Neckarsulms neue Rolle als gerngesehener Party-Gast
Wieder wird gefeiert, wieder ist die Sport-Union dabei: Neckarsulmer Handballerinnen möchten im DHB-Pokal die Geburtstagsfeierlichkeiten von Borussia Dortmund allerdings verderben.

Wenn im Frauen-Handball irgendwo in der Republik gefeiert wird, ist die Sport-Union Neckarsulm dieser Tage nicht weit. Nachdem sie sich am zweiten Bundesliga-Spieltag vor 5412 Zuschauern beim Saisoneröffnungsspektakel des VfL Oldenburg als lange unangenehmer, letztlich aber freigiebiger Gast präsentiert hatte, beehrt die Mannschaft von Trainer Thomas Zeitz am Samstagabend (19 Uhr) nun auch die 100-Jahr-Feier der BVB-Handball-Abteilung – und will im Achtelfinale des DHB-Pokals diesmal nur zu gerne den Party-Crasher geben.
Pokal-Achtelfinale ist dieses Mal kein Bonus-Spiel
„Ganz klar“, sagt Thomas Zeitz, „wir wollen im Pokal so weit kommen, wie es geht.“ Anders als im Achtelfinale der Vorsaison gegen die SG BBM Bietigheim wird die Partie im Neckarsulmer Lager dieses Mal nicht als für Testzwecke dienendes Bonus-Spiel verstanden. „Natürlich muss für uns vieles passen, Dortmund ist individuell erfahrener und deswegen der Favorit. Aber wir sind nicht chancenlos, und wir wollen dort weitermachen, wo wir vor der Länderspielpause aufgehört haben“, sagt Zeitz.
Aufgehört hatte seine Mannschaft vor zwei Wochen mit einem 31:24-Heimerfolg gegen den Buxtehuder SV, der die Spielerinnen mit einem Hochgefühl in die erste spielfreie Phase der Saison entließ. Zeitz und Co-Trainer Gernot Drossel haben die Zeit genutzt, um an individuellen Feinheiten arbeiten zu lassen. „Natürlich bereiten wir uns auch auf den Gegner vor, aber wir sind seit Saisonbeginn dazu übergegangen, uns mehr auf unsere eigenen Sachen zu fokussieren“, berichtet der Chef-Trainer. Angesichts von zwei Siegen und zwei ordentlichen Leistungen aus ihren vier bisherigen Pflichtspielen scheint das der Sport-Union recht gutzutun.
Einsatz von Hagen und Bruggeman noch fraglich
Während die Nationalspielerinnen „alle mit einer Top-Laune zurückgekommen“ sind, bangt das Trainer-Team um zwei Daheimgebliebene: Sinah Hagen hat noch mit den Nachwirkungen ihrer im Spiel gegen Buxtehude erlittenen Gehirnerschütterung zu kämpfen und hat seitdem nicht mit der Mannschaft trainiert. Ein „Return-to-Sports-Test“ soll am Freitag klären, ob die 27-Jährige in Dortmund risikolos spielfähig ist. Auch Annefleur Bruggeman konnte zuletzt nur eingeschränkt trainieren. Der Niederländerin machen Achillessehnenprobleme zu schaffen.
Bislang letzter Viertelfinal-Einzug liegt fünf Jahre zurück
Bei der Dortmunder Borussia, die rund um das Spiel in der Sporthalle Wellinghofen mit einem Rahmenprogramm und Freigetränken für alle Besucher ihre Handball-Abteilung feiert, sticht in der noch jungen Saison vor allem die Defensive heraus. Die „gute, aggressive und etwas unorthodoxe Abwehr“ hebt Thomas Zeitz ebenso hervor wie das „Prunkstück“ zwischen den Pfosten: Ex-Neckarsulmerin Sarah Wachter und Tess Lieder sind das derzeit wohl beste Torhüterinnen-Duo im deutschen Frauen-Handball. Im eigenen Abwehrspiel gilt es den Wirkungsradius von BVB-Kreisläuferin Lisa Antl einzuschränken.
Zuletzt hatte die Sport-Union in der später pandemiebedingt abgebrochenen Saison 2019/2020 das Achtelfinale überstanden. Damals wie auch 2018/2019 kam jeweils im Viertelfinale das Aus. Der DHB-Pokal war bislang nicht der Sport-Union bester Freund. Noch nicht.
Positive Länderspiel-Bilanz der Neckarsulmer Nationalspielerinnen
Hinter den Nationalspielerinnen der Sport-Union Neckarsulm liegt eine weitgehend erfolgreiche Länderspielpause. Vor allem die Schweiz und Österreich, zusammen mit Ungarn Gastgeber-Nationen der im November beginnenden Europameisterschaft, zeigten sich in guter Frühform. Alessia Riner und die Schweizer Nati testeten im Rahmen eines Lehrgangs in Bern und Schaffhausen auch in Metzingen gegen die dortige Turn- und Sportvereinigung. Riner erzielte beim 39:28 (17:18)-Erfolg gegen den Neckarsulmer Ligakonkurrenten fünf Tore.
Zwei Testspiel-Siege in Bregenz feierte die österreichische Auswahl gegen Nordmazedonien unter ihrer neuen Teamchefin Monique Tijsterman. Zum 31:25 (16:16) steuerte Kreisläuferin Stefanie Kaiser am vergangenen Samstag einen Treffer bei, Lena Ivancok blieb ohne Einsatz. Beim 34:21 (15:9) am Folgetag sammelten dann beide Spielerinnen Einsatzminuten, wobei Torhüterin Ivancok mit ihren Paraden die Garantin für den deutlichen Erfolg war.
Gemischt fiel die Länderspielbilanz für Tschechien und Veronika Andrysková bei einem Mini-Turnier in Eger aus. Auf eine 25:28 (15:13)-Niederlage gegen Polen folgte ein 26:21 (14:8)-Sieg gegen Island; Andrysková blieb ohne eigene Treffer, war aber zuvorderst froh, nach ihrer langen Verletzung wieder eine Einladung erhalten zu haben.
Ebenfalls auf Reisen, aber ohne Länderspiele waren Vasiliki Gkatziou (Griechenland) und Munia Smits. Bei den Siegen der Belgierinnen gegen Luxemburg (28:23/34:22) stand Smits, die auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt und sich ein Bild der neuformierten „Black Arrows“ machen wollte, nicht im Aufgebot.



Stimme.de