VAR und Unvermögen: Belgien verliert gegen die Slowakei – Tedesco-Serie beendet
Nach 14 ungeschlagenen Spielen geht für den schwäbischen Trainer Domenico Tedesco gegen die Slowakei der EM-Start schief. Bei zwei Lukaku-Toren meldet sich der VAR – zum Leid der Belgier.

Es war überhaupt keine fröhliche Rückfahrt ins Schlosshotel Monrepos, das darf gemutmaßt werden. Die in Ludwigsburg residierenden Belgier hatten am frühen Montagabend ihr erstes Spiel bei der EM 2024 in Deutschland mit 0:1 (0:1) gegen die Slowakei verloren. Völlig unerwartet, umso schmerzhafter war es. Zwei Tore von Romelu Lukaku wurden vom VAR aberkannt: Erst Abseits, dann Hand.
Das schwäbische Trainerduo der Belgier hat seine Erfolgsserie also unter bitteren Begleitumständen nicht fortgesetzt. Seit Domenico Tedesco als Chefcoach und Andreas Hinkel als Assistent früh im Jahr 2023 die Verantwortung übernommen hatten, war die Mannschaft ungeschlagen geblieben, es gab zehn Siege und vier Unentschieden. Doch nun in Frankfurt ging es schief.
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EM 2024: Früher Dämpfer für Belgien durch Ivan Schranz
"Wir können die höchsten Ziele erreichen", sagte Angreifer Lukaku vor dem Turnier. Wirklich? Ivan Schranz schoss die Slowakei früh mit einem Abstaubertor mit 1:0 in Führung. Dabei blieb es. Belgiens offensiver Ballkünstler Jeremy Doku hatte sich zuvor in der eigenen Abwehr einen schlimmen Fehlpass ins Zentrum geleistet. Das war in der siebten Minute ein mächtiger Dämpfer für die belgischen Ambitionen.
Tedescos Team war mit Wucht gestartet. Lukaku hatte zwei vielversprechende Situationen (3./6.), aber es gab keinen Torjubel. Nach dem furiosen Auftakt beruhigte sich die Partie. Belgien tat sich mit der Slowakei allerdings richtig schwer. In der 40. Minute fiel beinahe das 0:2. Torwart Koen Casteels wurde bei einem Volleyschuss von Lukas Haraslin zum Retter. Dann war auf der anderen Seite noch einmal Lukaku dran - allerdings wieder ohne Fortune bei der finalen Aktion (42.).
Pech für Belgien bei der EM 2024: Hancko klärt, VAR kassiert späten Ausgleich
In der zweiten Spielhälfte setzte sich Romelu Lukakus Negativlauf fort. In der 56. Minute drückte er den Ball ins Tor der Slowaken, Riesenjubel, die vermeintliche Erlösung. Aber dann war es nach VAR-Entscheid Abseits.
Belgien machte Druck. Nur: es fehlte Glück. In der 63. Minute schlug Verteidiger David Hancko den Ball wenige Zentimeter vor der Torlinie weg, als der eingewechselte Johan Bakayoko geschossen hatte. Dann war es wieder Lukaku, erneut war der Ball im Tor. Doch wegen eines vorangegangenen Handspiels von Loïs Openda zählte der Treffer aus der 86. Minute nicht.
Belgien gegen Slowakei: Tedesco überrascht mit Carrasco als Linksverteidiger
Zuletzt hatte es Personalsorgen in der Defensive gegeben. Bei den Trainingseinheiten in Freiberg konnte Tedesco nicht mit seiner Ideal-Formation arbeiten. Immerhin, für das EM-Auftaktspiel gegen die Slowakei durfte er die zuvor angeschlagenen Abwehrspieler Jan Vertonghen und Arthur Theate auf die Ersatzbank beordern. Auch der gegen muskuläre Probleme kämpfende frühere Dortmunder Axel Witsel schaffte es nicht in die Startelf. Der verletzte Ex-BVBler Thomas Meunier stand noch nicht einmal im Kader. Trainer Domenico Tedesco überraschte mit dem gelernten Stürmer Yannick Carrasco hinten links in einer Abwehr-Viererkette.
Für den aus Aichwald im Kreis Esslingen stammenden Tedesco war es ein Härtetest. "Bisher hat er einen wirklich guten Job gemacht", sagte Starspieler Kevin De Bruyne von Manchester City über den 38-Jährigen, der mit dem Nationalteam Belgiens erstmals ein Spiel auf der großen EM-Bühne coachte. Ausgerechnet da fehlte letztlich ein bisschen Dusel.
Hohe Erwartungen an den Martínez-Nachfolger bei Belgien
Sein Amtsvorgänger Roberto Martínez hatte es nicht geschafft, mit der so genannten Goldenen Generation des belgischen Fußballs einen Titel bei einer WM oder EM zu holen. Auch Tedesco hat es mit hohen Erwartungen zu tun, obwohl das Team zuletzt im personellen Umbruch steckte.
"Ich finde, wir haben viele spannende Spieler, besonders junge Talente, die in den vergangenen Monaten einen großen Schritt nach vorne gemacht haben und zu größeren Vereinen gewechselt sind. Die Mannschaft ist breit aufgestellt", sagte der deutsche Nationaltrainer. Er hatte die Job-Möglichkeit bekommen, weil der Fußballverband in Belgien nach dem Aus bereits in der Gruppenphase bei der Weltmeisterschaft 2022 auf der Suche nach neuen Impulsen war.
Favorit der Gruppe E bei der EM 2024 ohne laute Ansagen
Zu den Top-Titelanwärtern zählen De Bruyne & Co. bei dieser Europameisterschaft in Deutschland allerdings nicht. In der eher schwach besetzten Gruppe E mit dem Auftaktgegner Slowakei sowie der Ukraine und Rumänien galten sie aber als Favorit.
Kevin De Bruyne hielt sich in einem Uefa-Interview direkt vor dem belgischen Auftaktspiel mit mutigen Ansagen zurück. "Wir wollen die Gruppenphase überstehen, dann werden wir schon sehen, was möglich ist. Das ist noch ein weiter Weg und es macht wenig Sinn, jetzt zu spekulieren, was noch alles passieren könnte."