Sport-Union verpasst Sensation gegen Bietigheim in der Schlussminute
Ein beherzt auftretendes Tabellenschlusslicht aus Neckarsulm ist gegen die SG BBM Bietigheim drauf und dran, den Spitzenreiter zu Fall zu bringen. Am Ende fehlen dazu nur wenige Sekunden.

Leere Hände sind leere Hände, doch das Zustandekommen der leeren Hände am Mittwochabend im Baden-Württemberg-Duell mit Spitzenreiter SG BBM Bietigheim darf der Sport-Union Neckarsulm im Abstiegskampf Mut machen.
Denn getreu dem Mannschaftsmotto "Mit dem Herz in der Hand" verlangte die Mannschaft von Trainer Thomas Zeitz ihren Gästen alles ab und unterlag erst auf den letzten Metern noch mit 24:27 (12:12). "Ich bin richtig stolz, dass meine Mannschaft mitgehalten, den Plan umgesetzt und vorne viele gute Lösungen gefunden hat", sagte Thomas Zeitz nach Spielschluss.
Frühe Führung bringt Gastgeberinnen Sicherheit
Die Gastgeberinnen hatten einen guten Start in die Partie erwischt, spielten ebenso mutig wie zielstrebig und ließen sich auch von schnellen Bietigheimer Toren nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: Unbeeindruckt von großen Namen und der Konstellation Letzter gegen Erster führte die Sport-Union nach zehn Minuten mit 7:4 und zwang den Gäste-Trainer Jakob Vestergaard damit zur ersten Auszeit.
Danach kam es erstmals nach 15 Monaten auf dem Bundesliga-Parkett wieder zu einem Duell zwischen Bietigheims Spielführerin Xenia Smits (29) und ihrer fünf Jahre jüngeren Schwester Munia, die für die Sport-Union nach der Auszeit von der Bank kam und sich mit einem tollen Assist auf Nina Engel gleich bestens einfügte.
Sport-Union mit ungewöhnlichem Aluminium-Pech
Trotz mehrmaligen Drei-Tore-Führungen schlichen sich nach einer Viertelstunde allerdings zunehmend technische Fehler ins Neckarsulmer Spiel ein, was der Champions-League-Viertelfinalist ohne zu zögern ausnutzte. In einer Phase mit doppelter Neckarsulmer Unterzahl und sieben Minuten ohne eigenen Treffer, glich Karolina Kudlacz-Gloc für die SG BBM zum 8:8 (20.) aus.
Während der Ball im Angriffsspiel der Sport-Union ungewöhnlich häufig an Pfosten oder Latte landete, hielt der amtierende Meister die Abwehr seiner Gastgeberinnen mächtig auf Trab. Sharon Nooitmeer, Kim Hinkelmann und Co. verschoben zwar eifrig und vorausschauend, doch früh war offensichtlich, wie kräftezehrend dieses Tun war.
Gäste aus Bietigheim hadern mit dem Spieltermin
Doch auf Seiten der Gäste war gleich ein Dutzend Akteurinnen erst zwei Tage vor der Partie nach Olympia-Qualifikationsspielen von diversen Nationalmannschaften an die Enz zurückgekehrt, was Jakob Vestergaard bereits im Vorfeld frustriert als "alles andere als ideal" bezeichnet hatte.
Nachdem Bietigheim dem Spieltermin zunächst zugestimmt hatte, konnte die Sport-Union einem nachträglichen Verlegungswunsch angesichts der engen zeitlichen Vorgaben der Handball Bundesliga Frauen (HBF) sowie einer begrenzten Hallen-Verfügbarkeit allerdings nicht nachkommen. Entsprechend fehlten auch beim Ligaprimus einige Prozente zum Leistungsmaximum. Folgerichtig stand es zur Halbzeit beim 12:12 pari.
Valentyna Salamakha läuft zu Höchstform auf
In den zweiten 30 Minuten schickte Vestergaard dann aber die ein oder andere seiner Vielspielerinnen auf die Platte, was der Sport-Union jedoch herzlich egal war. Sie spielte nicht nur frech und unbekümmert mit, sie gab phasenweise sogar den Takt vor. Als Munia Smits 15 Minuten vor Schluss zum 20:18 traf, stand die Ballei längst unter Hochspannung. Doch so viel die Bietigheimerinnen hinten zuließen, so viel verwerteten sie auf der anderen Seite des Feldes - obwohl die anfangs schwache Valentyna Salamakha nach der Pause zur Spielerin der Partie avancierte.
In die Schlussminute ging die Sport-Union dann ohne Ballbesitz und mit einem 24:25-Rückstand, was das Handball-Wunder und den allerersten Punktgewinn gegen die SG BBM Bietigheim letztlich unmöglich machte.
Sport-Union Neckarsulm: Salamakha (13 Paraden); Ivancok - Verbraeken (1), Hoitzing (3), Engel (7), Nooitmeer (2), Andrysková, Pollakowski (1); Bruggeman, Gorb (6), Riner, Smits (3), Hinkelmann (1).
Erfolgreichste Werferinnen SG BBM Bietigheim: Xenia Smits (8/1), Antje Döll (6/1).
Schiedsrichter: Markus Kauth/André Kolb.
Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 0/0; SG BBM Bietigheim: 3/5.
Zeitstrafen: 6/1.
Zuschauer: 1024.
Baden-Württemberg-Duell als Zuschauer-Magnet
Der prominente Gegner, der Derby-Charakter und eine Kooperation mit dem Handballbezirk Heilbronn-Franken, der seinen Mitgliedsvereinen Eintrittskarten angeboten hatte: Das hatte dafür gesorgt, dass die Sitzplätze in der Ballei trotz des ungewöhnlichen Mittwoch-Termins bereits am Vorabend der Partie nahezu ausverkauft gewesen waren.
Nachdem beim Duell im DHB-Pokal nur 251 Zuschauer in der Halle gewesen waren, konnte die Sport-Union am Mittwochabend 1024 Fans in der Ballei begrüßen. Der Neckarsulmer Saisonrekord vom 30. Dezember 2023 gegen den VfL Oldenburg liegt bei 1163 Zuschauern.