Goldmedaillen-Gewinnerin Carina Bär-Mennigen: Von der schwäbischen Alb auf den Ruder-Olymp
Die Ärztin Carina Bär-Mennigen spricht vor Studenten über ihre Karriere, den Olympiasieg mit dem deutschen Doppelvierer in Rio de Janeiro 2016, aber auch Rückschläge.

Streng genommen ist der Schulausflug mit der Wanderung von Laichingen zum Blautopf der Grund, warum Carina Bär-Mennigen von jungen und junggebliebenen Menschen umringt ist. Sie fassen ihre olympischen Medaillen an, streicheln sie sachte und fühlen, wie schwer sie sind - auch ohne die hölzerne Schatulle, in der sie gewöhnlich lagern. Der Mann, dem damals auffällt, dass die 14-Jährige nicht nur flott wandert, sondern auch noch mit den Jungs eine Stunde Fußball spielt, lässt Carina Bär am letzten Schultag ausrufen. "Pass mal auf, du wirst Olympiasiegerin", sagt Marco Haaf, zu dieser Zeit Gymnasiallehrer in Bad Wimpfen.
Am Montagabend erzählt der einstige Landestrainer Rudern und heutige Geschäftsführer der Akademie für Innovative Bildung und Management (AIM) die Anekdote, weil ein Zuhörer nach dem Vortrag von Carina Bär-Mennigen anlässlich des Studium Generale der DHBW Heilbronn und der Volkshochschule nachhakt, wie er denn das Potenzial in dem Mädchen erkannt habe. "Ich wusste, die hört nicht gleich auf", begründet Haaf seine Aussage.
Mutig, aber wahr: Olympiasiegerin aus der Region in Rio de Janeiro
Stimmt. Was mutig klingt, wird wahr. 2012 bei den Spielen in London wird Carina Bär für ihre harte Arbeit mit Silber belohnt, vier Jahre später in Rio de Janeiro wird die damals 26-Jährige mit dem deutschen Paradeboot, dem Doppelvierer, Olympiasiegerin - als bisher einzige Athletin aus der Region.
"Ich bin immer noch fertig", sagt Carina Bär-Mennigen, nachdem sie ihren Abend in der Aula auf dem Bildungscampus Heilbronn emotional startet: mit dem Video ihres Finallaufes. Gänsehautmomente. Auf diese Weise zieht Carina Bär-Mennigen alle mit - DHBW-Rektorin Nicole Graf, die in ihrer Einführung die 34-Jährige ein "hervorragendes Beispiel" nennt, "wie man Sport, Beruf und Familie unter einen Hut bekommt", aber auch die Studenten oder langjährige Wegbegleiter der Ruderschwaben.
Goldmedaillen-Gewinnerin Carina Bär-Mennigen und das Versprechen von Marco Haaf
Carina Bär-Mennigen spricht offen, antwortet ehrlich, interagiert mit ihrem Publikum und gibt sich sympathisch-authentisch. Ihrem Vortrag gibt sie das Thema "Jeder Tag zählt". So streift sie einige Lebensfelder und Punkte, die ihr wichtig sind. Dazu zählt anzufangen. Launig erzählt sie von Marco Haafs Versprechen, wenn es ihr gelänge, zwischen den Sommer- und Herbstferien alleine im Einer zu sitzen, dürfe sie mit nach Tunesien fliegen. Für die Jugendliche aus Bad Rappenau-Babstadt, deren Eltern dort einen Hof besitzen, eine reizvolle Aussicht. Dass Marco Haaf jedoch Bärs Eltern erst überzeugen muss, ist wiederum eine andere Anekdote.
Die Assistenzärztin für Innere Medizin und Psychosomatik an der Heidelberger Uniklinik weiß, dass Rudern Amateursport ist. "Es war klar, es muss ein Beruf her", sagt Bär-Mennigen und studiert parallel zum Leistungssport in Dortmund Medizin in Bochum. Sie erzählt vom Austausch der Unterlagen mit ihren rudernden Kommilitonen, auch über Verzicht auf Alkohol, Rituale im Boot, den Alltag unter konkurrierenden Athletinnen wie motivierende Bilder im Spind.
Schmerzhafte Momente der Olympiasiegerin Carina Bär-Mennigen
Bewusst berichtet die Mutter des zweijährigen Ferdinand auch von Rückschlägen. Solch bitteren, schmerzhaften Momenten wie jenem bei der Junioren-Weltmeisterschaften 2007 in Peking, wo sie im Doppelzweier mit Julia Lier in Führung liegend einen Krampf im Unterarm erleidet, nur Fünfte wird - und alles hinwerfen mag. Einzig ein Satz des Mannschaftsarztes Ulrich Kau ("Ich habe gesehen, wie du gekämpft hast, solche Leute braucht der Ruderverband") hält das Talent von diesem Schritt ab.
Nach Olympia in Rio ist wirklich Schluss. "Die Zeit danach erschien mir ein bisschen sinnlos", sagt Carina Bär-Mennigen, "aber ich habe mich gefangen." Lachen im Saal.