Sport-Union muss Bundesliga-Derby in Bietigheim absagen
Bettruhe statt Derby-Atmosphäre: Den Handballerinnen der Sport-Union Neckarsulm gehen die Spielerinnen aus. HBF setzt das Duell mit Meister SG BBM Bietigheim am Mittwochnachmittag kurzfristig ab.

Mittwochnachmittag, rund drei Stunden vor dem geplanten Anwurf in der Bietigheimer Sporthalle am Viadukt, herrschte Klarheit: Das Baden-Württemberg-Duell in der Bundesliga zwischen Tabellenführer SG BBM Bietigheim und der Sport-Union Neckarsulm würde nicht stattfinden. Nichts ging mehr bei den Neckarsulmerinnen.
Insgesamt zehn Akteurinnen des 19er Kaders waren am Mittwoch aufgrund einer akuten Virusgrippe-Infektion nicht spielfähig, so dass die Sport-Union eine kurzfristige Absage der Partie beantragte. Auch Trainerin Tanja Logvin und Torwart-Trainer Oliver Rieth hatte es erwischt. So blieb Sascha Göttler am Mittwochvormittag gar nichts anderes übrig, als das bürokratische Prozedere in Gang zu bringen und die Spielleitende Stelle der Handball-Bundesliga Frauen (HBF) zu informieren. Den 30-Jährigen, der bei der Sport-Union für die Organisation Leistungssport verantwortlich ist, hatte es zwar selbst mit einem fiebrigen Infekt erwischt, allerdings nicht ganz so schlimm wie einige der Spielerinnen oder Tanja Logvin.
Mehr als die Hälfte des Kaders ist nicht spielfähig
Die HBF setzte die eigentlich für Mittwochabend, 19 Uhr, terminierte Partie daraufhin ab, weil der Sport-Union aus ihr nicht zu verantwortenden Gründen weniger als 50 Prozent ihrer Vertragsspielerinnen zur Verfügung standen. "Wir hatten seit dem Wochenende immer mehr Spielerinnen, die sich krank abgemeldet haben", sagt Göttler.
Nina Engel hatte es bereits im Vorfeld des Spiels gegen Borussia Dortmund erwischt, nun war vor dem Derby auch Svenja Mann hinzugekommen. Inzwischen ist die Liste weitaus länger, denn die 50 Prozent nicht spielfähiger Akteurinnen beziehen sich ausschließlich auf kurzfristige Ausfälle. Langzeitverletzte wie Sophie Lütke oder die bereits zuletzt ausgefallenen Sharon Nooitmeer und Munia Smits zählen nicht dazu.
"Die Mädels liegen entweder zu Hause im Bett oder sind heute noch beim Amtsarzt gewesen, um sich ein entsprechendes Attest ausstellen zu lassen", erklärt Sascha Göttler. Das ist wichtig, denn nur wenn die Sport-Union später nachweisen kann, dass sie keine unmittelbare Schuld an der Absage trägt, kommt es zu einer Neuansetzung. Ansonsten bekäme Bietigheim die Punkte kampflos zugesprochen.
Trainingsbetrieb ruht vorerst gänzlich

"Ich bin kaputt. Selbst mit Corona war es nicht so schlimm", berichtet Tanja Logvin am Mittwochnachmittag hörbar angeschlagen. Stündlich teste sie sich auf Corona, doch bislang seien alle Tests negativ. Auch Göttler sind keine Covid-Fälle aus dem Kreis der Mannschaft bekannt. Bereits beim Abschlusstraining am Dienstagabend habe sich etwas angedeutet, berichtet Logvin: "Ich dachte, es wäre kein Problem, habe dann aber das ganze Training über nur an der Seite gesessen." Wer die energiegeladene Trainerin kennt, kann sich vorstellen, wie ihr zumute gewesen sein muss. Nun ruht der Trainingsbetrieb vorerst gänzlich.
Wann das Spiel nachgeholt werden kann, ist noch offen. Bereits erworbene Eintrittskarten behalten jedoch ihre Gültigkeit. Die SG BBM Bietigheim habe nun bis nächsten Mittwoch Zeit, einen Nachholtermin in ihrem ohnehin vollen Spielkalender zu finden, sagt Vereinssprecher Bastian Dörr. "Wir hätten natürlich gerne gespielt und hatten VIP-Programm, Catering und Security bereits organisiert." Doch die designierten Gastgeber hatten weder Handhabe noch Mitspracherecht, nachdem die HBF die kurzfristigen Ausfälle bei der Sport-Union anerkannt hatte.