Die Australier sind schon da und freuen sich auf Hochsprung Heilbronn
Europameisterin Jaroslawa Mahutschich fehlt wegen einer Knieblessur bei der Premiere von Hochsprung Heilbronn auf dem Marktplatz. Andere Spitzenathleten sind schon vor Ort.

Noch am Nachmittag hat Joel Baden einen kleinen Spaziergang gemacht: vom Parkhotel im Stadtgarten zum Heilbronner Marktplatz. Die Neugierde des Australiers ist groß, der 27-Jährige möchte sich unbedingt jenen Ort anschauen, wo er am Sonntag (14 Uhr) beim Hochsprung-Meeting an der Ablaufmarke stehen wird. "Ganz ehrlich, ich bin noch nie in der Innenstadt gesprungen", sagt der Weltmeisterschaftsdritte von Eugene, "finde das aber total spannend."
Seit einigen Tagen weilt der Landesmeister bereits in Deutschland - übrigens das allererste Mal - und bereitet sich auf die Premiere in Heilbronn vor. Erst ist er in Leverkusen bei den True Athletes Classics als Dritter - höhengleich mit Sieger Tobias Potye - 2,24 Meter gesprungen, um danach nahe Frankfurt unter den Augen von Athletenmanager Günter Eisinger zu trainieren. Am Donnerstag ist Joel Baden nun mit seinem Coach, Sandro Bisetto, nach Heilbronn gekommen - wo am Nachmittag auch seine Landsfrau Eleanor Patterson eingetroffen ist. Die Weltmeisterin ist kurz vor Mittag in Frankfurt gelandet.
Was die Australier auf dem Marktplatz gesehen haben, beeindruckt. Auch Oberbürgermeister Harry Mergel, der den Aufbau verfolgt: "Wenn ich jetzt auf meine Terrasse runterschaue, hat man von der Südtribüne den Blick aufs Rathaus, von der Nordtribüne den Blick auf die Kilianskirche und dazwischen die Anlage." Ein besonderes Bild, das Jaroslawa Mahutschich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verborgen bleibt. Dabei wäre die Hallenweltmeisterin aus der Ukraine dank ihres Zweitwohnsitzes in Eberstadt ein Gast mit Heimvorteil gewesen. Doch die 21-Jährige springt nicht.
Nach Angaben ihres Managers Aivar Karotamm ist Mahutschich auf dem Weg zum Diamond-League-Meeting nach Chorzów am Flughafen geschubst worden und gestürzt. Die Folgen: ein blitzblau geschwollenes Knie, das intensiv behandelt wird. In Polen ist die Europameisterin nicht gesprungen, in Monte Carlo wenige Tage darauf gequälte 1,96 Meter. "Ein Start jetzt würde die Weltmeisterschaft gefährden", sagt Günter Eisinger. Er versucht zwar weiterhin, die Ukrainerin wenigstens als Besucherin auf den Marktplatz zu bekommen. Die Erfolgsaussichten: äußerst gering.
Dazu passend die zweite Hiobsbotschaft, ebenfalls von Aivar Karotamm. Auch Bogdan Bondarenko wird fehlen. Der Ukrainer, mit 2,42 Meter der Athlet mit der höchsten Bestleistung - diese stammt jedoch aus 2014 - darf nach Rang zwei bei den Landesmeisterschaften nicht mehr ausreisen. Weder nach Herzogenaurach, wo er zuletzt bei seinem Ausrüster trainiert hat. Noch nach Heilbronn, wo er eigens fürs Meeting eine persönliche Einladung erhalten hat. Dies ist seit dem russischen Angriffskrieg eine Bedingung, dass ukrainische Athleten ihr Heimatland verlassen dürfen.
"Dennoch haben wir die geballte Ladung der Männer-Weltelite am Start", sagt Oliver Blumenstock vom Trägerverein Internationales Hochsprung-Meeting Heilbronn. Allen voran Gianmarco Tamberi. Der Olympiasieger aus Italien reist bereits am Freitag an. "Nicht zum Nulltarif", wie Günter Eisinger mit einem Lächeln bei der Pressekonferenz sagt, "aber es ist uns gelungen, ihn zu super fairen Konditionen zu bekommen."
Auf solch hochkarätige Kontrahenten zu treffen, das motiviert auch Joel Baden, der nach der Visite auf dem Marktplatz noch trainiert hat. Der Mann hat schließlich noch ein klares Saisonziel: 2,37 Meter. Das wären nochmals vier Zentimeter über seiner Bestleistung aus dem März, gesprungen daheim in Melbourne. Doch jetzt, zum Saisonhöhepunkt in Ungarn, hat er mit Sandro Bisetto nochmals an der Sprungtechnik gefeilt. Der Australier versichert, er fühle sich wirklich gut. Nur eines würde Joel Baden bei seinem nächsten Besuch in Europa noch in den Koffer packen: "Mein eigenes Kopfkissen."