Straßensperrung verhindert Winter-Motocross des MCC Frankenbach
Die Sanierung der Saarbrückener Straße bringt die gesamte Motorsport-Saison des MCC Frankenbach zum Erliegen. Der Ausfall des Winter-Motocross und anderer Veranstaltungen wird für den Verein richtig teuer.

Wolfgang Blatt stößt einen tiefen Seufzer aus, als er das Stichwort "Saarbrückener Straße" hört. Damit ist er dieser Tage rund um Frankenbach zwar nicht der einzige, doch für den MCC Frankenbach, bei dem Blatt das Amt des 1. Vorsitzenden bekleidet, ist die neunmonatige Sperrung der Verbindungsstraße zwischen Böckingen und Frankenbach nicht nur ein längerfristiges, sondern vor allem ein ganz schön teures Ärgernis.
Denn der Motocross-Verein wird aufgrund der Sanierungen von Fahrbahn und Leitungen sein ursprünglich am 19. März geplantes 49. Internationales Winter-Moto-Cross ausfallen lassen müssen. Und nicht nur das: auch die beiden großen Nachwuchsveranstaltungen im Mai und September wird der MCC nicht ausrichten können.
Keine Ausweichmöglichkeiten für 4000 Zuschauer und 500 Fahrzeuge
"Es fällt alles flach", bestätigt Wolfgang Blatt frustriert. "Die Stadt Heilbronn hat die Veranstaltung zwar nicht verboten, aber wir wissen einfach nicht, wo wir die Menschen unterbringen sollen." Rund 4000 Zuschauer waren in den Vor-Corona-Jahren beim Winter-Motocross in Frankenbach zu Gast. Neben den beiden Fahrerlagern war die in die Saarbrückener Straße mündende Leintalstraße als Zuweg für 400 bis 500 Autos unerlässlich, die unterhalb des ersten Fahrerlagers auf Feldflächen parken konnten.
Weil der Verkehr auf der Leintalstraße nun aufgrund der Sperrung der Saarbrückener Straße nicht eingeschränkt werden darf und über die Feldwege in den nächsten Monaten Rad- und Busverkehr umgeleitet werden, bestehen keine Park- und Zufahrtsmöglichkeiten für Zuschauer. "Wir hatten die Überlegung, mit Shuttlebussen zu arbeiten, aber der finanzielle Aufwand ist zu hoch", erklärt Blatt. Außerdem bestünden Sicherheitsrisiken, wenn Straßen rund um das Veranstaltungsgelände nicht gesperrt werden dürften.
Der Schaden für den MCC Frankenbach ist groß

Für den Verein ist der erneute Ausfall der Veranstaltung eine Katastrophe. "Finanziell kostet uns die Absage zwischen 30.000 und 35.000 Euro", beziffert Wolfgang Blatt den monetären Schaden. "So etwas direkt nach den Corona-Jahren ist eigentlich schon Wahnsinn." Zum finanziellen Schaden kommt die nun obsolete monatelange Arbeit der zahlreichen Ehrenamtler und die erschwerte Nachwuchsgewinnung durch die ebenfalls ausfallenden Jugend-Rennen.
"Normalerweise gehen wir sechs bis acht Wochen vor der Veranstaltung wegen der Genehmigungen auf die Stadt zu", gibt Blatt einen Einblick in die Planungen. Üblicherweise gebe es dann auch recht schnell eine positive Rückmeldung der Stadt. Für die diesjährige Austragung habe diese jedoch länger auf sich warten lassen. "Ich möchte nichts Schlechtes über die Stadt sagen - wir sind bisher immer in einem guten Austausch gewesen -, aber wir hätten uns schon gewünscht, dass wir früher Bescheid bekommen."
Verein hat noch etwas Glück im Unglück
Anfang des Monats, also rund sechs Wochen vor dem geplanten Termin, zeichnete sich ab, dass der Verein die Veranstaltung unter den gegebenen Umständen nicht würde durchführen können.
Glück im Unglück habe der Verein noch gehabt, weil er mit dem Druck von Plakaten und Programmheften etwas später dran gewesen sei als üblich, sagt Blatt. "Zwei Tage später und wir hätten alles gedruckt gehabt. Dann wäre es natürlich nochmal richtig teuer geworden."
Top-Fahrer hatten für dieses Jahr bereits zugesagt
"Aber nun ist es, wie es ist. Wir werden nicht daran sterben", sagt der Vorsitzende mit Blick auf die Finanzen des Vereins. Im Januar 1969 hatte der MCC Frankenbach die inzwischen zu einem Motocross-Klassiker gewordene Veranstaltung erstmals ausgerichtet und sie über die Jahre zu einer Vorzeigeveranstaltung in der Region geformt. Nach einzelnen Ausfällen in den Jahren 1988, 1989, 1999 und 2018 verhinderte von 2020 bis 2022 die Corona-Pandemie eine Austragung.
In diesem Jahr war eine System- und Preisgeldanpassung vorgesehen; es gab bereits Zusagen von Fahrern aus 16 Nationen. Darunter waren unter anderem Vize-Weltmeister Maximilian Nagl und Henry Jacobi, ADAC-MX-Masters-Sieger 2018. Statt Antrittsgeldern sollten ausschließlich Preisgelder gezahlt werden; der Sieger hätte 3000 Euro bekommen. Die prestigeträchtigste 450-ccm-Klasse wäre mit 34 Startern, 25 Profis, voll gewesen. "Die acht bis zehn schnellsten Fahrer des ADAC Masters wären gekommen", sagt Wolfgang Blatt. "Das wäre ein Fahrerfeld gewesen, das wir so noch nie hatten."
Gespräche mit der Stadt
"Wir müssen den Gürtel jetzt recht eng schnallen. Unvorhergesehene Investitionen sind nicht mehr möglich", sagt Blatt, schließlich sorge das Winter-Motocross alljährlich für die "finanzielle Grunddecke" des Vereins.
Daher möchte der Verein mit der Stadt das Gespräch suchen, um zu erörtern, ob eine finanzielle Unterstützung oder ein Ausgleich möglich ist. Doch sportlich bleibt dem MCC Frankenbach in diesem Jahr wohl einzig der reguläre Trainingsbetrieb. "Wir haben uns aber noch am Tag der Absage vorgenommen, uns in der nächsten Zeit intensiv um die Strecke zu kümmern", sagt Pressewart Peter Mayer. Anspruchsvollere Sprünge und Modernisierungen sollen realisiert werden. Doch all das bleibt ein schwacher Trost, denn die Motocross-Elite fährt 2023 andernorts.