Ex-Profi Martin Lanig wird Trainer beim FSV Hollenbach
Beim Fußball-Oberligisten FSV Hollenbach gibt es eine Planänderung für die nächste Saison: Statt Tobias Ippendorf, wie eigentlich geplant, folgt Ex-Profi Martin Lanig nun auf Dirk Prediger.

Die Worte sind leise, ruhig, aber wohl überlegt. Martin Lanig hinterlässt einen zurückhaltenden Eindruck. Der Ex-Profi ist keiner, der sich in den Vordergrund drängt. Nun soll er in der nächsten Saison beim Oberligisten FSV Hollenbach aber vom Co- zum Cheftrainer werden. "Ich war schon überrascht, als die Anfrage kam, weil ich die Konstellation ja kannte", sagt Lanig.
Denn der Plan, er war eigentlich ein anderer. Doch das Personalkarussell hat eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Nächste Saison sollte ursprünglich der bisherige A-Jugendtrainer Tobias Ippendorf die Mannschaft als Cheftrainer übernehmen, da der aktuelle Coach Dirk Prediger Sportlicher Leiter wird.
Lanig hat die Verantwortlichen mit seiner Art überzeugt
Lanig war als Jugendkoordinator eingeplant und hatte im Winter die freie Co-Trainer-Position besetzt - unter anderem auch, um den Verein besser kennenzulernen. "Die Chance, so jemanden wie Martin Lanig zu bekommen, gibt es nur einmal", sagt Manager Karl-Heinz Sprügel. "Er hat uns mit seiner Art, mit seinem Standing in der Mannschaft überzeugt."
Für Lanig wird Hollenbach die erste Trainerstation. Zuletzt war er rund zwei Jahre als Jugendkoordinator des Projektes "Anpfiff ins Leben" beim FC Union Heilbronn tätig und arbeitet als Experte für die 3. Liga beim TV-Sender Magentasport. In der sechswöchigen Wintervorbereitung war er nun nahe an der Mannschaft.
"Ich habe so eine Homogenität, so einen Zusammenhalt, wie es ihn hier gibt, selten erlebt. Das geht schon fast in Richtung Freundschaft", schildert er seine Eindrücke. "Es sind alles willige Jungs, die aus der Region kommen, das ist eine gute Basis. Vieles ist schon gut, aber es gibt schon die eine oder andere Stellschraube, an der man drehen kann. Ich versuche jetzt meine Erfahrungen weiterzugeben, aber immer mit dem Wissen, dass die Jungs alle auch arbeiten."
Auf einmal stand er stärker im medialen Fokus
Auch Lanig kommt aus der Region. In Königshofen wuchs er auf, machte dort Abitur und spielte zunächst beim FV Lauda in der Oberliga. Es folgte die Station TSG Hoffenheim (Regionalliga). Über Fürth landete er beim Bundesligisten VfB Stuttgart und hatte weitere Stationen beim 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt. Nebenher absolvierte er noch ein Sportmanagement-Fernstudium. "Beim Wechsel vom VfB nach Köln habe ich eine andere Seite des Profifußballs kennengelernt", erzählt Lanig. Auf einmal stand er viel stärker im medialen Interesse. "Da hat man ein wenig die Anonymität verloren", sagt er.

Unter dem Strich kommt der ehemalige Mittelfeldspieler auf 123 Bundesliga-Spiele, sieben im Uefa-Cup und fünf in der Europa League. Seinen Karriereabschluss feierte er in Zypern bei Apoel Nikosia mit dem Meistertitel und dem Pokalsieg. Dort schloss er auch sein Studium ab. "Die Auslandserfahrung wollte ich auf jeden Fall noch mitnehmen, das war mir wichtig", sagt der Inhaber der DFB-Elite-Jugend-Lizenz, der 2015 seine Profikarriere beendete. "Das ganze System Profifußball hatte sich abgenutzt. Es war wie im Hamsterrad. Training, Training, Training, Abfahrt, Hotel, Spiel, Training, Training und so weiter."
In den Proficlubs sei alles viel distanzierter
Seine Erfahrungen will er nun in Hollenbach weitergeben. Erfahrungen, die er in seiner Karriere bei 20, 25 Trainern sammelte und beim Hospitieren im Hoffenheimer Nachwuchsleistungszentrum, in Leipzig, Leverkusen und bei der deutschen U20 vertiefte.
Als nun die Hollenbacher Anfrage kam, musste er nicht so lange überlegen, "denn ich bin überzeugt von der Mannschaft. Und es macht bisher auch viel Spaß. Das ist eine Erfahrung, die ich auch als Trainer so nicht kenne". In den Proficlubs sei alles viel distanzierter. "Da ist jeder viel stärker auf sich selbst fokussiert, nicht so hilfsbereit", sagt Lanig. Und genau das ist nun von ihm gefragt, die richtige Hilfestellung, Nähe zur Mannschaft. So ist man dies beim FSV gewohnt.
Und so zeigte sich Lanig auch bisher als Co-Trainer. Und das kommt auch in der Mannschaft an. "Es gab viele positive Stimmen, auch die Anfrage, ob man ihn nicht weiterhin ins Trainerteam einbinden kann", sagt Sprügel. "Das hatte aber keine Auswirkung auf unsere Entscheidung." Es bestärkte die Verantwortlichen vielleicht etwas, doch nochmal am Personalkarussell zu drehen.
Es war keine einfache Situation für die Hollenbacher in Sachen Trainer für die nächste Saison. "Fakt ist, dass Tobias Ippendorf die Zusage hatte", klärt Manager Karl-Heinz Sprügel auf. Dann kam Lanig ins Spiel. Der FSV machte Ippendorf das Angebot, ins Trainerteam um Lanig einzusteigen, doch das lehnte er ab. "Ich kann nachvollziehen, dass er enttäuscht ist", sagt Sprügel. "Es zeigt aber Größe, dass er die A-Jugend in der Rückrunde bis zum Ende betreuen will."



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