Blomberger Erfolgswelle ist zu hoch für die Sport-Union Neckarsulm
Der Neckarsulmer Erfolgslauf endet nach vier Siegen in Folge vorerst im Lipperland, doch die Sport-Union verkauft sich beim verlustpunktfreien Tabellenführer anständig.

Die einen reiten weiterhin auf ihrer Erfolgswelle, die anderen sind am frühen Samstagabend von ebendieser durchgeschüttelt und davongespült worden: Nach wettbewerbsübergreifend vier Siegen in Folge hat Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm am fünften Spieltag seine zweite Saisonniederlage einstecken müssen.
Beim 20:29 (10:13) gegen die HSG Blomberg-Lippe erwies sich der verlustpunktfreie Tabellenführer als eine zu große Nummer. „Wir hätten es gerne etwas länger etwas spannender gemacht, aber das hat Blomberg heute nicht zugelassen“, sagte Sport-Union-Trainer Thomas Zeitz im Nachgang treffend. Obwohl die Neckarsulmer Gäste vor 1004 Zuschauern an der Ulmenallee zweifellos und speziell in der Offensive nicht ihren besten Tag erwischt hatten, war das Endergebnis mit neun Toren Differenz letztlich ein wenig zu hoch ausgefallen. „Es ist etwas ärgerlich, weil wir gerade in der ersten Hälfte nicht ganz so weit von ihnen entfernt waren“, bilanzierte Rückraum-Akteurin Alicia Soffel.
Sport-Union Neckarsulm kann nur phasenweise mithalten
Der Samstagabend verdeutlichte jedoch einmal mehr, dass der Meistertitel in diesem Jahr wohl nur über die HSG Blomberg-Lippe zu gewinnen sein wird. Der amtierende Vize-Meister, Vize-Pokalsieger, Halbfinal-Verlierer in der European League und Finalverlierer im Supercup überzeugte nur drei Tage nach einem kräftezehrenden 35:31-Arbeitssieg gegen die HSG Bensheim/Auerbach auch gegen die weiterhin zur Spitzengruppe der Bundesliga zählende Sport-Union mit Tempo und Spielwitz, dem die Neckarsulmerinnen ihrerseits nur phasenweise etwas entgegenzusetzen hatten.
„Blomberg hat von Beginn an das Kommando übernommen. Wir haben in der Abwehr zwar das ein oder andere ganz gut gemacht, aber im Angriff über das gesamte Spiel keine Lösungen gefunden“, sagte Thomas Zeitz. Der 10:13-Rückstand zur Pause war der beste Beweis dessen.
Johanna Fossum hält stark, doch die Neckarsulmer Offensive ist zu schwach
Obwohl Johanna Fossum, die nach einem Zusammenprall zwischen Lena Ivancok und Andrea Jacobsen bereits nach fünf Minuten für die Österreicherin zwischen die Pfosten gerückt war, ein tolles Spiel machte, konnte die Sport-Union kaum eigene Akzente setzen.
Das Verschieben der Abwehr funktionierte zwar ordentlich und brachte die HSG mehrfach unter Zeit(-spiel-)druck, doch eigene Abspielfehler, Ballverluste und Fehlwürfe im Offensivspiel standen neben der sogar noch ein bisschen besseren Blomberger Abwehr um Nationaltorhüterin und Ex-Neckarsulmerin Nicole Roth einer echten Siegchance entgegen. 19 Technische Fehler hatte die Sport-Union über 60 Minuten angehäuft – viel zu viele, um ein Top-Team der Liga in Verlegenheit zu bringen.
Rote Karte gegen Uscinowicz wird zur vorentscheidenden Szene
Einzig vor der Pause, als die Sport-Union aus einem 2:7 ein 10:12 gemacht hatte, bestand für kurze Zeit Hoffnung auf eine bis zum Ende spannende Partie. Doch die Gäste kamen träge aus der Kabine, Ex-Blombergerin Munia Smits hatte Pech mit Lattentreffern und eine taktische Umstellung auf ein Sieben-gegen-Sechs brachte ebenfalls nicht die erhoffte Wende.
Als Smits in einer Auszeit „ein bisschen mehr Körpersprache“ von ihren Kolleginnen einforderte (40.), hatten das Team gerade einmal zwölf Tore erzielt – weil die Blomberger Abwehr hoch verteidigte und den Neckarsulmer Rückraum-Spielerinnen damit Lust und Gefahr nahm. Paulina Uscinowicz’ harter Zweikampf gegen Nieke Kühne sieben Minuten später, der mit der Roten Karte geahndet wurde, war schließlich die Vorentscheidung. Beim Stand von 15:20 waren 1:45 Minuten in doppelter Unterzahl für die Sport-Union an diesem Tag zu viel.
Sport-Union stemmt sich gegen zweistellige Niederlage
„Wir haben in der zweiten Hälfte einfach den Faden verloren“, gestand Alicia Soffel, „und wir wissen, dass Blomberg eine extrem starke Mannschaft hat. Es ist kein Weltuntergang, dass wir hier heute verloren haben.“
Soffel war wie allen Neckarsulmerinnen positiv anzurechnen, sich trotz vieler Wechsel in der Schlussphase mit Anstand gegen die von HSG-Spielführerin Laura Rüffieux in einer Auszeit als Ziel ausgegebene Zehn-Tore-Niederlage gestemmt zu haben.
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok; Fossum (9 Paraden) – Ossenkopp (1), Gudmestad (2), Hinkelmann (1), Smits (2), Uscinowicz (2/1), Döll (4); Bruggeman, Soffel (4), Kordovská (3), Holtman, van der Linden (1), Albers, Holste.
Erfolgreichste Werferinnen HSG Blomberg-Lippe:Ona Vegué i Pena (6/3), Nieke Kühne (5).
Schiedsrichter: Steven Heine/Sascha Standke.
Siebenmeter: HSG Blomberg-Lippe: 3/4; Sport-Union Neckarsulm: 1/1.
Zeitstrafen: 1/2.
Disqualifikation: Paulina Uscinowicz (47./Sport-Union Neckarsulm).
Zuschauer: 1004.