Transformation: Hoffnung auf Elf-Millionen-Euro-Schub aus Berlin
Das von der Initiative Pro Region ins Leben gerufene Bündnis für Transformation hat sich um namhafte Förderung beworben. Mit dem Geld aus dem Zukunftsfonds Automobilindustrie könnte Heilbronn-Franken starke Impulse setzen. Die Pleitewelle in der Region ist bisher ausgeblieben.
Mit der Digitalisierung wie auch mit der Umstellung auf die Elektromobilität wird in der Autoindustrie vieles über den Haufen geworfen, was über Jahrzehnte entstanden ist. Es steht ein „disruptiver“ Strukturwandel an. Als nun auch noch die Corona-Pandemie dazukam, wurde es für viele in der Branche eng. Dass bisher in der Region noch sehr wenige Unternehmen aus der Zulieferindustrie ins Straucheln gekommen sind, überrascht allerdings sogar den regionalen IG-Metall-Chef Michael Unser. „Ich hätte eine Insolvenzwelle erwartet, nachdem die Regelungen verschärft wurden. Tatsächlich gab es mit dem Werkzeughersteller TQM nur einen einzigen nennenswerten Involvenzantrag.“
Es war ein Glück, dass die Initiative Pro Region die Herausforderungen schon vor zwei Jahren – vor der Pandemie – erkannt hat und das Bündnis für Transformation schmiedete. Koordiniert vom Neckarsulmer Oberbürgermeister Steffen Hertwig und von Rudolf Luz von der IG Metall entstand ein Netzwerk aus zehn Partnern: Kammern, Arbeitsagentur, Arbeitgeber und Gewerkschaft sind dabei.
Im November 2020 wurde im Kanzleramt ein dickes Paket geschnürt
Die Schwächen der Konstruktion sind in der Praxis allerdings offensichtlich. Nur neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit können sich die Verantwortlichen dem Projekt widmen. Geld für Öffentlichkeitsarbeit und individuelle Beratung ist knapp. Das könnte sich mit Fördergeld aus dem Zukunftsfonds Automobilindustrie ändern. Denn ausgelöst durch den Dieselskandal erkannte auch die Bundesregierung, was für den Industriestandort Deutschland auf dem Spiel steht. Im November 2020 schnürte sie also noch einmal ein Paket im Umfang von drei Milliarden Euro. Eine Milliarde davon geht an den Zukunftsfonds, der die Transformation in der Automobilindustrie bis 2025 voranbringen soll.
Unter Federführung der Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn (WFG) hat das Bündnis für Transformation nun einen ambitionierten Antrag gestellt. Sollte er bewilligt werden, stehen sage und schreibe zwölf Millionen Euro für die nächsten vier Jahre zur Verfügung – bei einer Förderquote von 90 Prozent. „Dann ist es ein Projekt“, sagt WFG-Geschäftsführer Patrick Dufour über das Vorhaben, das Bündnis „auf eine neue Ebene zu katapultieren“.
Unser: „Wenn wir den Zuschlag nicht bekommen, dann wäre das eine Katastrophe.“
Mit dem Geld soll zum einen die Organisation professionalisiert werden, aus dem informellen Kreis würde eine Struktur mit bis zu zehn Hauptamtlichen werden. „Dabei hilft es allerdings sehr, dass wir den informellen Kreis schon haben“, betont Andreas Schumm, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken (WHF), der bei der Antragstellung eng mit Dufour zusammengearbeitet hat. Doch mehr als das sollen künftig auch Beratungen ermöglicht, Weiterbildungen organisiert und regionale Kooperationen vorangetrieben werden.
Eine Entscheidung soll übrigens in den nächsten Wochen schon fallen. Der regionale IG-Metall-Chef Michael Unser, der künftig neben Luz und Hertwig dem Bündnis-Beirat angehört, ist optimistisch, warnt aber auch: „Wenn wir den Zuschlag nicht bekommen, dann wäre das eine Katastrophe.“
Das Projekt könnte noch kräftig wachsen
Dabei soll das Bündnis übrigens weder auf den engeren Raum Heilbronn noch auf die Automobilindustrie begrenzt bleiben. Die Förderung durch den Berliner Zukunftsfonds lässt zu, dass auch artverwandte Branchen unterstützt werden. So dürfte das Bündnis für Transformation auch in Main-Tauber, Hohenlohe und Schwäbisch Hall aktiv sein, wo auch viele Unternehmen noch am Anfang der Transformation stehen. WHF-Geschäftsführer Schumm stellt das Konzept im November zum Beispiel in Wertheim vor.