenigstens in Ansätzen wieder so etwas wie Normalform attestieren. Laila Ihlefeldt und Lin Johannsen wussten zu gefallen, Daphne Gautschi - an diesem Abend einer der wenigen Lichtblicke aufseiten der Gasgeberinnen - ebenfalls. Es sprach schließlich für Trainerin Tanja Logvin, dass sie sich nach dem ersten herben Rückschlag der noch jungen Spielzeit schützend vor ihre Mannschaft stellte. Hinter verschlossenen Türen dürfte sich das allerdings anders angehört haben.

Weiter Trubel rund um BVB-Handballerinnen

Unterdessen gab es am Wochenende auch neue Entwicklungen rund um die Personalsituation beim BVB. Wie Andreas Heiermann, Abteilungsleiter Handball von Borussia Dortmund, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag bestätigte, wird der Verein den fristlosen Kündigungen der beiden deutschen Nationalspielerinnen Mia Zschocke und Amelie Berger nun doch stattgeben. "Man kann Reisende nicht aufhalten", sagte er der dpa. Am Freitag hatten die "Ruhr Nachrichten" über Abhängigkeitsverhältnisse, das Ausnutzen von Machtpositionen sowie psychische Gewalt in mehreren Fällen in der Dortmunder Mannschaft berichtet.

Chef-Trainer André Fuhr war am Samstagabend nicht mit nach Neckarsulm gereist, sei aber "auf keinen Fall freigestellt", wie Abteilungsleiter Heiermann in den "Ruhr Nachrichten" betonte. Die genauen Gründe für sein Fernbleiben blieben daher offen. "Zu dem Thema sage ich nichts. Aufgrund der Situation bitte ich um Verständnis", hielt sich auch Dortmunds Co-Trainer Andreas Kuno, der in der Ballei in Abwesenheit des Cheftrainers in der Verantwortung stand, zur Causa bedeckt. Eine Fragerunde mit beiden Trainern gab es auf Wunsch des BVB nach dem Spiel nicht.


Sport-Union Neckarsulm: Salamakha (4 Paraden), Polácková - Gomilar Zickero (1), Bruggeman, Schulze (1), Gorshenina (2/1), Gautschi (9), Johannsen (6); Ihlefeldt (5/1), Mann, Verbraeken, Kücükyildiz, Moser (1).

Erfolgreichste Werferinnen Borussia Dortmund: Alina Grijseels, Dana Bleckmann (je 8).

Schiedsrichter: Thomas Hörath/Timo Hofmann.

Zeitstrafen: 4/0.

Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 2/2, Borussia Dortmund: 2/4.

Zuschauer: 884.

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