Thiem-Time am Trappensee ist schon vorbei: Österreicher verpasst Einzug ins Viertelfinale
Der Österreicher verzückt das Publikum beim Heilbronner Neckar-Cup und sorgt erneut für eine proppenvolle Anlage, verliert aber gegen Martinez.

Ausnahmezustand mit Davis-Cup-Stimmung und rhythmischem Klatschen am Heilbronner Trappensee: "Auf geht’s Domi!" "Hol’s dir jetzt!" "Let’s go Domi, let’s go!" Die Tennisfans in der Region sind im Thiem-Fieber. Dominic Thiem hat am Dienstag und am Donnerstag für eine ausverkaufte Anlage beim 9. Heilbronner Neckar-Cup gesorgt, jeweils insgesamt mehr als 1200 Zuschauer angelockt. Der US-Open-Sieger von 2020 zieht und verzückt.
Zweimal Thiem-Time am Trappensee – aber es wird vorerst kein drittes Mal geben: Der 29 Jahre alte Österreicher verpasste beim mit 145.000 Euro Preisgeld dotierten Challenger-Turnier den Einzug ins Viertelfinale, verlor mit 6:2, 3:6, 1:6 gegen den Spanier Pedro Martinez. Zum Leidwesen von vielen Fans weltweit. Wie Gerhard Udulutsch.
Leidgeprüfter Thiem-Fan fragt nach TV-Übertragung
Der Österreicher erkundigte sich am Donnerstagnachmittag per Mail bei der Stimme, ob das Match seines Landsmannes im TV übertragen werde. Der Rentner aus Forchtenstein, 70 Kilometer südöstlich von Wien, ist mit Thiems Großmutter aufgewachsen und ein "derzeit leidgeprüfter Thiem-Fan", wie er sagt. "Hoffentlich geht es bald wieder aufwärts." Nach dem 2:03-Stunden-Match sagte er: "Ich bin traurig – unfassbar." Weil Domi Thiem anfangs der Dominator, im Gegensatz zu seinem nervösen Gegner voll im Match war.
Nach Martinez’ Break im dritten Satz zum 2:0 sagte ein Ballkind auf dem Weg zur Arbeit: "Thiem verliert gerade!" Doch er wehrte sich, schimpfte ("Das gibt’s doch nicht"), war aber unterlegen, weil er letztlich nur drei seiner elf Breakbälle nutzte, sein 26-jähriger Gegenüber, beim ATP-Turnier in Rio Anfang des Jahres Thiems Doppelpartner, aber fünf von fünf. "Zu Beginn des zweiten Satzes habe ich einen Breakball abgewehrt und mich von diesem Moment an deutlich wohler gefühlt auf dem Platz", sagte Martinez, der Anfang des Jahres noch in den Top 60 stand. Er hat Hochachtung vor Dominic Thiem: "Er ist eine noch bessere Person als Tennisspieler. Er verdient nur die besten Wünsche für seine Zukunft."
Gedränge um Thiem für Selfies und Autogramme

Auch das Gedränge, das um Thiem stets beim Training und vor allem nach dem Erstrundensieg gegen den Japaner Kaichi Uchida herrschte, spricht für sich, als der 17-malige ATP-Turniersieger umringt von Sicherheitspersonal den Platz verließ und nicht nur Dutzende Ballkinder um Selfies und Autogramme baten. Das hat es in der Geschichte des Neckar-Cups mit schillernden Siegern wie Alexander Zverev (2015) und Jan-Lennard Struff (2014) so noch nicht gegeben. Der Unterschied: Dominic Thiem ist schon ein Superstar – und nicht auf dem Weg dorthin.
Dass dieses Jahr auffallend viel Security beim Neckar-Cup im Einsatz ist, habe nichts mit Dominic Thiem zu tun, sagte Co-Turnierdirektorin Mine Cebeci. Man habe beim Sicherheitspersonal von zwei auf vier beziehungsweise sechs Personen erhöht, um mehr Professionalität zu demonstrieren und mehr Präsenz zu zeigen. "Bei großen Turnieren werden alle Spieler auf dem Weg zum Court bewacht." Thiems Erstrundenaus bei den French Open vergangene Woche, das den Start per Wildcard in Heilbronn erst möglich machte, war ein Geschenk für die Tennisfans in der Region.
Finaltag beim Neckar-Cup ist bereits fast ausverkauft
"Da sieht man, auf was für einem Level hier Tennis gespielt wird", sagte Turnierdirektor Metehan Cebeci nach dem Aus seines Zugpferdes. Sein Kommentar zur Kulisse und Atmosphäre am Dienstag und am Donnerstag: "Mehr geht nicht!" Auch für die kommenden Tage sieht es gut aus: Für Freitag und Samstag gibt es noch Restkarten, der Finaltag ist bereits fast ausverkauft.
Die Tennisfans aus der Region werden Thiem weiter die Daumen drücken. Wie Grand-Slam-Turnier-Sieger Nenad Zimonjic. Der 47-jährige Serbe sagte nach seinem Doppel-Aus: "Ich kenne Domi seit er elf Jahre alt ist. Er ist ein netter Kerl, der sehr hart arbeitet." Beide wurden schon vom Österreicher Günter Bresnik trainiert. "Vielleicht ist der Neckar-Cup der Umkehrpunkt, den es braucht, sein Spiel wieder zu finden." Nein, er wurde es nicht. Trotz maximaler Unterstützung.
Molleker als letzter deutscher Tennis-Profi
Acht deutsche Profis waren in die Hauptfeld-Matches beim Heilbronner Neckar-Cup gestartet, nur einer hat es bis in die Runde der letzten Acht geschafft: Rudi Molleker. Der 22-Jährige aus Oranienburg, der mit 17 in Heilbronn triumphierte, schlug am Mittwoch den Ungarn Fabian Marozsan mit 7:5, 6:4 und ist damit Weltranglistenerster-Bezwinger-Bezwinger: Maroszan hatte kürzlich beim Masters in Rom den aktuell besten Spieler der Welt, Carlos Alcaraz, besiegt.
Zehn Asse glückten Molleker beim Heimsieg, in der ersten Runde waren es gar 17. "Das hilft auf jeden Fall", sagte der 22-Jährige, der an diesem Freitag im Viertelfinale auf den Kolumbianer Daniel Elahi Galan trifft. Der Münchner Marko Topo verlor sein Achtelfinale am Mittwoch gegen den Italiener Matteo Arnaldi mit 6:2, 3:6, 1:6. lm