Region hofft auf Geld aus Zukunftsfonds
Das Bündnis für Transformation bewirbt sich um Fördermittel für die Gestaltung des Wandels in der Autobranche. Zwischen zwei und drei Millionen Euro könnte es pro Jahr geben, wenn der Antrag bewilligt wird. Die Akteure sind zuversichtlich.

Die Region Heilbronn-Franken will vom "Zukunftsfonds Automobilindustrie" der Bundesregierung profitieren. Wie das Bündnis für Transformation auf Stimme-Anfrage mitteilt, wird gerade der Antrag für eine finanzielle Förderung fertiggestellt.
Beschluss des Autogipfels
Es geht um viel Geld. Insgesamt eine Milliarde Euro schwer ist der Zukunftsfonds, mit dem die Bundesregierung die Autoindustrie bis zum Jahr 2025 beim Umbau der Branche unterstützen will. "Unser Ziel ist, dass die deutsche Automobilindustrie die klimafreundlichen Autos der Zukunft baut, neue Arbeitsplätze entstehen und Wertschöpfung erhalten bleibt", erklärte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) nach dem jüngsten Autogipfel in der vergangenen Woche.
340 Millionen Euro für regionale Netzwerke
340 Millionen Euro sollen in regionale Transformationsnetzwerke fließen, um vor Ort Zukunftsstrategien für die Branche zu entwickeln. Ebenfalls 340 Millionen Euro stehen für die Digitalisierung der Autoindustrie bereit, weitere 320 Millionen Euro sind für mittelständische Unternehmen vorgesehen, die auf neue Technologien umstellen.
Als "große Chance für die Region Heilbronn-Franken" bezeichnet Steffen Hertwig den Zukunftsfonds. Der Oberbürgermeister von Neckarsulm ist Koordinator des regionalen Bündnisses für Transformation, das sich Anfang 2020 auf Initiative der Bürgerbewegung Pro Region gegründet hat. Mit der jährlich in Aussicht gestellten Förderung von zwei bis drei Millionen Euro sieht Hertwig gute Chancen, "unsere Strukturen und Dienstleistungen weiter aufzubauen und die Transformationsbemühungen in der Region zusätzlich zu unterstützen". Er zeigt sich zuversichtlich, "dass die hohe Qualität unserer Partnerschaft und der daraus hervorgehenden Aktivitäten vom Ministerium honoriert werden", sagt Hertwig.
Wirtschaftsförderer bereiten den Antrag vor
Wie Jörg Ernstberger, Geschäftsführer von Südwestmetall in der Region, mitteilt, finalisieren die beiden regionalen Wirtschaftsfördergesellschaften WHF und WFG gerade den Antrag auf Förderung aus dem Zukunftsfonds. "Ich bin zuversichtlich, dass der Antrag gelingen kann. Weitere Unterstützer dieser Bemühungen aus Politik, Wirtschaft nd Gesellschaft sind aber natürlich gerne willkommen", betont Ernstberger. Das gemeinsame Ziel müsse der Erhalt von Industriearbeitsplätzen in der gesamten Region sein.
"Wir sind eine Autoregion, die diesen Wandel nicht ohne Unterstützung bewältigen kann", macht Michael Unser die Notwendigkeit einer finanziellen Förderung deutlich. Der Chef der Unterländer IG Metall weist darauf hin, dass nicht nur die Autohersteller vom Schwenk Richtung Elektromobilität und Digitalisierung betroffen seien, sondern auch die Zulieferindustrie. "Hier geht es um die Zukunft dieser Schlüsselbranche, in der die Masse der Beschäftigten in der Region tätig sind", so Unser. Es bedürfe umfangreicher Qualifizierung der Beschäftigten, damit es am Ende der Transformation keine Verlierer gebe, betont der Gewerkschafter.
Auch Weiterbildung soll gefördert werden
Dieses Thema liegt auch Manfred Grab am Herzen. "Weiterbildung und Qualifizierung sind eine zentrale Zukunftsaufgabe, sagt der Leiter der Arbeitsagentur Heilbronn, die wie auch die Agentur in Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim Mitglied im Bündnis für Transformation ist. Die Agenturen wollen mit ihren Instrumenten mithelfen, die Innovationskraft der Unternehmen zu stärken und bestehende Arbeitsplätze zu erhalten, sagt Grab.
Geld wird wohl nicht vor Ostern 2022 fließen
Der Antrag der Region soll spätestens im Oktober beim Bundeswirtschaftsministerium eingereicht werden, wie WFG-Geschäftsführer Patrick Dufour mitteilt. Er rechnet damit, dass es mindestens bis Frühjahr 2022 dauert, bis im Falle einer Bewilligung Fördermittel fließen.
Viel Konkurrenz um das Fördergeld
Die Konkurrenz um die Fördermittel aus dem Zukunftsfonds Automobilindustrie dürfte groß sein. Nach Angaben des Düsseldorfer Ökonomen Jens Südekum, der mit Ina Schaefer vom Braunschweiger Institut für Softwaretechnik und Fahrzeuginformatik den Expertenausschuss zum Zukunftsfonds leitet, gibt es in Deutschland 70 Cluster in der Automobilwirtschaft. Darunter gebe es 20 bis 30 potenzielle Problemfälle, sagte Südekum dem "Handelsblatt". "Sie sind geprägt von vielen kleinen Zulieferern, die bisher stark auf die Verbrennertechnologie fokussiert sind und noch keine Strategie für die Zukunft entwickelt haben", so der Ökonom. Diese Regionen sollen zwei bis drei Millionen Euro pro Jahr aus dem Topf bekommen können.