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Olympiasieger am Start: Warum sich das Heilbronner Hochsprungpublikum glücklich schätzen darf

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Gianmarco Tamberi ist Olympiasieger – und bei Hochsprung Heilbronn dabei. Der 31-Jährige mit dem Spitznamen Halfshave führt das "echte Hammerfeld" an. Der Italiener ist nicht nur wegen seiner sportlichen Fähigkeiten bekannt.

Gianmarco Tamberi hat sich einst vor Finals den Bart nur auf einer Gesichtshälfte rasiert. Daraus entstehen ein Markenzeichen und der Spitzname Halfshave. Foto: dpa
Gianmarco Tamberi hat sich einst vor Finals den Bart nur auf einer Gesichtshälfte rasiert. Daraus entstehen ein Markenzeichen und der Spitzname Halfshave. Foto: dpa  Foto: Michael Buholzer

Teenager kommen auf verrückte Ideen. Mitunter bekommt so ein Jux jedoch eine Eigendynamik, die irgendwann nicht mehr zu stoppen ist, weil längst vom Spleen zum Markenzeichen ausgewachsen. Wie bei Gianmarco Tamberi. Als junger Hochspringer rasiert der Mann aus Civitanova Marche seinen Bart für wichtige Finals nur noch auf einer Gesichtshälfte. Sie nennen ihn Halfshave - und fortan hat Tamberi ein Alleinstellungsmerkmal, einen Glücksbringer, der ihm international Schlagzeilen garantiert.

Dabei braucht dieser Typ gar keine zusätzlichen Auffälligkeiten, taugt er doch allein durch sein extrovertiertes Wesen zum Showman. Sein südländisches Temperament genügt vollauf, um die Zuschauer auf seine emotionalen Reisen zwischen Ablaufmarke und Analyse mitzunehmen. Das wissen auch die Hochsprung-Fans von Eberstadt, wo der Italiener diverse Male die Arena gerockt - und nicht nur bei den Zuschauerinnen für Verzückung gesorgt hat.


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Heilbronner Athletenmanager Eisinger: Gianmarco ist ein Renner

"Gianmarco ist für das Publikum ein Renner", sagt Günter Eisinger, der Athletenmanager von Hochsprung Heilbronn. Nicht ohne Stolz bestätigt er die Zusage des 31-Jährigen für die Premiere des Meetings auf dem Marktplatz am Sonntag, 6. August (14 Uhr) und besitzt bereits die Flugdaten des italienischen Rekordhalters.

Doch Gianmarco Tamberi ist auch sportlich ein Juwel mit brillanter Strahlkraft. Als Europameister von München. Vor allem aber als Olympiasieger. Einer von zweien, die bei den Spielen 2021 in Tokio für spektakuläre Szenen sorgen, die in keinem Jahresrückblick gefehlt haben. Mutaz Essa Barshim und er überspringen 2,37 Meter - mit derselben Anzahl an Fehlversuchen. Beide reißen sie im Olympiastadion drei Mal die Höhe von 2,39 Meter.

Unwiederholbarer magischer Moment bei Olympia

Während der Kampfrichter ihnen die Regeln des Stechens klarmacht, fragt der Katarer, ob denn nicht beide Gold bekommen können. Der Kampfrichter bejaht. Barshim und Tamberi tollen daraufhin wie kleine Kinder umher. "Uns verbindet etwas, das sich nicht wiederholen lässt. Es war ein magischer Moment", wird Gianmarco Tamberi später sagen.

Showeinlage inklusive: So kennen Fans Tamberi aus Eberstadt.
Showeinlage inklusive: So kennen Fans Tamberi aus Eberstadt.  Foto: Veigel

Tokio sei der beste Moment seiner Karriere gewesen. Doch auch andere sind ihm im Gedächtnis geblieben. Wie jene in Eberstadt. Schon 2015 springt Tamberi, der von seinem Vater Marco trainiert wird, dort 2,37 Meter. Beim letzten Meeting 2018 mit 2,33 Meter nochmals Saisonbestleistung. Momente, die ihn anfassen und wieder aufkommen, als ihn Günter Eisinger anruft und fragt, ob er denn nach Heilbronn kommt.

Gianmarco Tamberi: Nur noch der WM-Titel fehlt

Er wird kommen. Um gegen Weltklassespringer wie den südkoreanischen Hallenweltmeister Sanghyeok Woo oder Tobias Potye einen letzten Test vor den Weltmeisterschaften in Budapest zu bestreiten - der einzige Titel übrigens, der Gianmarco Tamberi noch fehlt. Zuletzt hat ihm dieses ersehnte Gold sein Freund Mutaz Essa Barshim in Eugene weggeschnappt.

In Ungarn, Mitte August, treffen sie sich wieder. Jene außergewöhnlichen Weltklassespringer, die auch ihre Hochzeiten miteinander gefeiert haben - knapp ein Jahr ist es nun her, dass Gianmarco Tamberi und seine Frau Chiara Bontempi in Pesaro geheiratet haben. Drei Tage lang weilt auch Mutaz Essa Barshim samt Gattin unter den Gästen. Mit 18 Jahren werden aus den Hochsprung-Kollegen Kumpels, sie sind füreinander da. Wie 2016, als Tamberi schmerzhaft erfährt, dass zwischen Hoch und Tief nur Millisekunden liegen. In Monte Carlo springt der Italiener 2,39 Meter. Landesrekord. Doch der Gewaltssprung hinterlässt Spuren. Tamberi verletzt sich die Bänder im Sprungfuß. Schlimmer geht"s kaum - auch, weil er Olympia in Rio verpasst.

Gianmarco Tamberi: In der Weltrangliste auf Platz drei

Die Rückkehr wird zum Geduldsspiel, doch: Gianmarco Tamberi ist längst zurück, rangiert in der Weltrangliste derzeit punkt- (1215) und höhengleich (2,34 Meter) mit Tobias Potye an Position drei hinter Barshim (2,36) und dem US-Amerikaner Ju Vaughn Harrison (2,35).

"Wir haben ein echtes Hammerfeld zum Auftakt", sagt Oliver Blumenstock, Vorsitzender des Trägervereins Internationales Hochsprung-Meeting Heilbronn, freudig. Zu Olympiasieger Gianmarco Tamberi pflegt er seit Jahren sehr gute Beziehungen - hat ihn der Italiener doch einst beim gemeinsamen Spaghetti-Essen dazu erzogen, die Pasta stilecht ohne Löffel zu essen.

 
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