Comeback der Geisterspiele in Baden-Württemberg
Die TSG Hoffenheim an diesem Samstag und der VfB Stuttgart am Sonntag sind gleich von den neuen, verschärften Regeln im Land betroffen. Der Amateurfußball ruht komplett.

Es ist nunmal so: "Ich glaube, es ist irrelevant, was ich möchte." So hat es Sebastian Hoeneß ausgedrückt, der Trainer der TSG Hoffenheim.
Hoeneß hätte seinen Beruf lieber auch in den kommenden Wochen vor vielen Tausend Zuschauern im Fußballstadion ausgeübt, aber das ist ihm allenfalls noch vereinzelt bei Auswärtsspielen vergönnt. Die baden-württembergische Landesregierung hat am Freitag wie erwartet Einschnitte für Großveranstaltungen verkündet, die über die Beschlüsse des politischen Bund-Länder-Gipfels am Donnerstag in Berlin klar hinausgehen.
Das betrifft ganz wesentlich die Heimspiele der Fußball-Bundesligisten im Ländle. Die TSG Hoffenheim an diesem Samstag gegen Eintracht Frankfurt sowie der VfB Stuttgart am Sonntag gegen Hertha BSC müssen nun wieder vor leeren Rängen antreten. Der SC Freiburg spielt am Sonntag bei Borussia Mönchengladbach.
Der Beschluss ist für die TSG Hoffenheim gleichbedeutend mit der Rückkehr zu Geisterspielen
Ab diesem Samstag dürfen bei Großveranstaltungen in Baden-Württemberg aus Gründen des Coronavirus-Infektionsschutzes noch maximal 750 Personen anwesend sein. "Dieser Beschluss ist für uns natürlich gleichbedeutend mit der Rückkehr zu sogenannten Geisterspielen. Wir bedauern dies sehr", teilte Geschäftsführer Frank Briel von der TSG Hoffenheim mit. "Natürlich hätten wir uns gewünscht und auch zugetraut, mit Hilfe unseres etablierten strengen Hygienekonzeptes zumindest einen deutlich kapazitätsbeschränkten Spielbetrieb durchführen zu dürfen. Aber wie auch in der Vergangenheit werden wir gemeinsam diese neue Situation annehmen und unseren Teil zur Eindämmung des Infektionsrisikos leisten", so Briel.
Zwar ist er ein hochrangiger Funktionär im Multimillionengeschäft der Fußball-Bundesliga, aber letztlich gilt für ihn dasselbe wie für den Hoffenheimer Trainer Sebastian Hoeneß: Seine Meinung ist irrelevant, wenn die Politik angesichts immens hoher Coronazahlen derart unter Handlungsdruck steht wie momentan. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte schon vor der Bund-Länder-Runde eindeutige Signale in Richtung des Geisterspiel-Comebacks abgesandt.
Die Wünsche und Einwände von Briel waren nicht von großem Gewicht

Frank Briels Wünsche und Einwände waren nicht von großem Gewicht. Er betonte vergeblich: "Dennoch bleibt festzuhalten, dass viele Experten weiterhin keine Gefahr sehen, sich bei solch einer Freiluftveranstaltung und den damit verbundenen hohen Hygienerichtlinien mit Corona zu infizieren. Die dazu erhobenen Studien für die Bundesliga bestätigen dies bislang."
So nahm auch Pellegrino Matarazzo, Trainer des VfB Stuttgart, die neuen Rahmenbedingungen der Politik zur Kenntnis. "Ich muss nicht jede Entscheidung verstehen, sondern wichtig ist, wie ich damit umgehe", sagte er am Freitag in einer digitalen Pressekonferenz. "Der zwölfte Mann hat uns Energie verliehen und Kraft gegeben in den letzten Heimspielen." Wie zum Beispiel beim 2:1-Heimsieg am vergangenen Spieltag gegen den 1. FSV Mainz 05, als 25.000 unter 2G-plus-Regeln in der Stuttgarter Arena dabei sein durften - sich aber viele, viele Fans nicht an das verpflichtende Tragen einer Maske hielten.
VfB-Vorstandsvorsitzender Thomas Hitzlsperger gibt sich kämpferisch
Seine Mannschaft habe während der vorherigen Geisterspiele gezeigt, so Matarazzo, dass sie auch ohne Zuschauer "emotional und erfolgreich" Fußball spielen könne. Doch es geht um so viel mehr. "Die Situation stellt uns ebenso wie den gesamten organisierten Sport vor fast unlösbare Herausforderungen", teilte Thomas Hitzlsperger, Vorstandsvorsitzender des VfB, am Freitag auf der Vereinshomepage mit.
"Aber wir sind Sportler. Deshalb kämpfen wir weiter, sowohl auf dem Platz als auch darum, dass wir mit unseren bewährten Infektionsschutzkonzepten unter 2G-Bedingungen baldmöglichst unsere Fans zurück ins Stadion bekommen." Entscheidend für die nächsten Monate werde die Impfquote im Land sein. "Das ist die eindeutige Botschaft aller Experten, und dieser schließen wir uns an." Der Verein bedauere die Entscheidung der Politik "zutiefst". Aber was Thomas Hitzlsperger oder Sebastian Hoeneß möchten, ist nunmal irrelevant.
Was ist mit den Karten?
Fans des VfB Stuttgart, die sich bereits Tickets für das Spiel am Sonntag gegen Hertha BSC gekauft haben, bekommen Informationen zur Rückerstattung per E-Mail, schreibt der Verein.