Derby in Bietigheim: Auf Neckarsulms Interimstrainer Mart Aalderink wartet die höchste Hürde
Die Sport-Union Neckarsulm muss im ersten Spiel von Mart Aalderink am Mittwochabend (25. Januar) zum Nachholspiel nach Bietigheim. Nach dem Trainerwechsel geht es für die SUN-Handballerinnen auf vielen Ebenen um neue Herangehensweisen.

Zumindest verstimmt war man in Bietigheim Ende September gewesen, als die Sport-Union Neckarsulm ihr Erscheinen zum Bundesliga-Derby des dritten Spieltages wenige Stunden vor dem angedachten Termin abgesagt hatte - absagen musste, wie man im Unterland betonte. Mehr als die Hälfte der Neckarsulmer Vertragsspielerinnen war kurzfristig nicht spielfähig gewesen. Atteste wurden vorgelegt. Die Handball-Bundesliga Frauen (HBF) setzte die Begegnung daraufhin, ihren Statuten gemäß, ab. Bietigheim hatte kein Mitspracherecht.
All das spielt vor dem Nachholtermin am Mittwochabend (25. Januar, 19 Uhr, Sporthalle am Viadukt) nun nur noch eine untergeordnete Rolle. Denn die SG BBM Bietigheim zieht erneut alleine ihre Kreise an der Tabellenspitze, während die Sport-Union nach dem Trainerwechsel in der Vorwoche am anderen Ende des Tableaus ganz andere Sorgen hat.
Intensiver Austausch zwischen Team und Trainer
Statt der Hoffnung auf einen Favoritensturz ist das Derby gegen den deutschen Branchenprimus für die Sport-Union inzwischen ein Bonus-Spiel. Eine Möglichkeit, um Neues auszuprobieren. Denn obwohl Mart Aalderink in seiner ersten Woche als Hauptverantwortlicher an Taktik und Spielidee gefeilt hat, würde es einem Wunder gleichkommen, sollte ausgerechnet die Sport-Union dem noch immer verlustpunktfreien Spitzenreiter als erstes Team in dieser Bundesliga-Saison die blütenweiße Weste beschmutzen können.
Von vornherein ergeben möchten sich die Unterländerinnen zwar nicht, aber der Fokus der Aalderink'schen Mini-Vorbereitung liegt klar auf dem Heimspiel am 4. Februar gegen Halle-Neustadt. "Das wichtigste war, dass die Mädels wieder Spaß am Handball haben, denn damit fängt alles an", sagt Mart Aalderink, der mit der ersten Trainingswoche sehr zufrieden war: "Wir haben viel miteinander gesprochen und vor allem taktisch trainiert."
Fachsimpeln mit Bundestrainer Gaugisch und Kollegen
Der Niederländer hat weniger auf bestehende Strukturen aufgebaut, sondern sehr viele eigene, neue Ideen für das Neckarsulmer Spiel eingebracht. Welche genau, das möchte er noch nicht verraten, "die Abwehr wird ab jetzt aber ganz anders gespielt, mit mehr Aktivität", kündigt der Interimstrainer an. Das alles brauche freilich noch Zeit, bis die Mannschaft die vielen neuen Eindrücke verinnerlicht habe, "aber ich kann im Moment nur stolz sein, wie sie es bislang gemacht hat", sagt Aalderink.
Unter der Woche hatte der 36-Jährige gemeinsam mit anderen Bundesliga-Trainern an einer Online-Diskussionsrunde mit Frauen-Bundestrainer - und Bietigheim-Coach - Markus Gaugisch teilgenommen. Gemeinsam seien die vergangene Europameisterschaft aufgearbeitet, Trends analysiert und über die Zukunft und Perspektiven des deutschen Handballs gesprochen worden. Kern-Erkenntnis: Es gelte, mehr Kreativität im eigenen Spiel zu wagen, erzählt Mart Aalderink. Auch das möchte er fortan mit der Sport-Union versuchen.
Aalderink sieht sich als Teil eines Trainer-Trios
Nachdem aus dem Co- "bis auf Weiteres" ein Chef-Trainer geworden ist, werden auch Torwart-Trainer Oliver Rieth und Athletik-Coach Kevin Goettling angesichts eines offiziell fehlenden Trainer-Stellvertreters mehr eingebunden werden. "Beide machen wirkliche eine überragende Arbeit. Wir sind ein Trio und ich sehe beide als echte Mitglieder in meinem Trainerteam", betont Aalderink. Beide hätten auch die Freiheit, sich selbst mit Ideen einzubringen. Goettling, der das Team seit November unterstützt, soll fortan auch ganz regulär einen Platz auf der Bank bekommen.
Das Rückspiel gegen Bietigheim steigt bereits in genau einem Monat, am 25. Februar, in der Ballei. Für die Sport-Union wäre viel gewonnen, wenn sie bis dahin ihren Spielvortrag und ihre Lage im Tabellenkeller ein Stück weit verbessert hätte.
Personalien rund um die Sport-Union
Fatos Kücükyildiz wird auch weiterhin als Spielführerin des Teams vorangehen. Daphne Gautschi, Nina Engel, Tija Gomilar Zickero (angeschlagen) und Laila Ihlefeldt (erkältet) stehen in Bietigheim dagegen nicht zur Verfügung. „Wir wollen da kein Risiko eingehen“, sagt Mart Aalderink. Olga Gorshenina (zuletzt mit Rückenproblemen) und Munia Smits (Schulter) sind hingegen wieder dabei - in welchem Umfang wird sich zeigen müssen.
Am Tag nach dem Bietigheim-Spiel wird sich Aalderink zudem mit Romina Heßler, Sportliche Leiterin der Kurpfalz Bären Ketsch, und deren Trainerin Franziska Steil zusammensetzen, um die Rahmenbedingungen für die geplante Kooperation und die bereits vereinbarten Zweitspielrechte von Ihlefeldt und Svenja Mann auszuloten.