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Bildungscampus-Erweiterung 
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Zukunft des Sports in Heilbronn: Neubau von Eisstadion und Soleo sorgt für Diskussionen

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Im Zuge der Bildungscampus-Erweiterung wird es Neubauten fürs Eisstadion, das Soleo und die Rollsporthalle geben. Wie die Sportstätten ausgestaltet werden, ergibt sich aus den Möglichkeiten der Vereine.


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Mit einem Bekenntnis zum Eishockey überraschte Heilbronns Oberbürgermeister vor knapp einer Woche die Gäste beim Fest des Sports . „Es ist die komplexeste und faszinierendste Sportart“, sagte Harry Mergel, der bisher in erster Linie als ehemaliger Fußballspieler und -enthusiast bekannt war. „Sich auf den schmalen Kufen sicher übers Eis bewegen, dabei noch Puck und Schläger koordinieren, das ist maximal anspruchsvoll. Das fand ich aber schon immer“, wunderte sich Mergel hinterher über die überraschten Mienen im Publikum.

Mit dem Stadtoberhaupt als neuerdings bekennendem Eishockey-Anhänger könnte das neue Eisstadion für die Heilbronner Falken und den Heilbronner EC üppig ausfallen. Im Rahmen der Campus-Erweiterung Süd muss bekanntlich ein neuer Standort für das Eisstadion, das Hallenbad Soleo und die Rollsporthalle gefunden werden. Der ambitionierte Zeitplan von Stadt und Dieter-Schwarz-Stiftung sieht die Fertigstellung bis zum Jahr 2030 vor. Erst dann sollen die bisherigen Bauten abgerissen werden.


Harry Mergel warnt vor zu forschen Forderungen von Seiten der Vereine  

Mergel warnt allerdings vor allzu forschen Forderungen: „Das Fell des Bären sollte nicht verteilt werden, ehe er erlegt ist.“ Im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs werden aktuell die Potenziale erkundet, wie es in bestem Verwaltungssprech heißt. Im Grunde geht es darum, was kann wo und wie gebaut werden. Auf der Hand liegt, dass Eisstadion und Hallenbad aus energetischen Gründen nebeneinander entstehen sollten.

Darüber hinaus scheint alles offen. Wird es die seit Jahren immer wieder diskutierte Großveranstaltungshalle geben – samt integrierter Eishalle? Oder bleibt das neue Eisstadion aus Kostengründen autark und fällt eher eine Nummer kleiner aus? Wird die vom Heilbronner EC seit Jahren herbeigesehnte zweite Eisfläche darüber hinaus Wirklichkeit?

Basketball-Regionalligist TSG Heilbronn Reds (hier mit Spielmacher Nils Maisel am Ball) hat mit seiner „Vision 2030“ eine klare Zielsetzung formuliert.
Basketball-Regionalligist TSG Heilbronn Reds (hier mit Spielmacher Nils Maisel am Ball) hat mit seiner „Vision 2030“ eine klare Zielsetzung formuliert.  Foto: Lina Bihr

„Wir haben vollstes Vertrauen in die Arbeit der Verwaltungsspitze um Harry Mergel“, betont der geschäftsführende Falken-Gesellschafter Franz Böllinger und würdigt das Bekenntnis des OB: „Harry Mergel ist im Herzen ein Falke.“ Seinen Eishockey-Drittligisten sieht Böllinger im laufenden Prozess nicht in einer exponierten Position, sondern als „Teil der Heilbronner Sportfamilie“.

Heilbronn Reds und Heilbronner Falken haben Entwicklungspläne verfasst

Aber sind die Bande im städtischen Sport tatsächlich so eng? „Ich würde mir mehr Zusammenarbeit wünschen. Nur zusammen werden wir Gehör finden“, sagt Tobias Maier, Abteilungsleiter des Basketball-Regionalligisten TSG Heilbronn Reds. Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen haben die Reds mit ihrer „Vision 2030“ zumindest schon einmal klar dargelegt, wohin sie sich weiterentwickeln wollen. Die Falken hatten vor dem Abstieg aus der DEL 2 eine „Roadmap 2027“ entwickelt, die in den Grundsätzen noch Bestand hat. Die Rückkehr in die zweithöchste Klasse ist das erklärte Ziel des Playoff-Halbfinalisten – und muss es auch sein. „Wir wollen Meister werden“, sagte der Sportliche Leiter Martin Jiranek auf der Bühne beim Fest des Sports.

Campuspark mit Rollsport-, Eishalle und Soleo: Die Sporteinrichtungen sollen für die nächste Erweiterung des Bildungscampus Platz machen.
Campuspark mit Rollsport-, Eishalle und Soleo: Die Sporteinrichtungen sollen für die nächste Erweiterung des Bildungscampus Platz machen.  Foto: Seidel, Ralf

Ansonsten ist von hehren Zielen und großen Ambitionen in der Heilbronner Sportlandschaft aber wenig zu sehen und zu hören. Von engen Kooperationen zwischen Vereinen unterschiedlicher Sportarten und familiären Beziehungen schon gleich gar nicht. Dabei besteht jetzt die einmalige Chance, die Weichen für eine leistungssportliche Entwicklung für mindestens das nächste Vierteljahrhundert zu stellen. Es sind sportliche Macher gefragt, die über den Tellerrand der eigenen Vereinssuppe hinausblicken, die bisher ungeahnten Möglichkeiten erkennen, ergreifen und engagiert angehen.

„Ich würde mir wünschen, dass die vier, fünf Vertreter der wirklich in Richtung Profisport strebenden Vereine mal zusammenkommen und in einem Workshop von einem Fachmann über Chancen und Risiken eines Profi-Hallenbetriebs informiert werden“, sagt Tobias Maier.

Heilbronner Nachbarstädte wie Neckarsulm sollten in die Pläne einbezogen werden 

Dabei sollten die ambitionierten Nachbarn jedoch nicht vergessen werden. „Ich würde mir wünschen, dass bei den Planungen über die Stadtgrenzen hinausgedacht wird“, sagt Bernd Dollmann, Handball-Vorstand bei der Sport-Union Neckarsulm. Gerade seine Sportart könnte letztlich als Verlierer aus der großen Verteilung des Bärenfells hervorgehen, weil bei den Verantwortlichen in Stadt und Region weiterhin Konkurrenzdenken statt Kooperationsbereitschaft vorherrscht.

Oberbürgermeister und Eishockey-Fan Harry Mergel beim Fest des Sports eingerahmt von Funktionären und Spielern der Heilbronner Falken.
Oberbürgermeister und Eishockey-Fan Harry Mergel beim Fest des Sports eingerahmt von Funktionären und Spielern der Heilbronner Falken.  Foto: Berger, Mario

Wenn sich die städtische Sportfamilie nicht ganz schnell in Bewegung setzt, wird auch in 25 Jahren noch der Satz gelten, den Kanute Julian Schmiech beim Fest des Sports freiheraus sprach: „Heilbronn ist keine Sportstadt.“

Sportentwicklungsplanung 2030 hinkt in der Umsetzung und ist teils schon überholt

Starke 152 Seiten umfasst die Ende 2023 vorgestellte „Sportentwicklungsplanung 2030“ der Stadt Heilbronn. Überschaubare acht Seiten davon beschäftigen sich mit den „Maßnahmen zur Entwicklung des Spitzensports“. Darin wird Ringen vor dem Fußball und hinter dem Eishockey als wichtigste Sportart klassifiziert. Nach dem Rückzug der Red Devils aus der 1. Bundesliga dürfte dies nicht mehr der aktuellen Lage entsprechen. Mit der Abwanderung des Tennis ATP-Challengers Neckar Cup nach Bad Rappenau ist zudem eines von drei „Leuchtturm“-Events neben Trollinger Marathon und City-Triathlon abhanden gekommen. Weder das anvisierte „Netzwerk Pro Leistungssport Heilbronn“ hat bislang zusammengefunden, noch wurde die Stelle eines hauptamtlichen Vereinsmanagers für den Profi-, Spitzen- und Leistungssport geschaffen. In Summe gilt, was auf Seite 107 festgehalten wurde: „Der Spitzensport ist in seiner Entwicklung deutlich zurück.“ 

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