Im Kampf mit der Uhr und sich selbst: MC Heilbronn lädt zum Slalom-Wochenende auf den Wolfszipfel
Heilbronner Motorsportclub stand vor seinen Slaloms 118 und 119 vor verschiedenen Herausforderungen, doch die Fahrer halten der "Kleinen Grünen Hölle" auf dem Wartberg die Treue.

Marcel Pimpl muss einen Moment überlegen, als er gefragt wird, wer denn eigentlich bei einem solchen Slalom-Wettbewerb der größte Gegner eines Fahrers ist. Die Uhr? Die Pylonen? Das eigene Auto? Die Konkurrenten? Oder gar man selbst? "Am Ende ist nur die Platzierung entscheidend", sagt Pimpl, "daher würde ich sagen, es ist erst einmal ein Rennen gegen die Uhr und gegen sich selbst."
Am Wochenende wird der Fahrer des MC Heilbronn die Uhr und sich selbst einmal mehr auf bekanntem Terrain herausfordern können. Denn der Motorsportclub lädt wieder im Doppelpack zum Automobilslalom auf das Verkehrsübungsgelände am Wartberg - den Wolfszipfel. Am Samstag geht es beim 118. MCH/ADAC-Slalom des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) um Wertungspunkte für die Württembergische Slalom-Meisterschaft sowie den Slalom-Pokal Südwest, am Sonntag steigt der 119. MCH Clubsport-Slalom als Teil des Württembergischen ADAC Slalom-Pokals.
Gestiegene Kosten aller Orten
Ganz einfach war die Organisation des diesjährigen Pylonen-Spektakels im Angesicht der wirtschaftlich angespannten Gemengelage allerdings nicht. Allgemeine Kostenexplosionen bei Versicherungen, Materialien und Verpflegung sowie die um ein Drittel erhöhte Miete für die Verkehrsübungsanlage machten auch vor den Motorsportlern nicht Halt. Nenngelder mussten um zehn Euro erhöht werden, kreative Ideen waren gefragt.
Entsprechend bündelte der Verein Kräfte und Ressourcen und führt beide Veranstaltungen wieder an einem Wochenende durch. Ganz voll wurden die Starterlisten zwar nicht (64 von 90 möglichen Startern am Samstag und 74 von 100 am Sonntag), doch für den Clubsport-Slalom sind zehn Nennungen mehr eingegangen, als bei der bislang letzten Veranstaltung im vergangenen September. Keine Selbstverständlichkeit angesichts von steigenden Kosten für Reifen, Benzin und allgemein verteuertem Fahrzeug-Unterhalt.
Motorsportclubs helfen sich gegenseitig
"Wir sind in Württemberg der Verein mit den meisten Startern", sagt Bernd Sandrisser. Der Sportleiter des MC Heilbronn betont dennoch: "Es bleibt ein großer Kraftakt. Ich hoffe, dass wir mit einer schwarzen Null aus dem Wochenende kommen. Jeder Becher Kaffee, den die Zuschauer trinken, tut uns gut."
Wie viele andere Vereine hat auch der MCH nach der Pandemie Mühe, die nötigen Helfer zurückzugewinnen. "Das wird immer schwerer", berichtet Sandrisser. Dank eines Helfer-Austauschs mit anderen Motorsportclubs - etwa aus Frankenbach und Öhringen - werden jedoch wieder rund 70 Ehrenamtler zum Gelingen beitragen.
Pylonen-Fehler können teuer werden
Der nominell etwas höherwertige DMSB-Slalom am Samstag unterscheidet sich von der Clubsport-Variante vor allem in der zurückzulegenden Distanz. Sind am Samstag bei zwei Wertungsläufen auf zwei Runden insgesamt rund 1800 Meter zu fahren, wird am Sonntag nur jeweils eine Runde pro Lauf absolviert.
Die Zeiten beider Durchgänge werden addiert und fördern so den schnellsten Fahrer in jeder Gruppe zutage. Wird eine Pylone verschoben oder gar umgeworfen, machen drei Strafsekunden jede Siegchance zunichte.
Wolfszipfel ist ein Highlight im Slalom-Kalender
Die Clubsport-Variante bietet mit ihrer Gruppe SE auch Einsteigern die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln. "Außerdem", ergänzt Marcel Pimpl, "sind beim DMSB-Slalom in allen Klassen Slicks erlaubt und die technische Abnahme ist etwas strenger". Beim Clubsport dürfen die profillosen Reifen hingegen ausschließlich in Gruppe H, der "Königsklasse" des Automobilslaloms, gefahren werden. Ansonsten schreibt das Reglement Semi-Slicks vor.
Dass der Parcours auf dem Heilbronner Wolfszipfel besonders ist, ist längst nicht mehr nur in der Slalom-Szene bekannt. Die hügelige Landschaft und der ungewöhnliche Streckenverlauf heben die Veranstaltung von den flachen Parkplatz- und Flugplatz-Slaloms anderer Vereine ab und machen sie zu einem Highlight im Slalom-Kalender - für die Fahrer wie für die Zuschauer.
Zeitplan des Slalom-Wochenendes
Sowohl beim DMSB-Automobilslalom am Samstag, als auch beim Clubsport-Slalom des Vereins am Sonntag werden die ersten Fahrzeuge ab 9 Uhr auf dem Wolfszipfel um die schnellste Zeit im Pylonen-Parcours kämpfen.
Am Samstagmorgen sind von 9 bis 11.40 Uhr zunächst die Gruppe-G-Fahrer mit ihren seriennahen Fahrzeugen im Einsatz sein. Nach einer Pause mit Streckenbegehung sollen von 12.15 Uhr bis 13.55 Uhr die moderat verbesserten Autos der Gruppe F an den Start gehen, bevor ab 14.30 Uhr nach einer zweiten Unterbrechung die 22 Starter der Gruppe H in stark verbesserten Fahrzeugen unterwegs sind.
Am Sonntag ist geplant, dass die Gruppen G und SE (Einsteiger) ihre Trainings- und Wertungsläufe von 9 bis 10.35 Uhr, Gruppe F von 11.10 bis 12.40 Uhr und Gruppe H von 13.15 Uhr bis 14 Uhr absolvieren. Zuschauer haben an beiden Tagen freien Eintritt.
Team Hornet nach Neuaufstellung mit erfolgreichem Start
Der Saisonauftakt in Asperg war zu Monatsbeginn trotz kleinerer Widerstände bereits erfolgreich, nun möchte das Team Hornet des MC Heilbronn um das Fahrer-Trio Marcel Pimpl, Nico Chelminiacki und Maximilian Deis am Wochenende auf dem heimischen Wolfszipfel an ihren Gesamtsieg beim MSC Aldingen/RTC Fellbach anknüpfen.
Das Team Hornet ist das Nachwuchsprojekt des MC Heilbronn, in dem junge Fahrer, die sich noch in Ausbildung, Weiterbildung oder Studium befinden, nicht nur Erfahrung und Fahrpraxis bei den baden-württembergischen Slalom-Läufen sammeln können, sondern sich zugleich mit Unterstützung anderer Vereinsmitglieder und Partner auch um Vorbereitung und Instandhaltung eines eigenen Fahrzeugs sowie um das Management des Teams kümmern.
Aus dem Duo ist ein Trio geworden
In der Saison 2023 ist nun aus dem bisherigen Fahrer-Duo ein Trio geworden, nachdem Jonas Straub aufgrund seines Master-Studiums in Karlsruhe als aktiver Fahrer ausgeschieden ist.
Marcel Pimpl ist weiterhin dabei, dazu kommen in diesem Jahr der Slalom-erfahrene Nico Chelminiacki und Maximilian Deis, der im Vorjahr mit einem Opel Adam im ADAC Slalom Youngster Cup erfolgreich unterwegs gewesen war. "Die beiden sind echt talentiert, man muss nur schauen, dass das Talent nicht in Übermut umschlägt", scherzt Pimpl, bezieht sich dabei aber nicht nur auf seine Teamkollegen, sondern auf den gesamten Slalom-Sport.
Gesamtsieg trotz Leitplankenkontakt
Chelminiacki, Deis und Pimpl werden auf dem Wolfszipfel in der Gruppe F an den Start gehen - wie immer mit ihrem knallgelben und passend zum Team-Name in einem Waben-Muster aufbereiteten BMW E36 318ti. Der Hecktriebler hatte beim Saisonauftakt in Asperg nach einem Fahrfehler beim Einstand von Maximilian Deis die Leitplanke touchiert und an der rechten Front einiges abbekommen.
Doch dank Muskelkraft, Kabelbindern und Panzertape war eine Weiterfahrt möglich, so dass Chelminiacki im zweiten Wertungslauf Klassen-, Gruppen- und Gesamtsieg für das Team einfahren konnte. Nun soll es am Wartberg unfallfrei durch die Pylonen gehen. "Die Strecke ist nicht immer einsehbar, dementsprechend anspruchsvoll und erfordert eine hohe Konzentration", erklärt Pimpl.