Stimme+
Handball
Lesezeichen setzen Merken

Erst stark angefangen, dann stark nachgelassen: Sport-Union verliert beim VfL Oldenburg

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Bei der Oldenburger Heimspiel-Party punkten die Neckarsulmerinnen vor 5512 Zuschauern zunächst mit ihrer Abwehrleistung. Doch aus dem Prunkstück wird letztlich die Achillesferse.

Wie schon zum Saisonauftakt gegen die HSG Bensheim/Auerbach konnte die Sport-Union Neckarsulm um Angunn Gudmestad auch im Spiel gegen den VfL Oldenburg keinen Profit aus ihren guten Ansätzen schlagen.
Wie schon zum Saisonauftakt gegen die HSG Bensheim/Auerbach konnte die Sport-Union Neckarsulm um Angunn Gudmestad auch im Spiel gegen den VfL Oldenburg keinen Profit aus ihren guten Ansätzen schlagen.  Foto: Seidel, Ralf

Zunächst kam Thomas Zeitz aus dem lobenden Gestikulieren gar nicht mehr heraus, später musste er während einer Auszeit erzürnt feststellen: „Die Abwehr ist eine Katastrophe! Die laufen einfach an uns vorbei...“ Rund zehn Spielminuten und eine Halbzeitpause lagen zwischen den beiden Gefühlslagen des Trainers von Bundesligist Sport-Union Neckarsulm, der am späten Sonntagnachmittag mit 25:28 (12:14) beim VfL Oldenburg unterlag.

Sport-Union kann anfängliche Kompaktheit nicht aufrechterhalten

Ihre Defensivleistung hatte den Gästen aus Neckarsulm über weite Strecken der ersten Spielhälfte Mut und berechtigte Hoffnung auf einen Auswärtssieg in Niedersachsen gemacht – um ebendiese Hoffnungen nach der Halbzeit wieder zunichte zu machen. „Oldenburgs Abwehr stand in der zweiten Halbzeit deutlich besser, unsere dagegen nicht so“, sagte Sinah Hagen in ihrer Spielanalyse nach der Partie kurz angebunden.

Die Spielmacherin gehörte bei besonderen Rahmenbedingungen vor 5512 Zuschauern in der großen EWE-Arena mit ihren Anspielen und Körpertäuschungen lange zu den besten Neckarsulmerinnen, fiel aber im letzten Drittel der Partie wie fast alle ihre Teamkolleginnen ab.

Abwehr wird in wenigen Minuten vom Prunkstück zum Sorgenkind

Konnte man nach den ersten 30 Minuten von der 6:0-Abwehr noch als Prunkstück des Neckarsulmer Spiels sprechen, war sie später das Sorgenkind. Der Innenblock mit Kim Hinkelmann, Stefanie Kaiser oder Annefleur Bruggeman sowie Lilli Holste und Munia Smits auf den Halbpositionen machten zunächst vieles richtig. Das von den Gastgeberinnen gerne praktizierte Kreisanspiel unterbanden die Neckarsulmerinnen lange Zeit fast vollständig und Oldenburgs Torjägerin Toni-Luisa Reinemann tat sich gegen Holste, die der 23-Jährigen recht schnell auf den Füßen stand, zu Beginn sehr schwer.

Dass die Sport-Union insgesamt zehn Minuten in Unterzahl spielen musste, hatte dabei wenig mit zu aggressivem Abwehrspiel zu tun. Vielmehr waren einige Entscheidungen des Schiedsrichter-Duos Marvin Völkening/Jonas Zollitsch kaum nachvollziehbar.

Thomas Zeitz’ aufmunternde Worte helfen letztlich nicht

Durch einen 6:1-Lauf des VfL Oldenburg von 5:7 auf 11:8 geriet vor der Halbzeit erstmals Sand in das Neckarsulmer Abwehr-Getriebe. „Wir hätten mit drei vorne sein können, jetzt sind die drei vorne. Aber keine Panik, das holen wir uns wieder“, munterte Thomas Zeitz nach 25 Minuten seine Spielerinnen noch auf. Doch den zwei Minuten zuvor erstmals erlittenen Rückstand sollten seine Spielerinnen nicht mehr aufholen.

Nach der Pause spielte die Neckarsulmer Deckung wie ausgewechselt. Es fehlte in manchen Szenen an Absprachen und den Grundlagen des Zweikampfverhaltens. Die insgesamt schwache Torhüterinnen-Leistung (28,2 Prozent gehaltener Bälle) tat ihr Übriges.

Sport-Union Neckarsulm wird nicht zum Party-Crasher

All das war besonders ärgerlich, weil sich die Sport-Union zu Beginn ohne Anlaufschwierigkeiten oder Nervosität angeschickt hatte, die Heimspiel-Party des VfL Oldenburg zu verderben. Acht Minuten vor Schluss war sie beim Stande von 27:21 für die Gastgeberinnen dann aber längst in vollem Gange. Dass die Sport-Union die Partie nach einer Umstellung auf eine 5:1-Deckung in der Endphase noch einmal hätte spannend machen können – Annefleur Bruggeman hatte in den letzten drei Minuten nahezu freistehend die Chance, von 25:28 auf 27:28 zu verkürzen – es aber nicht tat, passte ins Bild.

„Oldenburg hat verdient gewonnen, aber wir wissen, dass wir mit Teams wie Bensheim oder Oldenburg mithalten können“, zog Sinah Hagen für die ersten beiden Spieltage eine Kurz-Bilanz aus Sicht der Sport-Union, die vor einer Woche ebenso wie an diesem Sonntag verlieren konnte. Es aber beide Male nicht gemusst hätte.


Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (7 Paraden); Fossum, Orowicz (4 Paraden) – van der Linden, Holste (3), Hinkelmann (1), Hagen (4), Smits (2), Pollakowski (3/1); Gkatziou (2), Bruggeman (1), Holtman, Riner (4), Kaiser, Gudmestad (5).

Erfolgreichste Werferinnen VfL Oldenburg: Merle Lampe (9/3), Toni-Luisa Reinemann (7).

Schiedsrichter: Marvin Völkening/Jonas Zollitsch.

Siebenmeter: VfL Oldenburg: 3/5; Sport-Union Neckarsulm: 1/3.

Zeitstrafen: 6/5.

Zuschauer: 5512.


Bundesliga-Rekord bleibt bei der TuS Metzingen

Die 5512 Zuschauer sorgten in der großen EWE-Arena für eine stimmungsvolle Kulisse. Einen neuen Rekord für die Handball-Bundesliga der Frauen bedeutete die Besucherzahl allerdings nicht. Die Bestmarke hält weiterhin das Duell zwischen der TuS Metzingen und dem TV Nellingen, das im Dezember 2016 vor 6157 Zuschauern in der Stuttgarter Porsche-Arena ausgetragen worden war. Zuvor hielt den Rekord der HC Leipzig, der 2010 in der Arena Leipzig vor 5875 Zuschauern gegen Bayer Leverkusen gespielt und sich im Final-Rückspiel die Meisterschaft gesichert hatte.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben