Auftaktsieg bei Heim-EM 2024: Horkheimer Handballer Heymann erfüllt sich Traum
Der Auftaktsieg gegen die Schweiz entfacht EM-Euphorie rund um die deutsche Handball-Nationalmannschaft und den Horkheimer Sebastian Heymann. Am Sonntag geht es gegen Nordmazedonien weiter.

Ein Thema bestimmte die Gespräche am Mittwochabend in den Katakomben der Düsseldorfer Arena: Andi Wolff. Die 14 Paraden des deutschen Torhüters bei einer Fangquote von 61 Prozent erstaunte selbst die Mitspieler und war die Grundlage für den überzeugenden 27:14 (13:8)-Auftakterfolg bei der Heim-EM gegen die Schweiz.
"Ich wusste, dass er gut ist, aber das heute war von einem anderen Stern", sagte Spielmacher Juri Knorr. "Was er da macht, verstehe ich sowieso nicht. Einfach Weltklasse. Andi ist eine Wand", meinte Linksaußen Rune Dahmke, der mit Wolff drei Jahre in Kiel zusammenspielte. "Wenn du so einen Torhüter im Rücken hast, kannst du so ein Spiel gar nicht verlieren", war Rechtsaußen Timo Kastening überzeugt. "Andi war heute ein absolutes Mentalmonster", fand der Horkheimer Sebastian Heymann.
DHB-Torwart Wolff gibt Kompliment zurück nach Wahnsinnsleistung zum EM-Auftakt
Nur der Adressat all dieser Lobeshymnen wirkte nach dem Spiel vergleichsweise ungerührt. "Seien wir ehrlich, es ist einfach Bälle zu halten, wenn die Abwehr so gut spielt", gab Wolff die Anerkennung an seine Vorderleute weiter. Im modernen Handball einen Gegner bei deutlich unter 20 Toren zu halten, ist tatsächlich nicht an der Tagesordnung. Ein Erfolgsgeheimnis verriet Heymann hinterher.
Die ehemaligen Teamkollegen des Schweizer Spielmachers Andy Schmid bei den Rhein-Neckar Löwen, Juri Knorr und Jannik Kohlbacher, hatten den deutschen Abwehrspielern wertvolle Tipps gegeben. "Sie haben uns verraten, mit welchen Signalen Andy seine Nebenleute auf den geplanten Spielzug hinweist. Dadurch konnten wir sehr viel verhindern."
Handball-EM 2024: Heymann hat jede Sekunde im Auftaktspiel genossen
Für den Horkheimer erfüllte sich mit dem Spiel vor der Weltrekordkulisse von 53.586 Zuschauern bei einer Europameisterschaft im eigenen Land ein lange gehegter Traum. "So etwas wie heute werde ich wahrscheinlich nicht noch einmal erleben. Ich habe jede Sekunde genossen. Es war phänomenal." Der 25-Jährige leistete viel Deckungsarbeit auf der Halbposition und im Innenblock, erzielte in der zweiten Hälfte aber auch selbst zwei Treffer.
"Egal welcher Spieler heute reinkam, er hat seine Leistung gebracht und mit Selbstvertrauen gespielt. Seit langer Zeit haben wir mal wieder ein Spiel abgeliefert, in dem wir keinen Bruch drin hatten", lobte Bundestrainer Alfred Gislason ausdrücklich sein gesamtes Team. Die Schweizer verzweifelten an der deutschen Defensive. "In der Abwehr haben wir einen guten Job gemacht. Über 14 eigene Tore muss man nicht diskutieren. Vielleicht hatten wir in der Vorbereitung zu leichte Gegner", übte Nationaltrainer Michael Suter Selbstkritik.
Handball-EM 2024: Das ausbaufähige Überzahlspiel des DHB
Mit einer Sache war aber auch Gislason überhaupt nicht zufrieden: "Unser Überzahlspiel war eine Katastrophe." Gänzlich ungelegen kam dem Isländer die Schwäche nicht angesichts der vergleichsweise langen Vorbereitungsphase bis zum zweiten Gruppenspiel am Sonntag (20.30 Uhr) gegen Nordmazedonien. "Ich werde besonders die negativen Szenen herauspicken und den Spielern vorführen", kündigte der 64-Jährige an, bevor es gestern trotz Streiks per Bahn nach Berlin ging.