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Neckarsulmer Fußball-Torwart Thomas Bromma im Porträt

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Für Neckarsulms Thomas Bromma ist das WFV-Pokal-Viertelfinale gegen die Stuttgarter Kickers am Mittwoch (19 Uhr) ein ganz besonderes Spiel. Bis zum Sommer spielte der Heilbronner nämlich für die Kickers.

Ein zupackender Typ: Thomas Bromma (Mitte) spielte zuletzt drei Jahre für die Stuttgarter Kickers. Mit der Sport-Union Neckarsulm trifft er am Mittwochabend im WFV-Pokal-Viertelfinale auf seine ehemaligen Teamkameraden.
Ein zupackender Typ: Thomas Bromma (Mitte) spielte zuletzt drei Jahre für die Stuttgarter Kickers. Mit der Sport-Union Neckarsulm trifft er am Mittwochabend im WFV-Pokal-Viertelfinale auf seine ehemaligen Teamkameraden.  Foto: Bertok, Alexander

Beim Schulterblick vorm Spiegel daheim wird Thomas Bromma seit Sonntagmorgen daran erinnert, dass er ein Blauer ist. Der Spiegel zeigt einen blau angelaufenen Rücken des Torwarts der Sport-Union Neckarsulm. Die Prellungen sind Folgen einer kuriosen Aktion am Samstag beim Oberliga-Spiel in Göppingen, bei der es ordentlich schepperte.

Kurz vor Schluss senkte sich ein Flankenball in schwer kalkulierbarer Flugkurve auf Brommas Tor. Beim Rückwärtslaufen blendete der Keeper den Torpfosten einfach aus. Die Folge: mit Karacho knallte er rückwärts gegen das Gestänge. "Das ist mir auch noch nie passiert", sagt der 30-Jährige.

Den Sonntag verbrachte er mit Eisbeuteln auf der Couch. Im WFV-Pokal-Viertelfinale der Sport-Union Neckarsulm trifft an diesem Mittwochabend (19 Uhr) somit ein Blauer auf die Blauen der Stuttgarter Kickers.


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Bromma wird dann im SUN-Tor stehen, keine Frage: "Da ist dann so viel Adrenalin dabei, dass man das gar nicht merkt", ist er sich sicher. Schließlich ist es für den 1,94 Meter-Mann kein Spiel wie jedes andere, sondern "schon etwas Besonderes."

Überrascht vom Aus im Sommer

Drei Jahre lang, bis zum Sommer 2022, spielte Bromma für die Stuttgarter Kickers, war dort eine Saison die Nummer eins, zuletzt die Nummer zwei hinter Ramon Castellucci. Im Sommer 2022 musste Bromma gehen, der Verein setzte auf Jüngere. "Ich war schon überrascht", sagt er über sein damaliges Aus.

Drei Jahre lang pendelte der einstige VfR-Jugendspieler sechs Mal die Woche aus Heilbronn nach Stuttgart. Er brachte den Job als Industriekaufmann bei Friesland Campina mit dem Fußball unter einen Hut, weil er vor und nach dem Training arbeiten konnte. "Ich bin da meinem Chef noch immer dankbar", sagt er.

In der Hinrunde blieb der gebürtige Heilbronner ohne Verein. Seit vergangenem Oktober wohnt Bromma in Abstatt. Dort hielt er sich mit eigenem Trainingsplan fit, ging laufen und trainierte über persönliche Kontakte bei verschiedenen Clubs wie dem FC Union Heilbronn oder dem SV Babstadt. Dann schrieb ihn Neckarsulms Trainer Nikola Grgic an, man traf sich zum Essen, am Ende sagte Bromma in Neckarsulm bis zum Saisonende zu. Die Nummer eins in Neckarsulm trägt nun die 99 auf dem Trikot. Warum denn eigentlich? "Die Eins war weg, ich habe kurz vorher ein Paris-Spiel mit Torwart Gianluigi Donnarumma gesehen, der auch die 99 trägt", sagt Bromma über den Europameister: "deshalb habe ich diese Nummer gewählt."

Der Neue ist sofort ein wichtiger Faktor

In Neckarsulm ist Bromma sofort zu einem stabilisierenden Faktor im Kampf um den Oberliga-Verbleib geworden. "Er hat uns zuletzt mehrmals im Spiel gehalten", sagt Trainer Nikola Grgic über die neue Nummer eins, die auch ihren Anteil an den sieben Oberliga-Punkten aus den ersten vier Spielen 2023 hat.

Nicht nur in Göppingen zeigte Bromma, dass seine Stärken im Eins gegen Eins und auf der Torlinie liegen. Er dürfte auch gegen die ehemaligen Teamkameraden sehr viel zu tun bekommen am Mittwochabend. Die Rollen beim Pokal-Duell sind klar verteilt. "Die Kickers gehören mindestens in die Regionalliga", findet Bromma, der nicht nur 2022 mit den Kickers den Pokal gewonnen hat, sondern auch 2015 im Kader des badischen Pokalsiegers FC Nöttingen stand.

Auf dem Platz laut, abseits davon eher leise

Dabei gibt es offenbar zwei Brommas in Neckarsulm. "Für einen Torhüter ist er ungewöhnlich ruhig in der Kabine", sagt Kapitän Steven Neupert. Auf dem Fußballplatz steht dann ein anderer. "Da bin ich lautstärker als im Privaten", sagt Bromma. Sein Draht nach Stuttgart-Degerloch ist immer noch eng. Mit Markus Obernosterer und Paul Polauke ist Bromma befreundet. "Wir waren auch zusammen im Urlaub", sagt er. Freundschaften, die im direkten Pokal-Duell nichts zählen.

In welch unterschiedlichen Sphären sich die Stuttgarter und die Neckarsulmer Fußballwelten bewegen, das zeigt sich nicht nur bei Etat, Zuschauerzahlen oder Trainingsumfängen, sondern auch bei Kleinigkeiten. "Ich bin die letzten zehn Jahre immer nur mit dem Kulturbeutel ins Training gekommen", sagt Bromma und lacht: "Jetzt muss ich die große Tasche packen und immer auch meine Fußballschuhe mitnehmen." Auch über das Saisonende hinaus? "Ich fühle mich sehr wohl in Neckarsulm", sagt Bromma, stellt aber klar, dass erst der Klassenerhalt in der Oberliga gesichert sein muss. "Davor brauchen wir nicht in Gespräche gehen", sagt Bromma.

Rund ums Pokal-Spiel

Der Blick zurück ist kein wirklicher Mutmacher. In den sieben Pflichtspielen gegen den Oberliga-Konkurrenten Stuttgarter Kickers gelang der Sport-Union Neckarsulm noch nie etwas. Sieben Spiele, sieben Niederlagen, weist die Statistik aus. Dazu ein Torverhältnis von 1:22. Zuletzt hieß es bei den Oberliga-Duellen 0:7 und 1:5.

"Schlechter als damals kann es ja nicht laufen", erinnert sich Nikola Grgic: "Die Kickers haben uns da jeweils brutal überrollt." Neben den Langzeitverletzten wie Marcel Susser, Tim Pöhler, David Gotovac und Leon Rasic sind die Einsätze von Kapitän Steven Neupert (Oberschenkel) und Mario Müller (Schienbein) fraglich.

Nicht nur am Haupteingang ist eine Kasse eingerichtet, sondern auch eine an der Gegengerade für Kickers-Fans. Aufgrund der Parkplatzsituation lohnt ein Ausweichen, beispielsweise auf den Aquatoll-Parkplatz (P2). Wer nicht vor Ort sein kann oder mag: Es gibt einen kostenpflichtigen Livestream für fünf Euro unter www.leagues.football

 

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