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Wie Neckar-Cup-Sieger Daniel Altmaier über Umwege zum Davis-Cup-Spieler wurde

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Nach einer langen Turnier-Tour durch Südamerika und einem Trainerwechsel im September ist Daniel Altmaier auf dem Weg zur großen Bühne der ATP-Tour.

Die Gefühle müssen raus: Daniel Altmaier ist mit seinen 24 Jahren nun Davis-Cup-Spieler.

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Die Gefühle müssen raus: Daniel Altmaier ist mit seinen 24 Jahren nun Davis-Cup-Spieler. Foto: dpa  Foto: Harald Tittel

Daniel Altmaier wollte es so machen wie Alexander Zverev: sich mit einem Sieg beim Heilbronner Neckar-Cup von der Challenger-Tour verabschieden und auf der großen Bühne der ATP-Tour durchstarten. "Gut, dass mein letzter Turniersieg bei einem Challenger in Deutschland passiert ist. Ich nehme viele Emotionen mit", sagte der Tennisprofi aus Kempen im Mai 2022 nach seinem Triumph am Trappensee.

Bei den folgenden 13 Turnieren, darunter die French Open, Wimbledon und die US Open, kassierte der heute 24-Jährige aber elf Erstrundenniederlagen. Es kam also alles anders als geplant, gezwungenermaßen musste der langjährige Musterknabe noch einmal zurück auf die kleinere Bühne, um Schwung zu holen, wechselte den Trainer. Doch auch diese Umwege haben ihn zum Davis-Cup-Spieler werden lassen: Das Debüt für Deutschland am Samstag in Trier wird Altmaier nie vergessen. Aus verschiedenen Gründen.

 


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Er hat im Mai den 8. Neckar-Cup gewonnen: Daniel Altmaier, derzeit Nummer 94 der Welt.

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Der ultimative Lerneffekt in Trier

Erstes Profimatch mit 13 Jahren, erster Profititel mit 17, erstes ATP-Turnier mit 18, erstes Davis-Cup-Match mit 24 - die Karriere des amtierenden Neckar-Cup-Siegers ist ein bemerkenswerter Steigerungslauf. Mit dem ultimativen Lerneffekt in der Arena Trier. "Man empfindet im Davis-Cup eine Art Druck, die man sonst nie hat", versuchte die Nummer 99 der Weltrangliste das Erlebte in Worte zu fassen. "Auch wenn jemand vor dem Spiel sagt: "Bleibe locker, spiele aus den Beinen, dann wird das irgendwie." Auf dem Platz ist das absolut nicht so."

Sein Auftritt war beherzt, mehr als gut, aber letztlich glücklos: Daniel Altmaier unterlag 3:6, 7:5, 4:6 gegen Stan Wawrinka - sein Vorbild. Das er im Mai 2017 bei seinem ersten ATP-Turnier in Genf kennengelernt hatte.

 


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Seine Niederlage war ausschlaggebend: Alexander Zverev hat am Samstag in Trier sein Einzel gegen Marc-Andrea Hüsler überraschend mit 2:6, 6:7 (4:7) verloren.
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Selbstkritik nach Niederlage gegen Wawrinka

Der Stan-Effekt, er hatte Einfluss aufs Spiel: "In gewisser Art und Weise war Respekt da", sagte Altmaier. "Ich habe aber wie all die Tage in Trier versucht, das komplett auszublenden. Was auf den Platz tatsächlich nicht so einfach war." Es seien plötzlich so Gedanken gekommen, so dass er den Fokus auf das Match kurz verloren habe.

Die Niederlage hat den jungen Mann mit dem Trainingsmittelpunkt in Argentinien im Wortsinne heftig durchgeschüttelt. Trotzdem nahm er sich nach dem Match Zeit, um über die wechselhaften Monate nach dem Turniersieg in Heilbronn zu erzählen. "Ich habe auf eine gewisse Art und Weise die ATP-Tour nicht richtig verstanden und meine Spielart nicht wirklich angepasst. Da muss man nochmal konsequenter sein. Da bin ich jetzt auf einem besseren Weg."

Altmaier tourt durch Südamerika

Nicht mehr mit dem Argentinier Francesco Yunis, sondern mit dessen Landsmann Alberto Mancini. Der 53-Jährige war einmal die Nummer acht der Tennis-Welt. Altmaier: "Das ist der größte Punkt in meiner Karriere, dass ich jetzt jemanden habe, der selber große Turniere gewonnen hat." Beim Neckar-Cup sei er da noch ein Suchender gewesen. Seit den US Open, seit September, habe Altmaier mit Mancini "eine andere Entwicklung gestartet".

Doch aufgrund des Abrutschens von Platz 53 in der Tennis-Hitliste nach dem Neckar-Cup bis auf Platz 106 musste Altmaier wieder bei Challengern aufschlagen. Und schlug sich durch. Durch ganz Südamerika, spielte bis November sechs Turniere in Brasilien, Argentinien, Chile, Peru, Ecuador und Uruguay, zwei gewann er - was Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann nicht entgangen war.

Deutschland benötigt argentinische Mentalität

"Daniel gehörte für mich schon immer zum erweiterten Mannschaftskreis und hat sich seine erste Nominierung wirklich verdient", sagte der Chef-Bundestrainer in Trier - Kohlmann hatte Altmaier für den verletzten Jan-Lennard Struff, Sieger des allerersten Neckar-Cups 2014, für das Qualifikationsrundenspiel gegen die Schweiz nachnominiert.

Was bei Challenger-Turnieren in Lateinamerika anders ist als in Europa: "Wenn man in Argentinien spielt, stehen tatsächlich 28 Argentinier im Hauptfeld. Und wer die Möglichkeit hat, ein Turnier in seinem Heimatland zu spielen, versucht alles rauszuholen", sagte Daniel Altmaier. "Wenn wir in Deutschland ein Challenger haben, spielen vier oder fünf Deutsche mit. Und diese Mentalität brauchen wir in Deutschland auch." Daniel Altmaier hat diese Mentalität gezeigt, sich in Südamerika durchgebissen. Auch da kann er viele Emotionen mitnehmen - auf die ATP-Tour.

 


Altmaier plant mit Paris statt Heilbronn

Der 9. Heilbronner Neckar-Cup findet an einem neuen Termin statt, von 4. bis 11. Juni- das ist die zweite Woche der French Open. Bisher hatte das Challenger am Trappensee das Turnier-Fenster in der Woche vor der Qualifikation des Grand-Slam-Turniers. "Ich will die zweite Woche in Paris spielen. Das ist das Ziel", sagte Titelverteidiger Daniel Altmaier in Trier. "Von daher wird es eher einen anderen Sieger beim Neckar-Cup dieses Jahr geben."

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