Das Leben in DDR und BRD in Daten
Die Mauer war das Symbol der deutsch-deutschen Teilung. Wir zeigen mit Zahlen und Fakten, wie die Lebensverhältnisse in den beiden deutschen Staaten auseinandergedriftet sind.
Die Berliner Mauer wurde zum Symbol der deutsch-deutschen Teilung. Was jedoch manchmal vergessen wird: Nicht nur Berlin wurde in zwei Hälften getrennt, sondern halb Deutschland. Die innerdeutsche Grenze trennte das Land in zwei Hälften und Deutsche in Ost und West auf einer Länge von 1376 Kilometern.
Im Laufe der Jahre wurden die Grenze und der "Antiimperialistische Schutzwall", wie die Berliner Mauer in der Propaganda des SED-Regimes hieß, immer mehr zum unüberwindlichen Hindernis. Auch die Lebensverhältnisse drifteten in den beiden deutschen Staaten zunehmend auseinander. Wir haben Zahlen und Fakten zusammengetragen.
Die Berliner Mauer und die innerdeutsche Grenze
Die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten war 1376 Kilometer lang. Die Absperrungen um West-Berlin, einschließlich der Mauer, hatten eine Länge von rund 160 Kilometern. Das SED-Regime ließ im Mai 1952 zur besseren Sicherung der Grenze eine fünf Kilometer breite Sperrzone anlegen. Nur DDR-Bürger, die einen Passierschein hatten – zum Beispiel, um Verwandte im Sperrgebiet zu besuchen, durften hinein. Die restliche DDR war nicht in Bundesländer geteilt, sondern in Bezirke und Kreise. Die nachfolgende Karte zeigt diese Aufteilung:

Grafik: TUBS, CC BY-SA 2.5
Bürger, die innerhalb der Zone lebten und dem Regime als „unzuverlässig“ galten, wurden ins Innere der DDR zwangsumgesiedelt. Nach 1961 wurde die innerdeutsche Grenze zu einem fast unüberwindlichen Hindernis ausgebaut: Tretminen, elektrisch geladene Zäune und später auch Selbstschussanlagen machten Fluchtversuche in den Westen zu einem tödlichen Risiko.
Fakten zur deutsch-deutschen Teilung | |
Todesopfer an der Mauer | mindestens 140* |
Todesopfer an der innerdeutschen Grenze | mindestens 260* |
Länge innerdeutsche Grenze | 1376 km |
Länge der Mauer zwischen Ost- und West-Berlin | 43,1 km |
Länge der Grenzanlagen um West-Berlin | 155 km |
Anzahl der Wachtürme: | 302 |
Selbstschussanlagen (zwischen 1971 und 1984) | 55.000 |
Verlegte Minen an der Grenze | Rund 1,3 bis 1,4 Millionen |
Auf Menschen abgerichtete Hunde (bis in die 1980er Jahre) | Rund 3000 |
*Die Angaben über Tote an der Berliner Mauer und an der innerdeutschen Grenze schwanken je nach Quelle stark. Ein Grund dafür ist die unsichere Quellenlage. Die SED-Führung versuchte, Todesfälle zu verschleiern. Vom Westen aus war die Situation oft schwierig zu beurteilen. Auch die Definition von Grenzopfern war nicht immer eindeutig. Beispiele: War auch ein Unfall an der Grenze, Ertrinken in der Ostsee oder ein Herzinfarkt bei Grenzkontrollen ein Fall für die Statistik?
Quellen:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/deutsche-einheit/eine-traurige-bilanz-393916
https://www.berlin.de/mauer/geschichte/bau-der-mauer/die-mauer-in-zahlen/
https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/stasi/218458/mauertote
Durchschnittseinkommen

Die Einkommensunterschiede zwischen Ost und West waren vor allem in den letzten Jahren der DDR gewaltig: 1989 verdiente ein Arbeitnehmer in der DDR im Durchschnitt 1300 DDR-Mark im Monat. Damit stieg das durchschnittliche, monatliche Bruttoarbeitseinkommen während des Bestehens der DDR deutlich. 1949 waren noch rund 290 DDR-Mark bezahlt worden.
Im Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland verdiente ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer rund 237 Deutsche Mark im Monat und damit etwas weniger als im Vergleich zur DDR. In den folgenden Jahren bis zur Wiedervereinigung stieg das durchschnittliche Einkommen jedoch erheblich schneller und höher als in der DDR auf rund 3340 Deutsche Mark an.
Allerdings waren auch die Lebenshaltungskosten in der DDR deutlich niedriger: Im Monatsbudget spielten Miete und Kosten für Grundnahrungsmittel eine Nebenrolle. Die Mietpreise lagen je nach Zustand und Ausstattung einer Wohnung zwischen 0,40 und 1,20 DDR-Mark. Brötchen und Brot kosteten ein paar Pfennige. Staatliche Subventionen machten das möglich.
Quelle:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/249254/umfrage/durchschnittseinkommen-in-der-ddr/
Bevölkerungsschwund
Die DDR hatte ein Problem: Da sich der Staat massiv abschottete und die Freiheiten seiner Bürger einschränkte, verließen die Menschen den sozialistischen Staat massenhaft. Die Bevölkerung schrumpfte von anfangs 19,1 Millionen im Jahr 1948 auf später 16,4 Millionen Menschen bis 1989. Vor allem junge, gut ausgebildete Menschen traten die Flucht in den Westen oder ins Ausland an.
Die strikte und gewaltsame Abriegelung der Grenzen konnte die Zahl der Flüchtlinge zwar verringern, jedoch nicht stoppen. Den Schwund hat das SED-Regime jedes Jahr im "Bevölkerungsstatistischen Jahrbuch der DDR" festgehalten. Unsere animierte Grafik stützt sich auf diese Daten:
Auch nach dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung hörte die Abwanderung aus dem Osten des Landes nicht auf. Im Gegenteil: 1991 kehrten rund 229.210 Menschen dem Osten den Rücken und zogen in den Westen.
Anfang der 2000er Jahre stieg die Zahl derer, die in den Westen abwanderten auf 191.000 an - während in den vergangenen 30 Jahren jährlich eine etwa gleichbleibende Zahl zwischen 90.000 und 100.000 Menschen von West nach Ost umzieht.
Inzwischen haben sich diese Werte angeglichen. 2017 wanderten erstmals mehr Menschen von West nach Ost als umgekehrt. Seitdem sind die Zahlen in etwa gleich hoch.
Lebenserwartung

Die aktuelle Lebenserwartung im vereinigten Deutschland für Mädchen liegt laut Statistischem Bundesamt bei über 83 Jahren und für Jungen bei fast 79 Jahren.
In der DDR und der Bundesrepublik ist die Lebenserwartung bei Geburt bei beiden Geschlechtern über die Jahre deutlich gestiegen, wobei sie im Westen tendenziell ein wenig höher war.
1952 betrug die Lebenserwartung von Männern in der DDR bei der Geburt rund 63,9 Jahre, während Frauen eine Lebenserwartung von knapp 68 Jahren hatten. Im Jahr 1989 betrug sie bei Männern rund 70,1 Jahre, während sie bei Frauen knapp 76,4 Jahre betrug. In der Bundesrepublik der Jahre 1949/51 betrug die Lebenserwartung von Männern bei Geburt rund 64,6 Jahre, bei Frauen 68,5 Jahre. Bis zum Vergleichsmesspunkt 1986/88 stieg die Lebenserwartung bei Männern auf 72,2 Jahre, bei Frauen auf 78,7 Jahre.
Quelle:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/249309/umfrage/lebenserwartung-in-der-ddr/#statisticContainer
Die Rolle von Frauen

Das SED-Regime pries die Gleichstellung von Mann und Frau in der Deutschen Demokratischen Republik öffentlich an. Durch die Teilnahme am Arbeitsleben sah es die Selbstständigkeit und Gleichberechtigung der Frau verwirklicht. Tatsächlich arbeiteten 1960 rund 62 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter, und damit mehr als in Westdeutschland.
Im Vergleich zu den Männern erhielten sie jedoch weniger Lohn und trugen die Mehrfachbelastung von Familie, Haushalt und Beruf. Das Regime förderte die Berufstätigkeit der Frau vor allem, weil die Wirtschaft Frauen als Arbeitskräfte brauchte. Arbeitsfähigen, alleinerziehenden Müttern oder Hausfrauen strich es Sozialleistungen, um sie zur Aufnahme einer Arbeit zu bewegen.
An der Staatsspitze und in hohen Regierungs- und Parteiämtern waren Frauen kaum vertreten. Eine Ausnahme war Margot Honecker. Die Ehefrau des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker war Ministerin für Volksbildung.
Quelle:
https://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/wirtschaft-und-gesellschaft-im-osten/frauen-im-sozialismus.html
Die Stasi

Die DDR war vor allem in ihren späteren Jahren ein Staat, der seine Bürger systematisch überwachte und dafür ein dichtes Netz an Spitzeln schuf. Die zuständige Behörde für diese Aktivitäten war die Stasi, wie das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in der Kurzform genannt wurde.
Die DDR wurde 40 Jahre lang von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) regiert – ohne jemals durch freie, demokratische Wahlen legitimiert zu sein. Ihre Macht erhielt die SED durch den massiven Partei- und Sicherheitsapparat aufrecht. Ein Eckpfeiler dieses Systems war das Ministerium für Staatssicherheit. Das MfS war militärisch organisiert und streng zentralistisch aufgebaut.
Erich Mielke stand von 1957 bis fast zum Ende an seiner Spitze. Den stärksten Mitarbeiterzuwachs erlebte das MfS in den 1970er Jahren. Durch die Entspannungspolitik und die zunehmenden Kontakte zwischen Ost und West befürchtete die Stasi eine Zunahme "feindlicher Beeinflussung". Dem setzte sie eine Fülle neuer Kontroll- und Überwachungsaufgaben entgegen.
Die Stasi hatte auch noch andere Aufgaben. Als Geheimdienst spionierte sie im Ausland mit ihrer Hauptverwaltung Aufklärung (HVA). Das MfS versuchte auch, Medien und Politik im westlichen Ausland zu beeinflussen. Zugleich versuchte die Stasi, Spionage ausländischer Geheimdienste in der DDR zu verhindern. Mit befreundeten Staaten organisierte und deckte sie Waffendeals, zum Beispiel in das diktatorisch regierte Syrien.
Die Aktivitäten der Stasi sind heute häufig Gegenstand filmischer Auseinandersetzung mit der DDR. So im Oscar-prämierten Drama "Das Leben der Anderen" oder in der Spionage-Serie "Deutschland 1983 bis '89".
Quellen:
https://www.bstu.de/informationen-zur-stasi/themen/was-war-die-stasi/.
https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/stasi/218372/definition