Ist das Starterfeld beim 11. Neckar-Cup gut oder schlecht?
Kein deutscher Tennisprofi schafft es beim Neckar-Cup direkt ins Hauptfeld. Doch die Zahlen stimmen auch in Bad Rappenau. Starker erster Tag.

Made in Germany ist ein Qualitätssiegel. Das gilt für Autos gleichermaßen wie für Tennisspieler: Mercedes, Audi, Graf, Becker – da weiß man, was man hat. Doch da wie dort lebt man gerade mehr von der Vergangenheit, als die Gegenwart zu prägen. Man könnte Made in Germany auch so übersetzen: In Deutschland ist der Wurm drin. Gilt das auch für das drei Mal als bestes Challenger der Welt ausgezeichnete Qualitätsprodukt Neckar-Cup?
Eine interessierte Dame wollte am Samstagabend nach der Auslosung auf der Anlage des TC Blau-Gelb Bad Rappenau wissen, wie viele deutsche Profis denn beim Sandplatz-Turnier aufschlagen. Auf den ersten Blick sind es beim Neckar-Cup so wenige wie noch nie seit der Premiere 2014 – das Trio Justin Engel, Diego Dedura und Tom Gentzsch ist dank einer Wildcard dabei.
Hanfmann und Marterer sagen Start beim 11. Neckar-Cup ab
Direkt ins Hauptfeld hat es bei der mit 145 250 Euro Preisgeld dotierten Veranstaltung kein deutsches Ass geschafft. Der Karlsruher Yannick Hanfmann und der Nürnberger Maximilian Marterer sagten angeschlagen ab. „Das ist unglücklich, dass beide zurückziehen mussten“, sagt Bundestrainer Michael Kohlmann. Mit dann fünf Profis unter schwarz-rot-goldener Flagge „wäre alles im Rahmen gewesen“.
„Das ist unglücklich, dass Yannick Hanfmann und Maximilian Marterer zurückziehen mussten.“
Michael Kohlmann
Dank der ausgesprochen erfolgreichen ersten Runde der Qualifikation am ausgesprochen gut besuchten Sonntag sieht der Blick durch die nationale Brille gar nicht so schlecht aus, made in Germany marschiert: Fünf deutsche Starter im Hauptfeld sind sicher, acht möglich. Am Montag ab 11.30 Uhr sind noch sieben von zehn gestarteten deutschen Profis im Rennen, zwei von sechs Finals sind deutsch-deutsche Duelle.
Am Montag zwei deutsch-deutsche Finals in der Qualifikation
Marko Topo (21 Jahre/Weltranglistenplatz 333) trifft auf Daniel Masur (30/474) und Tim Handel (28/472) auf Florian Broska (27/552). Zudem wären Max Wiskandt (23/425), Henri Squire (24/262) und Mats Rosenkranz (26/365) bei einem weiteren Sieg drin und nicht nur beim Turnier vor dem Turnier dabei. So oder so ist sicher: Die elf Einzel- und zehn Doppelspieler von 2024 mit dem Kennzeichen D wird der 11. Neckar-Cup nicht toppen – im Doppel sind diesmal nur sechs Profis dabei.

Heimturniere helfen den Profis, sich nach oben zu spielen. So vergab Turnierdirektorin Mine Cebeci diesmal sieben der neun Wildcards an deutsche Spieler; die Last-Minute-Tickets ermöglichen es unabhängig von der Weltranglistenplatzierung in ein Turnier zu kommen und Punkte fürs Ranking zu sammeln. In Deutschland gab es 2023 zehn Challenger-Turniere, 2025 sollen es wie 2024 sieben sein. Zum Vergleich: In Italien fanden 2023 23 Challenger statt, 2024 24. Der Tennisstandort Deutschland kämpft um den Anschluss.
Deutsch-Ire Michael Agwi schlägt Turniersieger 2021 Zapata Miralles
„Ich versuche, jedes deutsche Turnier zu spielen“, sagt Mats Rosenkranz. Der Heimvorteil hat einen Wert, der nicht immer im Ranking, aber auf jeden Fall auf dem Konto abzulesen ist: Heimturniere senken die Reisekosten. Auch der Ire Michael Agwi, am Montag Gegner von Henri Squire, ist „froh um jedes Turnier in Deutschland“. Der in Berlin lebende 21-jährige Deutsch-Ire mit ukrainisch-nigerianischen Wurzeln schickte am Sonntag Bernabé Zapata Miralles, Turniersieger von 2021, zurück nach Spanien.
„Ich bin froh um jedes Turnier in Deutschland.“
Michael Agwi
Bleibt die Frage nach der Qualität des Neckar-Cup-Feldes: Die Absage vom die offizielle Meldeliste anführenden Niederländer Botic van de Zandschulp (29/85) schmerzte. „Schade“, sagt Mine Cebeci. „Weil sicher sehr viele Zuschauer interessiert hätte, ihn live zu sehen. Aber seine Absage heißt nicht, dass wir jetzt ein schlechtes Feld hätten.“
2025 sind es zwei Top-100-Profis, 2024 waren es drei
Zwei Top-100-Spieler (2024 waren es drei) im Feld sind immer noch gut; der Italiener Luca Nardi (21/95) und der Spanier Pablo Carreno Busta (33/99) als ehemaliger Top-Zehn-Spieler sind absolute Hingucker.Kurz und gut: Das Teilnehmerfeld des 11. Neckar-Cups kann sich wie gehabt auf den ersten und auch auf den zweiten Blick sehen lassen. Made in Germany hat im Tennis nach wie vor einen Wert.