Neckar-Cup und die Region sind seit jeher ein gutes Pflaster für hoffnungsvolle Tennis-Talente
Immer wieder sorgen Teenager bei Turnieren in der Region für Aufsehen. Diesmal sind es beim Neckar-Cup Justin Engel und Diego Dedura.

Es ist ein besonderes Alter: 17 – halb Kind, halb Frau oder Mann, jedenfalls weder erwachsen noch volljährig. „Mit 17 hat man noch Träume“, sang Peggy March im Jahr 1965, „Du kannst nicht immer 17 sein“, Chris Roberts 1974. 17-Jährige sorgen bei den Tennis-Turnieren in der Region immer wieder für Aufsehen.
1999 ein gewisser Roger Federer bei den Heilbronn Open. Der Schweizer, als Nummer 620 der Weltrangliste angereist, spielte sich beim Challenger in Talheim als Qualifikant bis ins Halbfinale. 2014 schlug Alexander Zverev (als Nummer 774) erstmals beim Neckar-Cup auf, zertrümmerte einen Schläger und gewann ein Jahr später das Turnier, knackte erstmals die Top 100. 2018 triumphierte Rudi Molleker (497) am Trappensee. Und 2025 sind gleich zwei vielversprechende 17-Jährige erstmals in der Region: Justin Engel (284) und Diego Dedura (386).
Mutige Abkürzung ins Erwachsenen-Tennis

Die Zahl 17 elektrisiert im Tennis, seit einem Jugendlichen aus Leimen am 7. Juli 1985 quasi die Mondlandung glückte: Wimbledon-Sieger! Mit 17! Boris Becker sagte viele Jahre später einmal: „Bei mir war es zu früh, mit 17 kann man das noch nicht wirklich verkraften.“
Justin Engel sagt in Bad Rappenau über sein Leben als Tennisprofi: „Für einen ganz normalen 17-Jährigen wäre das in meiner Situation viel zu viel.“ Weil er richtig hart arbeitet, genauso wie Diego Dedura. „Sie haben beide eine Abkürzung gewählt, haben den Sprung direkt ins Erwachsenen-Tennis gewagt“, sagt Bundestrainer Michael Kohlmann. „Beide könnten noch Jugend spielen.“ So wie es gerade die drei gleichaltrigen Max Schönhaus, Niels McDonald und Jamie Mackenzie bei den French Open tun – wohlgemerkt bei den Junioren.
Molleker und Kuhn als Beispiele: Frühe Erfolge sind keine Karriere-Garantie
„Die drei sind spielerisch von den anderen beiden nicht weit entfernt, aber auf der Herren-Tour noch nicht so weit“, sagt Michael Kohlmann, der betont, dass es unterschiedliche Wege nach oben gebe, die jeweils vom Deutschen Tennis Bund unterstützt werden. 17 – dieses Alter ist knifflig, ist das Scharnier in die Berufswelt. „Die Jahre 17, 18, 19 sind die wichtigsten Jahre“, ist sich Diego Dedura sicher.

Frühe Erfolge sind keine Garantie: Rudi Molleker, mittlerweile 24 Jahre alt und ein guter Freund Deduras – beide sind in Berlin unterwegs – ist im Ranking auf Platz 392 abgerutscht, konnte sich nach dem Neckar-Cup-Triumph nie richtig durchsetzen. Wie auch Nicola Kuhn, der, natürlich mit 17, einst das Challenger in Braunschweig gewann: Der heute 25-Jährige rangiert aktuell auf Platz 534.
Entwicklung ist nur schwer zu prognostizieren
Alexander Zverev wurde kürzlich beim ATP-Turnier in Hamburg gefragt, was er von Justin Engel halte. „Dass er das Talent und die Schläge hat, ist völlig klar. Wie er sich entwickelt, muss man schauen.“ Kommt der nächste Schritt? Wie bei Zverev, der mit 17 das Challenger in Braunschweig gewann und jetzt Olympiasieger sowie zweimaliger Weltmeister ist?
Was Zverev und Engel so oder so verbindet, ist die Rückhand. „Ich habe nicht darauf trainiert, seine Rückhand zu haben“, sagt der Nürnberger Engel, der in Bad Rappenau von Michael Kohlmann betreut wird. Schmunzelnd merkt er an: „Vielleicht liegt es daran, dass ich ihm so oft zugeschaut habe.“
Zverev ist auch Vorbild in Sachen Medien-Arbeit
In der kleinen Runde mit drei Journalisten ist der drittjüngste Sieger eines Matches auf der ATP-Tour locker – das war bei den ATP-Auftritten zuvor in München (Erstrunden-Niederlage) und Hamburg (Sieg gegen Jan-Lennard Struff) ganz anders.

Deshalb wird Justin Engel in Sachen Medien beraten – einfach so eine Viertelstunde über den Tennis-Gott und die Welt plaudern, das geht nicht. Noch eine Gemeinsamkeit mit Alexander Zverev: Auch der hatte schon als Teenager einen Manager, der Medien-Anfragen steuerte. Auch beim Neckar-Cup.
Über die Challenger-Tour geht es nach oben
Auch wenn die aufgeweckten Burschen Diego Dedura und Justin Engel – in München, Hamburg und Bad Rappenau dank einer Wildcard am Start – schon ATP-Turniere gespielt, dort auch Siege eingefahren haben: „Die Challenger-Tour ist ihr Level, ihr Zuhause“, macht Michael Kohlmann klar.
„Mit ab und zu einem Sieg bei einem ATP-Turnier kommt man nicht nach oben. Du musst dich auf Challenger-Ebene konstant durchsetzen.“ Geduld ist in jedem Fall ein guter Begleiter, wie Chris Roberts schon wusste und sang: „Das Leben wird dir noch geben, was es mit 17 dir verspricht.“