Ende einer Ära: TSV Weinsberg steht vor großem personellen Aderlass
Radikaler Umbruch statt sanfter Übergang: Fast alle Führungsspieler verlassen den TSV Weinsberg am Saisonende. Verantwortliche und Kaderplaner des Oberligisten stehen damit vor großen Herausforderungen.

Beim TSV Weinsberg geht es seit Weihnachten zu wie beim Domino. Jede Woche kippt ein weiterer Spieler um und verlässt den Oberligisten. Vor dem Heimspiel an diesem Samstag (20 Uhr) gegen den Tabellenletzten SG H2Ku Herrenberg steht fest: gleich neun Spieler werden den Verein am Saisonende verlassen.
"Bis auf eine Ausnahme hat jeder Spieler ein Angebot von uns bekommen, um im Verein zu bleiben. Diese Angebote haben sie abgelehnt", erklärt Abteilungsleiter Marco Horst nüchtern. Der langjährige Kapitän Sven König sagt: "Wir sind ein eingeschworener Haufen. Daher bestand immer die Gefahr, dass der Abgang von ein, zwei Führungsspielern eine solche Kettenreaktion auslöst." Der 30-Jährige bestreitet aktuell seine 13. und gleichzeitig letzte Saison bei den Weinsbergern.
Wechsel zu klassentieferen Vereinen
Mit dem dienstältesten Spieler zusammen verlassen sein Bruder Jan, Max Schulze, Moritz Wahl, Mert Darancik, Timon Ströbel, Felix Reichert, Max Brösch und Robin Mahl die Weinsberger. Alle wechseln zu klassentieferen Vereinen. Schulze schließt sich Württembergligist SG Schozach-Bottwartal an, Darancik und Mahl spielen nach erfolgreichem Anwerbeversuch künftig bei Verbandsligist Sport-Union Neckarsulm, Reichert, Wahl, Ströbel und Brösch tragen nächste Saison das Trikot des designierten Württembergligisten TV Flein.
Die Zukunft der König-Brüder ist hingegen noch offen. "Ich kann aktuell noch nicht sagen, ob ich überhaupt weiterspiele", sagt Sven König. Ähnlich äußert sich auch sein zwei Jahre älterer Bruder Jan.
Mündliche Zusagen wurden offenbar zurückgezogen
Dass dieser radikale Umbruch nicht geplant gewesen war, zeigt die Tatsache, dass der TSV Weinsberg zu Beginn des Jahres bereits die Vertragsverlängerungen mit Wahl und Ströbel bekanntgegeben hatte. Offenbar gab es aber lediglich mündliche Zusagen - die später zurückgezogen wurden. Nach aktuellem Stand stehen erst acht Spieler für die nächste Saison fest. Das Torhütergespann Stefan Koppmeier und Nicolas Koch, Tim Titzmann, Simon Schrempf, Din Kandic, Louis Heim, Leo Magdic und Neuzugang Dean Köhler von der SG BBM Bietigheim.
Dank der starken eigenen Jugend könnte noch das eine oder andere Talent aus der A-Jugend aufrücken. "Wir befinden uns zudem mit einigen potenziellen Neuzugängen in sehr guten Gesprächen. Ich blicke sehr positiv auf die nächste Saison", sagt Weinsbergs Sportlicher Leiter Edin Hadzimuhamedovic, der wie berichtet das Amt des Chef-Trainers von Oliver Heß übernehmen wird.
Vollgas bis zum Schluss
Der mit seinem Bruder Alexander zum Drittligisten TSB Horkheim wechselnde Coach geht davon aus, dass seine Mannschaft die restliche Saison trotz des großen Umbruchs seriös zu Ende spielen wird. So habe er es auch während der Trainingseinheiten wahrgenommen. "Wir sind noch vier Monate zusammen, wollen dabei das Maximale herausholen und Spaß haben", betont Heß, "und Spaß haben geht nur, wenn man gewinnt". Auch Spielführer Sven König versichert, dass sich bis zum Sommer niemand aus der Mannschaft hängen lassen wird.
"Die Jungs haben so viel zusammen erlebt, sie werden weiter alles reinwerfen und haben es sich verdient, die Runde gut zu Ende zu spielen", sagt der scheidende Trainer. Voller Fokus also auf das Sportliche. Das gilt auch für Heß selbst. Er habe, solange der TSV nicht alle Personalien geklärt habe, nicht geplant, Weinsberger Akteure mit nach Horkheim zu nehmen. "So habe ich es schon bei meinem Wechsel vom TSB nach Weinsberg gemacht und das gilt auch jetzt. Ich werde nicht dazwischenfunken."
Erreichen der Aufstiegsrunde ist theoretisch noch möglich
Zwei Spiele bestreitet der TSV Weinsberg als Tabellenfünfter in dieser BWOL-Hinrunde noch. Mit zwei Siegen - am Samstag gegen die SG H2Ku Herrenberg und am 17. Februar beim TSB Schwäbisch Gmünd - bestünden, abhängig von den Ergebnissen der SG Köndringen/Teningen (4.), noch theoretische Chancen auf das Erreichen der Aufstiegsrunde.
"Das ist für uns aktuell aber überhaupt kein Thema", sagt Oliver Heß, "wir müssen erst einmal unsere beiden Spiele gewinnen". Schließlich müsse dafür angesichts des verlorenen direkten Vergleichs mit Köndringen schon viel zusammenkommen. Mit vier weiteren Punkten wäre der TSV aber auch in der Abstiegsrunde in einer sehr guten Ausgangslage, um dort den Klassenerhalt zu sichern.


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