Stimme+
Handball
Lesezeichen setzen Merken

Weinsberger Nachwuchs-Schiri: Faszination fürs Pfeifen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Immer mehr Handballspiele fallen aus, weil Schiedsrichter fehlen. Dass die Aufgabe des Unparteiischen sogar Passion sein kann, beweist Benjamin Steinle.

Benjamin Steinle pfiff am Samstag beim Kinder-Spieltag in Flein.

Foto: Andreas Veigel
Benjamin Steinle pfiff am Samstag beim Kinder-Spieltag in Flein. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Hinter vielen Handballspielen ist auf der Verbandsseite seit Saisonbeginn zu lesen: "vorl. abgesetzt; keine SR". "Stand heute sind 22 Partien wegen fehlender Schiedsrichter ausgefallen", teilte Schiedsrichterwart Dirk Zeiher am Montag auf Stimme-Anfrage mit.

Dies hatte der Württembergische Handballverband bereits im August in einem Brandbrief an die Vereine angekündigt. 50 Schiedsrichterteams könnten keine 56 Wochenendspiele abdecken. Ab nächster Saison sind Punktabzüge im Gespräch, wenn Vereine nicht genügend Schiedsrichter melden. Die Vereine jammern ihrerseits, dass sie in ihren Reihen niemanden finden, der die Aufgabe übernehmen will.


Mehr zum Thema

Die Tore auf dem Sportgelände von Blau-Weiß Heilbronn können abgebaut werden. Sie werden vor Beginn der Rückrunde nicht mehr benötigt, zumindest nicht für den offiziellen Spielbetrieb.
Foto: Andreas Veigel
Stimme+
Fußball
Lesezeichen setzen

Fußball-Schiris im Unterland statuieren ein Exempel


Chef auf dem Spielfeld

Einer, der es kaum erwarten kann, endlich Schiedsrichter werden zu dürfen, ist Benjamin Steinle. Dürfte sich der Verband den perfekten Nachwuchs-Referee backen, der 16-jährige Weinsberger käme dem Idealbild wohl sehr nahe. "Ich hatte schon immer eine Faszination für Schiedsrichter. Sie sind der Chef auf dem Feld, ohne sie kann kein Spiel beginnen", sagt Steinle. Während sich seine Altersgenossen die Trikots ihrer Idole überstreiften, kaufte sich Steinle Schiedsrichter-Hemden. Beim Fußballspielen mit den Kumpels übernahm er nur zu gerne die Rolle des Referees.

O weih, wird mancher argwöhnen, was für ein Sonderling, der kann wahrscheinlich keinen Ball über drei Meter passen. Doch falsch gevorurteilt: Benjamin Steinle ist aktiver Handballer, Kreisläufer bei den B-Junioren des TSV. Und die führen ihre Verbandsklasse-Staffel mit 12:0 Punkten an. Am vergangenen Sonntag wurde die JSG Neckar-Kocher mit 30:16 aus der Weibertreuhalle gefegt. "Aktuell gehen die Handballspiele noch vor. Ich werde versuchen, eine gute Mischung hinzubekommen", sagt Steinle. Natürlich hegt er den Traum vom Bundesligaprofi. Wenn das nicht klappt, dann "bahne ich mir den Weg als Schiedsrichter in die großen Hallen".

Finanzielle Aspekte sollten nicht ausschlaggebend sein

Doch woher rührt sein Wunsch auf den Schiedsrichter-Job? "Es geht darum Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und zu diesen zu stehen. Mir gefällt die Kommunikation auf dem Spielfeld, die Anerkennung für gute Leistungen." Dass es natürlich auch einmal Ärger und Beschimpfungen geben kann, ist Steinle natürlich bewusst. "Es geht darum sich auf sich selbst zu fokussieren und das Drumherum auszublenden. Fehler passieren. Bisher war es aber nicht so, dass ich tagelang mit Entscheidungen gehadert hätte." Kein Beweggrund für ihn sind die finanziellen Aufwandsentschädigungen. "Natürlich lässt sich das Taschengeld damit ein bisschen aufbessern. Das Geld wäre aber der falsche Anreiz, um Schiedsrichter zu werden."


Mehr zum Thema

Die Schiedsrichter des Kreises Köln schickten keine Unparteiischen zu allen Spielen der Kreisligen A bis D.
Stimme+
Meinung
Lesezeichen setzen

Meinung zu Attacken gegen Schiedsrichter: Zeichen setzen


Aus Altersgründen durfte Steinle bisher nur Spiele bis zur D-Jugend pfeifen. Mit Vollendung des 16. Lebensjahres darf er nun zur Schiedsrichter-Ausbildung. TSV-Teamkollege Malte Uhl nimmt ebenfalls teil. "Wir wollen dann als Gespann pfeifen", sagt Steinle. Wie viele Spiele sie dann übernehmen, liegt ganz bei ihnen. Es gibt keine Mindestanzahl. "Bei den ersten Spielen ist zudem immer ein erfahrener Schiedsrichter mit dabei", versichert Kai-Peter König. Ebenso wie der Schiedsrichterwart im Bezirk Heilbronn-Franken würde sich auch Steinle wünschen, dass die Vereine bei der Suche nach Schiedsrichtern noch offensiver auf die Jugendteams zugehen. Es gilt, die erste Hemmschwelle der Kontaktaufnahme zu überwinden.

"Die Unterstützung von Seiten des Vereins ist sehr wichtig. Beim TSV ist das gegeben, aber eben nicht überall", sagt Steinle. Da könnte also auch anderswo noch ein Idealtypus à la Steinle schlummern.

 

Schiedsrichter-Ausbildungskurs am Samstag in Pfedelbach

Der Handball-Bezirk Heilbronn-Franken kommt in Sachen Schiedsrichter ebenfalls "auf dem Zahnfleisch" daher, wie Kai-Peter König betont. Dennoch ist auf Bezirksebene bisher noch kein Spiel wegen fehlender Schiedsrichter abgesagt worden. Im Unterschied zur Verbandsebene wird zur Spielleitung im Bezirk kein Gespann benötigt. Damit die 100-Prozent-Quote gehalten werden kann, findet an diesem Samstag in Pfedelbach ein Schiedsrichter-Ausbildungskurs statt. Anmeldungen können noch kurzfristig per E-Mail an eisbeer68@web.de bei Schiedsrichterwart Kai-Peter König eingereicht werden. 

 

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben