Auftakt der Deutschen Rallye-Meisterschaft wird im Erzgebirge zur Reifenlotterie
Wetter beeinflusst den Saisonstart der DRM. Doch Beifahrer Stefan Kopczyk aus Bad Friedrichshall wird die Rallye nicht nur wegen des ersten "Masters"-Siegs in besonderer Erinnerung behalten.

Von unten wie oben äußerst abwechslungsreich hat sich die 59. ADAC Rallye Erzgebirge am vergangenen Wochenende zum Auftakt der Deutschen Rallye-Meisterschaft (DRM) präsentiert. Die Mischung aus Schotter- und Asphaltpisten, Betonplatten und Pflastersteinen sowie das wechselhafte Wetter machten den Saisonstart über rund 138 WP-Kilometer in weiten Teilen zu einer Reifenlotterie, in der nicht alle Teilnehmer zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen trafen.
Rostek/Kopczyk haben Pech mit der Reifenwahl
Dazu gehörten auch Dennis Rostek (Bückeburg) und sein Beifahrer Stefan Kopczyk aus Bad Friedrichshall. "Für die ersten Wertungsprüfungen war die Regenvorhersage nicht eindeutig. In allerletzter Minute haben wir uns für weiche Slick-Reifen entschieden, aber trotzdem zwei Regenreifen als Ersatz mitgenommen", berichtete Kopczyk von den Gedankenspielen des Duos.
Als dann pünktlich zum Start der Regen einsetzte, gab es erst einmal kein Zurück mehr. Als Fünfter betrieben die Skoda-Piloten zum Auftakt Schadensbegrenzung, bevor sie auf WP2 ihre mitgeführten Regenreifen über Kreuz montierten und die viertbeste Zeit fuhren. Auf WP3 lag das Duo mit der Reifenwahl dann goldrichtig und fuhr auf dem Rundkurs "Jahnsdorf-Flugplatz 2" Gesamt-Bestzeit.
Rostek leidet, Kopczyk frotzelt
Doch dass das Duo am späten Freitagnachmittag überhaupt für Rosteks Team Pole Promotion zum Start auf dem Stollberger Marktplatz in seinem Fabia RS Rally2 hatte Platz nehmen können, war der eigentliche Erfolg gewesen. Denn neun Tage zuvor hatte Rostek mit einem entzündeten Blinddarm-Fortsatz noch auf dem Operationstisch gelegen und erst kurz vor der Veranstaltung von den Ärzten Grünes Licht für einen Start bekommen.
Statt des üblichen Eingriffs auf der Gürtellinie hatte sich der Ex-Profi zehn Zentimeter höher auf der Bauchdecke operieren lassen, damit die engen Sicherheitsgurte im Auto nicht auf die frische OP-Narbe drücken.
"Es war eine verdammt schwere Rallye und ein Höllenritt. Ich bin einfach nur heilfroh, dass ich im Ziel bin", sagte Dennis Rostek sichtlich erleichtert nach der zwölften und letzten Wertungsprüfung. "Nicht schlecht für einen ‚50er‘ gegen die Jugend - und das im angeschlagenen Gesundheitszustand", frotzelte Kopczyk, der 2012 in der DRM triumphiert hatte, nach der Rallye.
Titelentscheidung dürfte ein Zweikampf werden
Die DRM dürfte an der Spitze in diesem Jahr erneut zu einem Zweikampf zwischen dem Titelverteidiger und zweiten Pole-Promotion-Duo Marijan Griebel/Tobias Braun (Skoda Fabia RS Rally2) sowie den Vorjahres-Zweiten Julius Tannert/Christian Frank (Skoda Fabia RS Rally2), die bei Tannerts Heimspiel im Erzgebirge mit 29,2 Sekunden Vorsprung nicht zu bezwingen waren, werden.

Neue Rallyes und neue Wertungen
Neu ist im Veranstaltungskalender neben der Hunsrück- und der Ostsee-Rallye auch das 70-Kilometer-Sprintformat im Hunsrück. Zudem haben die vor einigen Jahren aus der WM adaptierten "Power Stages", bei denen die schnellsten Fahrer nach dem Punkteschlüssel 5-4-3-2-1 einmal pro Rallye Zusatzzähler sammeln können, einen kleinen Bruder bekommen.
Die "Pop-Up Power Stage" wird von den Veranstaltern erst kurz vor der von ihnen dazu auserwählten WP bekanntgegeben und bringt weitere Extrazähler (3-2-1) für das Punktekonto. Weil Griebel beim Saisonauftakt beide mit Extra-Punkten bedachten Prüfungen gewann, hält sich sein Rückstand als Zweiter auf Auftaktsieger Tannert in Grenzen.
Erster Erfolg auf dem Weg zum "DRM Masters"-Titel
Ebenfalls aus der WRC übernommen wurde das Konzept des "DRM Masters": In der Sonderwertung sind nur Fahrer ab 40 Jahren mit Rally2-Fahrzeugen startberechtigt - diesen Titel haben sich Dennis Rostek (50) und Stefan Kopczyk (42) zum Ziel gesetzt. Nachdem beide den zweiten Tag vorwiegend auf Regenreifen verbracht hatten, waren sie am Samstag als Viertschnellste von 67 Fahrerpaarungen im Ziel.
Dritter wurden Kenneth Madsen/Mette Felthaus (Citroën C3 Rally2) aus Dänemark. Weil Madsen jedoch die internationale Fahrerlizenz fehlt, gewannen Rostek/Kopczyk nicht nur die erste "DRM Masters"-Konkurrenz, sondern wurden in der regulären DRM-Wertung als Dritte mit 21 Zählern bedacht. "Die Punkteausbeute zum Saisonauftakt ist super", resümierte Stefan Kopczyk - nicht zuletzt aufgrund der diversen Begleiterscheinungen.
Deutsche Rallye-Meisterschaft 2024
15./16. März: Rallye Erzgebirge
3./4. Mai: Rallye Sulingen
24./25. Mai: Hunsrück Rallye
14./15. Juni: Rallye Mittelrhein
28./29. Juni: Saarland-Pfalz Rallye
9./10. August: Rallye Stemweder Berg
6./7. September: Ostsee Rallye
Höhepunkte im Fernsehen
Für Rallye-Fans, die nicht vor Ort an den Wertungsprüfungen zuschauen können, bietet der Nachrichtensender n-tv am Sonntag, dem Tag nach den jeweiligen Veranstaltungen, das halbstündige Magazin "PS - DRM Deutsche Rallye-Meisterschaft" an.
Dort gibt es Zusammenfassungen, Höhepunkte und Interviews mit den Protagonisten. Die Erstausstrahlung erfolgt immer am Sonntagmorgen ab 11.15 Uhr, Wiederholungen gibt es sonntagabends um 19.15 Uhr sowie jederzeit über die Mediathek von n-tv oder bei der Streaming-Plattform RTL+.

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