Oberligist Sport-Union Neckarsulm und der Kampf mit dem Strich
Neckarsulms Co-Trainer Robin Neupert ist aktuell in ganz vielen verschiedenen Funktionen gefordert. Der ehemalige Profi unterstützt nicht nur Chefcoach Nikola Grgic am Spielfeldrand, sondern kümmert sich auch um die Kaderplanung.

So stellt man sich die Woche vor dem Pflichtspiel-Debüt als Chef-Trainer nicht vor. Am Sonntag war Nikola Grgics Corona-Test positiv. Der neue Cheftrainer hat die Trainingswoche verpasst, stattdessen daheim mit dem Strich gekämpft, mit dem zweiten auf dem Schnelltest. Damit hat er gewissermaßen schon einmal durchgemacht, was ihn und sein Team in den nächsten Wochen und Monaten erwartet. Die nächsten 14 Spiele, sie werden auch für die Fußballer der Sport-Union Neckarsulm zu einem Kampf mit jenem Strich, der in der Oberliga-Tabelle Absteiger von Nicht-Absteiger trennt. "Ich hoffe beides endet erfolgreich", sagt Grgic: "Der zweite Strich wird schwächer, ich stärker."
Co-Trainer in der Chefcoachrolle haben in Neckarsulm eine erfolgreiche Geschichte
Der Neue, er will seine Chef-Premiere am Samstag (14 Uhr) beim FC 08 Villingen nicht verpassen. Dabei wäre das gar kein ein schlechtes Omen. Mit Co-Trainern in temporärer Chefverantwortung gab es jede Menge Neckarsulmer Siege - und keine Niederlage. Das war schon bei Aydin Cengiz (als Ersatz für Thorsten Damm) so und setzte sich später mit Nikola Grgic fort (als Urlaubsvertretung für Marcel Busch und Interimschef im Pokal gegen den SSV Ulm).
Robin Neupert erst Spieler, dann Teammanager und jetzt Co-Trainer sowie Kaderplaner
Eine tragende Rolle fällt Robin Neupert so oder so zu. Am Spielfeldrand und darüber hinaus. Der 31-Jährige ist vergangenen Sommer erst vom Spieler zum Teammanager und nun Co-Trainer geworden. "Die Kaderplanung für die Saison 2023/24 liegt in seiner Verantwortung", sagt Vereinschef Rolf Härdtner. Den Posten des alleinigen Sportlichen Leiters wollte Neupert allerdings nicht übernehmen. "Weil ich zu gerne auch auf dem Platz stehe, zu nah an den Jungs dran bin", wie er über seine ehemaligen Mitspieler sagt. Deshalb will er sich auch aus den finanziellen Dingen heraushalten.
Nicht nur, wenn es um den eigenen Bruder Steven geht. "Ich verhandle mit ihm, aber nicht übers Geld", sagt Robin Neupert. Auch wenn die Aufgaben auf mehrere Schultern (Kai Stettner, Björn Käpplinger, Nikola Grgic) verteilt sind, geht ohne die Neuperts nichts. Steven ist als Kapitän, Robin als Co-Trainer und Kaderplaner gefragt. Steht das N im Vereinskürzel SUN nun für Neupert? "Ich sehe in dem Rollenwechsel kein Problem. Kritiker gibt es immer", sagt der ehemalige Profi und setzt auf positive Effekte: "Der eine oder andere Spieler wird noch mehr Gas geben, weil ich genauer hinschaue."
Claudio Bellanave und David Gotovac verlassen die Sport-Union Neckarsulm im Sommer

Neben dem Job verbringt der Wahl-Wimpfener aktuell jede freie Minute am Telefon. Gespräche mit potenziellen Neuzugängen erfolgen in enger Absprache mit Nikola Grgic. "Ich habe dem Verein viel zu verdanken und will ihm etwas zurückgeben", sagt Neupert, den in den vergangenen sechs Spielzeiten in Neckarsulm immer wieder Verletzungen außer Gefecht setzten.
Zwei Neckarsulmer Sommer-Abgänge stehen bereits fest. Claudio Bellanave zieht es familienbedingt heimatnah zur SG Kirchardt. David Gotovac macht sich selbstständig und wird ebenfalls künftig unterklassiger spielen. "Das wird eine Lücke reißen", weiß Neupert. Sie zu füllen, ist seine Aufgabe. Angesichts von Rang 16 laufen sämtliche Planungen in den nächsten Wochen deshalb zweigleisig, also für Oberliga und Verbandsliga. Ein weiteres Jahr in der fünfthöchsten Spielklasse ist das große Ziel.
Winter-Zugang Thomas Bromma ist der neue Stammtorhüter
Sieben Siege in den 14 Spielen müssen laut Neupert her, um den Klassenerhalt zu sichern. "Das ist eine Hausnummer", weiß der ehemalige Verteidiger. Dann hätten die Unterländer mindestens 40 Punkte auf dem Konto. Mit vier Absteigern bei maximal sechs möglichen rechnen sie auf dem Pichterich. Ein Hoffnungsträger dabei: Winter-Neuzugang Thomas Bromma als neue Nummer eins, die am Samstag ihr Pflichtspieldebüt gibt. "Er hat voll eingeschlagen", lobt Nikola Grgic. Zum Jahresauftakt stehen die zwei Auswärtspartien in Villingen und die Woche darauf beim aktuell punktgleichen Tabellenvorletzten in Offenburg an. "Die sind schon richtungsweisend", sagt Grgic. Ran an den Strich lautet dabei das Neckarsulmer Motto.

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