Stimme+
Fußball
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Thomas Kettner sammelt bei Trainerlehrgang Einblicke und Impulse

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Thomas Kettner, Trainer der Pink Ladies des TSV Neuenstein hat A-Lizenz-Lehrgang absolviert. Er erzählt warum sich der Stress während seines Jobs, gelohnt hat.

Thomas Kettner (Mitte) beim A-Lizenz-Lehrgang mit den ehemaligen Nationalspielern Sidney Sam (links) und Sven Bender. Sechs Monate lang bekam der Neuensteiner viele Einblicke in die Welt des Profifußballs.
Foto: privat
Thomas Kettner (Mitte) beim A-Lizenz-Lehrgang mit den ehemaligen Nationalspielern Sidney Sam (links) und Sven Bender. Sechs Monate lang bekam der Neuensteiner viele Einblicke in die Welt des Profifußballs. Foto: privat  Foto: privat

Wenn es sich um Fußball dreht, ist Thomas Kettner kaum ein Weg zu weit, kaum ein Aufwand zu groß. Der Neuensteiner hat die vergangenen Monate damit zugebracht, die Trainer-A-Lizenz abzulegen. „Der Kurs ist viel, viel umfangreicher geworden als früher. Da war es noch ein zweiwöchiger Lehrgang“, sagt Kettner, der in rund einem halben Jahr zu insgesamt 21 Präsenztagen an die Sportschule Barsinghausen in die Nähe von Hannover pendeln musste. „Ich habe mich aber immer darauf gefreut, da es sich dort von morgens bis abends um Fußball gedreht hat.“ Und der eine oder andere auch interessante Anekdoten auf Lager hatte.

Von morgens bis abends drehte es sich bei den Präsenztagen um Fußball.
Von morgens bis abends drehte es sich bei den Präsenztagen um Fußball.  Foto: privat

Da alle anderen 26 Teilnehmer bei einem höherklassigen Verein arbeiten oder Profis waren, bekam der Trainer der Pink Ladies des TSV Neuenstein (Frauen-Oberliga) auch Einblicke in die Arbeitsweise der Profivereine. Das war auch bei den Hospitationen der Fall. Kettner entschied sich zu zwei, statt wie vorgeschrieben einer, schaute in die Arbeitsweise bei den Bundesliga-Frauen in Hoffenheim und den U 19-Junioren des VfB Stuttgart hinein.

Unter anderem hospitierte Thomas Kettner bei den Bundesliga-Frauen der TSG Hoffenheim.
Unter anderem hospitierte Thomas Kettner bei den Bundesliga-Frauen der TSG Hoffenheim.  Foto: privat

Thomas Kettner bekommt sechs Monate lang Einblicke hinter die Kulissen des Profifußballs 

„Für sechs Monate hat sich die Tür des Profifußballs geöffnet“, sagt Kettner, der als Vertriebsleiter arbeitet und alles selbst finanzierte und organisierte. Es habe sich aber auch gelohnt: „Ich habe extrem viele Impulse und Anregungen in verschiedensten Bereichen wie Führung, Persönlichkeit, Medienkompetenz, aber auch Fachkompetenz und Methodenkompetenz erhalten.“

So spricht Kettner, mit dem unter anderem die Ex-Profis Lars und Sven Bender oder Sidney Sam den Kurs absolvierten, davon, dass es sehr stressig aber auch sehr lehrreich, praxisnah und tiefgründig war. „Die größte Herausforderung für Amateure ist, dass man für den Lehrgang seinen Jahresurlaub braucht, vielleicht sogar etwas mehr. Da bin ich meinem Arbeitgeber dankbar, dass er es mir ermöglicht hat.“

Die Teilnehmer beim Lehrgang.
Die Teilnehmer beim Lehrgang.  Foto: privat

Während des Kurses wurde viel mit Videos gearbeitet, alles wurde gefilmt – die Trainingseinheiten im Heimatverein, aber auch die Präsentationsphasen in Barsinghausen. Dabei ging es nicht darum, ein Idealbild eines Trainers zu formen, sondern die jeweilige Art weiterzuentwickeln und zu verbessern. So wurden die Teilnehmer ständig aufgefordert, eigene Vorgehensweisen zu analysieren und zu bewerten.

Beim Lehrgang wird den Teilnehmern der Spiegel vor die Nase gehalten

„Man lernt brutal viel, wenn einem ständig der Spiegel vor die Nase gehalten wird“, erzählt Kettner und spricht von einer extrem offenen Feedback-Kultur der Teilnehmer sowie Ausbilder. „Man nimmt war, wie man auf andere wirkt beziehungsweise wie man etwas macht. Das ist jedoch ein fortlaufender Prozess, der mit Abschluss der A-Lizenz definitiv nicht abgeschlossen ist. Es gilt, daran zu arbeiten, um sich stetig weiterzuentwickeln.“

Mehr als sechs Monate dauerte es, bis Thomas Kettner den Lehrgang erfolgreich abschloss.
Mehr als sechs Monate dauerte es, bis Thomas Kettner den Lehrgang erfolgreich abschloss.  Foto: privat

Aber es ging auch darum, eine eigene Spielphilosophie zu entwickeln. „So habe ich auch meine individuelle Spielvision weiterentwickelt. Mittlerweile habe ich mir eine Datenbank mit beispielhaften Videoszenen für jedes Spielprinzip erstellt, auf die ich jederzeit zurückgreifen kann“, erzählt Kettner. „Jeder der Teilnehmer hat unterschiedliche Erfahrung als Trainer oder auch Spieler mit in die Ausbildung eingebracht. Das Ausprobieren und Diskutieren über vielfältige Strategien und Philosophien mit den anderen Trainern hat mir extrem viele Anregungen für meine zukünftige Trainertätigkeit gegeben.“

Ein wichtiges Thema war auch die Sicht der Spieler

Wichtig war während des Lehrgangs aber auch immer die Spielersicht. „Wie nimmt der Spieler etwas wahr? Komme ich mit meiner Idee an ihn heran? Hier haben vor allem die Ex-Spieler aus dem Profibereich den Trainern wichtiges Feedback gegeben, um zukünftig einfacher und auch zielgerichteter agieren zu können“, sagt Kettner. „Durch die extreme Praxisnähe sind viele Themen bereits während der Ausbildung schon direkt in meinen Trainer-Alltag eingeflossen. Sei es im Coaching der Spieler, dem Wording, bei Spielergesprächen, oder auch bei Themen wie Organisation von Trainingsformen et cetera.“

Videostudium spielte eine wichtige Rolle
Videostudium spielte eine wichtige Rolle  Foto: privat

In Zukunft gilt für Thomas Kettner: „Alles kann, nichts muss...“ 

Weil seine Tätigkeit bei den Neuensteiner Frauen nach dieser Saison endet, macht er sich durchaus Gedanken, wie es weitergeht. „Ich denke, dass ich eigentlich schon ein Trainer für den oberen Amateurbereich bin. Mittlerweile bin ich auch einer Trainertätigkeit im semiprofessionellen Bereich, sei es als Chef-Trainer oder als Co-Trainer, gegenüber offen“, sagt Kettner. „Jedoch muss sich dies einfach ergeben und auch alles passen. Deshalb sehe ich das eigentlich ganz gelassen. Für mich gilt hier: Alles kann, nichts muss…“ So sieht er durch sein nach dem Lehrgang größeres Netzwerk auch Möglichkeiten für weitere Hospitationen.

Informationen zur A-Lizenz

Die A-Lizenz ist die letzte Stufe vor dem Fußballlehrer. Das Augenmerk richtet sich hier auf den Aktiven-Bereich, der inhaltliche Fokus liegt auf der Mannschaftstaktik. Trainer mit A-Lizenz können bei den Männern in der Regionalliga sowie bei den A-Junioren, B-Junioren und Frauen bis einschließlich Bundesliga hauptverantwortlich tätig sein.„Die Zulassung erfolgt über ein transparentes Punktesystem. Je höher die Spielklasse als Spieler und als Trainer, umso mehr Punkte pro Saison bekommt man“, erklärt Kettner, der unter anderem Trainer der A-Junioren des FSV Hollenbach in der Oberliga war und ein kurzes Engagement beimVfR Heilbronn in der Landesliga hatte – die Voraussetzungen zum Lehrgang. „Sicherlich ist es für Amateurtrainer schwierig, die notwendige Punktzahl für eine Zulassung zu erreichen. Aber an meinem Beispiel sieht man, dass es definitiv möglich ist. Hilfreich, ohne Profi- oder NLZ-Erfahrung, ist viel Trainer-Erfahrung und relevante fußballfachliche Bildung sowie zusätzlich Aus- und Fortbildungen.“

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben