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Jörg Dörre und Robin Zaiß fahren bei Unterland-Hohenlohe-Rallye in eigener Liga

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Erlösung nach 23 Jahren: Jörg Dörre und Robin Zaiß triumphieren erstmals bei der Unterland-Hohenlohe-Wertungsfahrt und krönen das Heimspiel des HWRT Wohlmuthausen mit einem Heimsieg.

Jörg Dörre und Robin Zaiß bewegten ihren BMW M3 E36 mehr als 23 Sekunden schneller über die 35 WP-Kilometer als ihre ersten Verfolger Rainer Noller/Tanja Schlicht.
Jörg Dörre und Robin Zaiß bewegten ihren BMW M3 E36 mehr als 23 Sekunden schneller über die 35 WP-Kilometer als ihre ersten Verfolger Rainer Noller/Tanja Schlicht.  Foto: Berger, Mario

Ein wenig Erleichterung, aber vor allem echte Freude waren Jörg Dörre und seinem Co-Piloten Robin Zaiß am Samstagabend im Rallye-Zentrum in jedem Moment anzusehen. Bereits bei ihrer Zielankunft wenige Stunden zuvor war klar, dass das BMW-Duo aus Pfedelbach nicht mehr von der Spitze der Gesamtwertung der 34. Unterland-Hohenlohe-Wertungsfahrt des HMC Öhringen zu verdrängen sein würde. Zu groß war der Vorsprung auf die Konkurrenz, zu sicher hatten sich Dörre/Zaiß beim ersten Lauf des Jahres zur Württembergischen Rallye-Meisterschaft über die 34,6 Asphalt- und 0,4 Schotterkilometer bewegt.

Daher gab es bereits früh erste Glückwünsche und wenig später reichlich Silberware für den Untersteinbacher und seinen 29-jährigen Beifahrer, die damit nicht nur Mitveranstalter HWRT Wohlmuthausen einen Heimsieg bescherten, sondern auch zwei neue Namen in die Ehrentafel der Gesamtsieger eingravierten. "Heute war einfach die letzte Entschlossenheit da", sagte Dörre, der nach 23 Jahren und fünf zweiten Plätzen erstmals ganz oben auf dem Treppchen stand.

Viel Lob für anspruchsvolle Wertungsprüfung

Als die Gesamtsieger gegen 21.30 Uhr ihre Pokale entgegennehmen durften, lag nicht nur hinter ihnen ein motorsportlicher Feiertag. Denn Sonnenschein und ein strahlend blauer Himmel hatten die Rallye zu einem Zuschauer-Magneten werden lassen.

Mit Camping-Stühlen, Verpflegung und Rallye-Zeitung hatte sich dieses Quintett auf den besten Plätzen an der ersten Wertungsprüfung eingerichtet.
Mit Camping-Stühlen, Verpflegung und Rallye-Zeitung hatte sich dieses Quintett auf den besten Plätzen an der ersten Wertungsprüfung eingerichtet.  Foto: Berger, Mario

Bereits auf der erstmals ausgetragenen Rundkurs-Wertungsprüfung 1+3 lag zwischen Hohensall und Tiefensall mancherorts eine Melange aus Gummi-, Benzin- und Grillgeruch in der Luft. Die WP 2+4, die sich zwischen Baierbach, Heuholz und Michelbach durch die Weinberge schlängelte, war von Zuschauern gesäumt und erhielt auch für ihr Fahrprofil von den Protagonisten reichlich Lob.

Enge Kurven kosten in den Weinbergen viel Zeit

Rekordsieger Rainer Noller aus Abstatt, der mit Tanja Schlicht im wendigen, aber verhältnismäßig untermotorisierten Opel Corsa Rally4 für den HMC Öhringen unterwegs war, kamen die vielen 90-Grad-Kurven und Spitzkehren im Weinberg nicht zugute, doch der 53-Jährige hatte sichtlich Spaß und war am Ende mit seinem zweiten Gesamtrang mehr als zufrieden.

"Auf der ersten WP war es an manchen Stellen noch leicht nass, was es schwierig gemacht hat", sagte der Routinier. Doch bereits zur Halbzeit lagen er und Schlicht auf Rang zwei. "Wenn wir am Ende vor Tom Kässer stehen, der im baugleichen Auto unterwegs ist, dann wäre das sicher nicht schlecht", betonte Noller nach zwei von vier WP - und hatte am Ende 8,8 Sekunden Vorsprung vor Peugeot-Pilot Kesser.

Andere Fahrer hatten mit den engen Weinberg-Kurven weit größere Probleme. Dennis Härle (Abstatt) und Lisa Kiefer (Speyer) verpassten eine Links-Rechts-Kombination mit ihrem Ford Fiesta Rally4 ebenso wie Lars Schneider und Jakob Hoffmann aus dem hessischen Weilrod im BMW 320i Compact E36. Das Subaru-Impreza-WRX-STi-Duo Klaus Koch/Marco Hartung musste gar einen Umweg über die Wiese und zwischen den Zuschauern hindurch nehmen, um wieder zurück auf die Strecke zu gelangen.


Seltenes Bild: Otterbach-Brüder im Rückwärtsgang

Vorjahressieger Kai Otterbach (Obersontheim) war mit Co-Pilot und Bruder Nico Otterbach (Wendelstein) im Ford Fiesta S2000 beim ersten Lauf zur Württembergischen Meisterschaft von Anfang an am Limit gefahren, jedoch nach der zweiten Wertungsprüfung bereits weit vom Gesamtsieg entfernt.

Titelverteidiger Kai Otterbach und sein Co-Pilot Nico Otterbach verloren auf der zweiten Wertungsprüfung viel Zeit. Doch schon auf der ersten Rundkurs-WP hatte der Ford Fiesta S2000 der Brüder am Rechten Heck Schaden genommen, wie auf den Bildern vom ersten (links) und zweiten (rechts) Rundkurs-Durchgang zu erkennen ist.
Titelverteidiger Kai Otterbach und sein Co-Pilot Nico Otterbach verloren auf der zweiten Wertungsprüfung viel Zeit. Doch schon auf der ersten Rundkurs-WP hatte der Ford Fiesta S2000 der Brüder am Rechten Heck Schaden genommen, wie auf den Bildern vom ersten (links) und zweiten (rechts) Rundkurs-Durchgang zu erkennen ist.  Foto: Mario Berger

"Ja, da haben wir es liegengelassen", sagte Kai Otterbach, nachdem er in einer Spitzkehre erst den Motor abgewürgt und dann sogar den Rückwärtsgang hatte einlegen müssen und dadurch 20 Sekunden auf Dörre/Zaiß verloren hatte.

Insgesamt 23 Sekunden Rückstand zur Rallye-Halbzeit waren dann selbst für die schnellen Otterbach-Brüder nicht aufzuholen, die mit dem Heck ihres Fiesta S2000 bereits auf der ersten Wertungsprüfung die Grenzen des Möglichen ausgetestet hatten.

Viel Abwechslung auf dem Siegerpodest

Aus dem Führungstrio fuhr danach jeder seine eigene Rallye - zu groß waren bereits nach zwei von vier Wertungsprüfungen die Abstände zueinander. "Wir hatten wirklich nicht damit gerechnet; gerade, weil wir in diesem Jahr extra eine kleinere Klasse gewählt hatten und nur um den Klassensieg mitfahren wollten", sagte Dörre später nach der Siegerehrung mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.

Das HWRT-Duo hatte die PS-Zahl seines BMW M3 E36 leicht gedrosselt und wurde daher statt in Klasse NC1 in der NC2 gewertet. "Mit dem Heckantrieb war es vor allem an den feuchten Stellen auf der ersten WP sehr schwierig", sagte Robin Zaiß, "aber Jörg hat es heute mega gemeistert".

So wurde die Rallye zum Triumphzug der Pfedelbacher und sorgte für das Kuriosum, dass auf dem Podest der Gesamtwertung drei verschiedene Antriebsarten vertreten waren: auf Dörres BMW mit Heckantrieb, folgten Nollers Opel-Fronttriebler und Otterbachs Allrad-Ford.

Unfall auf WP 1 bleibt ohne schwere Folgen

Für viel Erleichterung sorgte am Abend dann auch die beruhigende Nachricht, dass sich Daniel Habicht und Michael Keller nicht ernsthaft verletzt hatten. Das BMW-Duo war auf der ersten WP rechts von der Strecke abgekommen und im Flussbett der Sall verunfallt, was den Einsatz eines Rettungshubschraubers notwendig gemacht hatte und den Abbruch der WP zur Folge hatte. "Beide waren zu jeder Zeit ansprechbar, hatten aber über Rückenschmerzen geklagt", berichtete Rallye-Organisationsleiter Toni Geist später.

Daher sei automatisch die Notfallkette angelaufen und statt im Rettungswagen über holprige Landstraßen, sei es per Hubschrauber nach Würzburg ins Klinikum gegangen. Bis auf diesen Unfall konnte Geist eine positive Veranstaltungsbilanz ziehen. Nicht zuletzt, weil Jörg Dörre und Robin Zaiß aus dem Heimspiel einen Heimsieg gemacht hatten.


Ergebnisse der 34. Unterland-Hohenlohe-Wertungsfahrt

Gesamtwertung (55 Starter)

1. Jörg Dörre/Robin Zaiß (BMW M3 E36) 24:45,6 Minuten.

2. Rainer Noller/Tanja Schlicht (Opel Corsa Rally4) +23,3 Sekunden.

3. Kai Otterbach/Nico Otterbach (Ford Fiesta S2000) +27,7 Sekunden.

4. Tom Kässer/Stephan Schneeweiß (Peugeot 208 Rally4) +32,1 Sekunden.

5. John Macht/Tobias Glatzel (Mitsubishi Lancer Evolution VI) +33,1 Sekunden.

Klassensieger NC1 (6 Starter): John Macht/Tobias Glatzel (Mitsubishi Lancer Evolution VI) 25:18,7 Minuten.

Klassensieger NC2 (9 Starter): Jörg Dörre/Robin Zaiß (BMW M3 E36) 24:45,6 Minuten.

Klassensieger NC3 (26 Starter): Jochen Böhringer/Roland Bürk (BMW E30 318is) 25:53,1 Minuten.

Klassensieger NC4 (6 Starter): Alexander Ickert/Klaus Ickert (Ford Fiesta 1.6 Mk5) 27:33,7 Minuten.

Klassensieger NC6 (3 Starter): Klaus Koch/Marco Hartung (Subaru Impreza WRX STi) 28:25,0 Minuten.

Klassensieger RC2 (2 Starter): Kai Otterbach/Nico Otterbach (Ford Fiesta S2000) 25:13,3 Minuten.

Klassensieger RC4 (3 Starter): Rainer Noller/Tanja Schlicht (Opel Corsa Rally4) 25:08,9 Minuten.

5. Retro-Wertungsfahrt (23 Starter)

1. Max Birnbreier/Timo Birnbreier (Lancia Fulvia) 00:00,19 Minuten.

2. Andreas Zuhnemer/Max Buchert (Renault R5 GT Turbo) +0,09 Sekunden.

3. Thomas Hartmann/Markus Eberle (VW Golf III GTI) +0,16 Sekunden.

4. Michael Spinner/Dennis Mehler (Audi A4) +0,35 Sekunden.

5. Bernd Lutz/Ute Drope (VW Golf I GTI) +0,37 Sekunden.


Rostek/Kopczyk werden Zweiter in der Eifel

Nur am dreimaligen Deutschen Meister Marijan Griebel und seinem Beifahrer Tobias Braun gab es am Sonntag bei der 44. Auflage der ADAC Rallye Kempenich für Dennis Rostek und seinen Bad Friedrichshaller Co-Piloten Stefan Kopczyk kein vorbeikommen.

Beim ersten Saisonlauf zum DMSB Rallye Cup kam das Duo im neuen Skoda Fabia RS Rally2 nach 70 Asphalt-Kilometern mit 38,2 Sekunden Rückstand auf Griebel/Braun, die ebenfalls im Fabia RS Rally2 unterwegs waren, ins Ziel. Beide Fahrerpaarungen starteten für das von Rostek aufgebaute Team Pole Promotion.

Vorausfahrzeug in Hohenlohe

Bei schwierigen Witterungsbedingungen mit Regen- und Graupelschauern fuhren Dennis Rostek (50) und Stefan Kopczyk (42) in sieben von acht Wertungsprüfungen die zweitschnellste Zeit und hatten dadurch am Ende 57,3 Sekunden Vorsprung auf die drittplatzierten Christopher Gerhard/Jacqueline Kaiser (Skoda Fabia R5).

Am Samstag hatten Rostek und Kopczyk noch eine ungewöhnlich lange "Verbindungsetappe" hinter sich gebracht. Um einige Testkilometer zu sammeln, war das Duo bei der 34. Unterland-Hohenlohe-Wertungsfahrt als Vorausfahrzeug gestartet und danach umgehend in die Eifel nach Kempenich aufgebrochen.

 
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