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Sport-Union Neckarsulm mit vielen Mängeln an vielen Fronten

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Neckarsulmer Handball-Bundesligist zeigt bei der 28:34-Niederlage gegen Bayer Leverkusen wenig Erbauliches und verliert die Nicht-Abstiegsplätze immer weiter aus dem Blick.

Für Kim Hinkelmann (Mitte) und die Sport-Union Neckarsulm gab es gegen Bayer Leverkusen über den Kreis kein Durchkommen.
Für Kim Hinkelmann (Mitte) und die Sport-Union Neckarsulm gab es gegen Bayer Leverkusen über den Kreis kein Durchkommen.  Foto: Ralf Seidel

Thomas Zeitz hatte genug gesehen. Nach rund 25 Minuten platze dem Neckarsulmer Trainer in einer Auszeit endgültig der Kragen. "Könnt ihr mir das erklären? Könnt ihr mir erklären, wie die da halbrechts ein Eins-gegen-Eins macht und aus sechs Metern aufs Tor wirft?", fragte er, nachdem Pia Terfloth erst Munia Smits mit einer simplen Körpertäuschung böse verladen und danach zum 12:6 für die Gaste von Bayer Leverkusen getroffen hatte.

"Ihr macht nichts; nichts macht ihr! Ihr habt kein Herz, ihr habt gar nichts!" Rumms. Stille. Dann folgten taktische Anweisungen. Verbale Watschn als Weckruf - die ihr Ziel am Samstagabend in der Neckarsulmer Ballei allerdings verfehlten. Wie so viel nicht funktionierte bei der 28:34 (9:15)-Niederlage der Sport-Union gegen die jungen "Werkselfen" aus Leverkusen.

Mängelliste ist von Anfang an lang

Wo anfangen und wo aufhören, wenn die Mängelliste erschreckend lang ist? Bei dem einen mickrigen Törchen in den ersten acht Minuten? Bei der zu passiv und zu tief stehenden Deckung, gegen die die ersatzgeschwächten Gäste keine Mühen hatten, Lücken zu finden? Bei dem fehlenden Tempo und den vielen Querpässen, die jegliche Tiefe im Neckarsulmer Spiel verhinderten? Bei der Tatsache, dass es der Sport-Union erst in der 40. Minute erstmals gelang, zwei Tore hintereinander zu erzielen?

Als wäre all das nicht schon frustrierend genug, musste sich die Sport-Union umso mehr ärgern, weil sie gegen biedere Leverkusenerinnen, die ein ordentliches Spiel machten, den Handball aber keinesfalls revolutionierten, mit einer eigenen, nur leicht überdurchschnittlichen Leistung wohl gewonnen hätte.


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"Die erste Halbzeit war vorne wie hinten nichts. Das war zu mutlos, zu ängstlich, zu passiv. Leverkusen war da in allen Belangen eine Klasse besser", stellte Thomas Zeitz unumwunden fest. So blieb wenig Erbauliches, viel Magerkost und die schmerzhafte Erkenntnis hängen, dass sich das Tabellenschlusslicht einmal mehr selbst um die Früchte seiner Arbeit gebracht hatte.

Thomas Zeitz kritisiert defensive Passivität

"Wir konnten schon am Anfang in der Abwehr nicht richtig zupacken und das zieht sich dann durch das ganze Spiel. In der zweiten Halbzeit wurde es ein bisschen besser, aber zum Schluss verfallen wir wieder in alte Muster", analysierte die sechsfache Torschützin Alessia Riner, während ihr Trainer festhielt: "Wir haben heute eigentlich jeden Zweikampf in der Defensive verloren. Wenn du nicht in der Lage bist, Zweikämpfe zu gewinnen oder mit Stopp-Fouls das Spiel zu unterbrechen, dann wird es generell schwierig."

Der schwache Trost, dass aus einem zwischenzeitlichen Sieben-Tore-Rückstand nach 51 Minuten ein 26:28 geworden war, blieb der einzige Strohhalm, an den sich die Mannschaft - und auch das nur mit viel Mühe und Wohlwollen - am Samstagabend klammern konnte. "Wir trainieren immer weiter, denn es ist noch immer alles möglich", übte sich Riner in Zuversicht. "Wir glauben an uns und müssen uns weiter von Spiel zu Spiel verbessern." Vor allem Letzteres steht außer Frage, sofern die Sport-Union die Abstiegsränge noch verlassen möchte.


Erfolgsaussichten sind nach jüngsten Auftritten getrübt

Ob die Erfolge gegen Bad Wildungen und Blomberg-Lippe die Sinne, den realistischen Blick getrübt haben? Waren die vier Punkte doch mehr den desolaten Gegnern als der eigenen Stärke zu verdanken? Man möchte es eigentlich nicht glauben, doch der Gedanke drängt sich inzwischen immer häufiger auf. Lange waren die ausbleibenden Ergebnisse zu verschmerzen, weil die Konkurrenz ebenfalls munter Punkte liegen ließ. Nun beträgt der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz jedoch vier Zähler und mit dem Thüringer HC und der HSG Bensheim/Auerbach warten in den nächsten Wochen sportliche Hochkaräter.

Angesichts dessen und der drei jüngsten Neckarsulmer Auftritte darf, ja muss man sich vielleicht sogar sorgen: Bei Aufsteiger Solingen wurde in der Schlussphase ein Vier-Tore-Vorsprung verspielt, in Metzingen die Partie durch eine insgesamt 18-minütige Torlosphase vorzeitig hergeschenkt und nun gegen Leverkusen fehlte von Anfang an der Zugriff und das Herz. Das sind viele Mängel an vielen Fronten. Und für Leistungen mit vielen Mängeln bleibt nur ein Fazit: mangelhaft.


Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (8 Paraden); Salamakha - Verbraeken (4/1), Engel (4), Hinkelmann (1), Nooitmeer (2), Bruggeman, Pollakowski (2/1); Hoitzing (1), Riner (6), Smits (6), Zygoura (2).

Erfolgreichste Werferinnen Bayer 04 Leverkusen: Pia Terfloth (9), Annika Ingenpaß (5).

Schiedsrichter: Lucas Hellbusch/Darnel Jansen.

Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 2/3; Bayer 04 Leverkusen: 3/5.

Zeitstrafen: 2/3.

Zuschauer: 926.


Anita Polácková wechselt zur TuS Metzingen

Am Samstagabend bekam Anita Polácková vor dem Duell mit Bayer Leverkusen in der Ballei noch einen kurzen Abschied. Unter anderem gab es ein Neckarsulmer Trikot von Torhüterinnen-Trainer Oliver Rieth und einen Strauß Blumen von Trainer Thomas Zeitz, denn die Torhüterin schließt sich mit sofortiger Wirkung Ligakonkurrent TuS Metzingen an. "Ich hoffe, dass ich dort ein bisschen mehr Spielzeit bekomme als in Neckarsulm. Der Wechsel ist für mich auch ein Impuls, um noch mehr zu arbeiten", sagte Polácková.

Die TuS Metzingen hatte durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Lea Schüpbach und Kamilla Kántor mit Marie Weiss nur noch eine fitte Torhüterin im Kader.


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Zweite Mannschaft nun mit Torhüterinnen-Engpass

"Anita hat sich hier wirklich reingehängt und sich immer top verhalten, aber sie braucht Spielzeit auf hohem Niveau - nicht in der fünften Liga - und hat eine faire Chance verdient. Ich freue mich, dass sie nun die Gelegenheit dazu bekommt", sagte Zeitz.

Die 20-jährige Tschechin bestritt in ihren anderthalb Jahren im Unterland insgesamt 16 Bundesliga-Spiele und half vielfach als Trainerin im Jugendbereich und im Neckarsulmer Württembergliga-Team aus. Dem bleibt nun ohne Polácková und ohne die verletzte Celia Schneider noch Julia Huber als Torhüterin.

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