Klasse schlägt Physis: Sport-Union Neckarsulm bezwingt Frisch Auf Göppingen
Die Sport-Union Neckarsulm erobert eine lange stimmungsvolle EWS-Arena durch einen 28:27-Erfolg und sammelt damit ihre Bundesliga-Punkte drei und vier in dieser Saison.

Jubel, Ekstase, erleichterte Umarmungen, eine Laola mit den mitgereisten Neckarsulmer Fans und zwei Punkte im Gepäck für die Heimreise: Ihr Sonntagsausflug nach Göppingen wurde für die Sport-Union Neckarsulm am sechsten Spieltag der Handball-Bundesliga ein voller Erfolg.
„Wir haben uns diesen Sieg heute redlich verdient, auch wenn abwehrtechnisch am Anfang nicht alles aufgegangen ist, was wir uns vorgenommen hatten“, sagte Trainer Thomas Zeitz nach dem 28:27 (16:15)-Erfolg seiner Mannschaft gegen Frisch Auf Göppingen in der EWS-Arena. „Mit zunehmender Spieldauer haben wir es dann aber besser und besser gemacht und am Ende, glaube ich, verdient gewonnen.“
Sport-Union trotzt robusten Göppinger Gastgeberinnen
Vom Start weg hatte sich die Partie zu dem erwartet umkämpften Schlagabtausch entwickelt. Die Gastgeberinnen lagen meist mit ein bis zwei Toren in Führung, die die Sport-Union jedoch fast immer umgehend wieder auszugleichen oder zu verkürzen wusste. Nach 25 Minuten übernahmen dann die Neckarsulmerinnen ihrerseits das Kommando, was Angunn Gudmestad mit ihren Führungstreffern zum 14:13 und 15:14 untermauerte.
Weder Thomas Zeitz noch sein Gegenüber Nico Kiener sahen sich in den ersten 25 Minuten veranlasst, das Spiel mittels Grüner Karte zu unterbrechen. Wenn es im temporeichen Duell doch einmal Verschnaufpausen gab, dann meist, weil eine Neckarsulmer Spielerin mit Schmerzen am Boden lag.
Gegen resolut zu Werke gehende Göppingerinnen machten etwa Vasiliki Gkatziou und Angunn Gudmestad an beiden Enden des Feldes Bekanntschaft mit gegnerischen Unterarmen oder Ex-Neckarsulmerin Luisa Schulze, die sich in der Anfangsviertelstunde einmal mehr als äußerst unangenehme Gegenspielerin erwies.
Thomas Zeitz’ Wechsel funktionieren blendend
Doch die Gäste ließen sich davon nicht beeindrucken, stecken Fouls ein, Schmerzen weg und gingen mit einer verdienten 16:15-Führung in die Halbzeit eines Spiels, das bereits zu diesem Zeitpunkt die unterhaltsamste Partie der Saison mit Neckarsulmer Beteiligung war.
Das lag auch daran, dass diesmal sowohl die Torhüterinnen Lena Ivancok und Johanna Fossum einen Unterschied ausmachten als auch, dass sich die Trefferquote mit rund 65 Prozent auf Erstliga-Niveau bewegte. Zudem machten alle Spielerinnen, die Zeitz von der Bank ins Spiel warf, sofort einen Unterschied: Egal ob Gudmestad, Fossum, Annefleur Bruggeman oder Rabea Pollakowski.
Nach Wiederbeginn sahen die 2681 Zuschauer, darunter rund 50 mitgereiste Anhänger aus Neckarsulm, dann erst einmal eine kaum aufzuhaltende Munia Smits. Die Spielführerin der Sport-Union baute mit schnellen Treffern die Gästeführung auf drei Tore aus. Danach glich das Bild jedoch jenem aus Hälfte eins: die einen legten vor, die anderen zogen kurz darauf nach.
Munia Smits ist nach der Halbzeit kaum zu bremsen
Weil die torhungrige Smits darauf jedoch wenig Lust hatte und sogar vom eigenen Kreis ins leere Göppinger Tor traf, ging die Sport-Union mit einem Vier-Tore-Vorsprung (28:24) in die letzten sieben Spielminuten.
Diesen brachte sie schließlich dank ihrer nun starken Leistung im Abwehrverbund ins Ziel, denn der eigene Angriff und das Unparteiischen-Duo blieben in den Schlussminuten blass. Für die Gäste war beides letztlich aber zu verschmerzen. „Das sind hier heute zwei Punkte, die uns keiner mehr nehmen kann“, sagte Munia Smits.
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (7 Paraden); Fossum (6 Paraden), Orowicz – Gkatziou (4/2), Holste (2), Hinkelmann (1), Kaiser, Smits (9/2), Riner (1); Gudmestad (5), Hagen (2), Bruggeman (2), Holtman, van der Linden, Pollakowski (2), Andrysková.
Erfolgreichste Werferinnen Frisch Auf Göppingen: Sina Ehmann (8), Mariel Beugels (6/6).
Schiedsrichter: Thomas Kern/Thorsten Kuschel.
Siebenmeter: Frisch Auf Göppingen: 6/7; Sport-Union Neckarsulm: 4/5.
Zeitstrafen: 0/5.
Disqualifikation: Munia Smits (Sport-Union Neckarsulm/60.).
Zuschauer: 2681.
Neckarsulmer Vergangenheit und Gegenwart bei der Europameisterschaft
Wenn vom 28. November bis zum 15. Dezember in Ungarn, Österreich und der Schweiz die beste Frauen-Nationalmannschaft des Kontinents gesucht wird, dürfte man auch in Neckarsulm genau hinschauen, was aktuelle und ehemalige Akteurinnen der Sport-Union zu leisten im Stande sind. Bis zum 30. Oktober mussten die Nationaltrainer bei der Europäischen Handballföderation (EHF) einen maximal 35 Spielerinnen umfassenden, vorläufigen Kader benennen, aus dem sie letztlich 20 Akteurinnen für das Turnier auswählen können. Für jedes Spiel muss der Kader dann noch einmal auf 16 Spielerinnen reduziert werden.
Lena Ivancok und Stefanie Kaiser (Österreich), Alessia Riner (Schweiz) sowie Veronika Andrysková (Tschechien) sind die vier aktuellen Neckarsulmer Spielerinnen, die vorläufig nominiert worden sind. Mit Nina Engel (Deutschland/HSG Bensheim/Auerbach), Nicole Roth (Deutschland/HB Ludwigsburg), Sarah Wachter (Deutschland/Borussia Dortmund), Sara Senvald (Kroatien/RK Podravka), Nathalie Hendrikse und Sharon Nooitmeer (beide Niederlande/Thüringer HC), Simona Madjovska (Nordmazedonien/BSV Sachsen Zwickau), Emilia Galinska (Polen/Minaur Baia Mare), Isabel Góis (Portugal/Madeira Andebol), Daphne Gautschi (Schweiz/HB Plan de Cuques), Chantal Wick (Schweiz/GC Amicitia Zürich) und Anita Polácková (Tschechien/HSG Bad Wildungen Vipers) sind zudem zwölf ehemalige Spielerinnen der Sport-Union nominiert worden.