Vor 60 Jahren fuhr der letzte Oberleitungsbus durch Heilbronn
Oberleitungsbusse galten einst als Wunderwaffe im Nahverkehr, blieben aber Exoten. In Heilbronn waren den Obussen nur zwei kurze Episoden beschieden, am 31. Dezember 1960 war endgültig Schluss. Heute sind E-Busse ohne Oberleitung gefragt. Doch auch hier gibt es Probleme.

Nach dem Krieg war das Heilbronner Schienennetz abgewirtschaftet. Die liebevoll Spatzenschaukel genannte Straßenbahn galt als Defizitgarant und wurde 1955 von den Straßen verbannt – nur um fünf Jahrzehnte später in Form der Stadtbahn ihre Renaissance zu feiern. Aber das ist eine andere Geschichte.
Vorläufiges Ende der Straßenbahn kam 1955
Bei der Diskussion darüber, was auf die Straßenbahn-Ära folgen sollte, entschied sich die Heilbronner Kommunalpolitik für den Obus. Acht per Oberleitung elektrisch beriebene Gefährte der Marke Henschel, Stückpreis 81.000 Mark, nahmen 1951 den Dienst zwischen Allee und Böckingen, Sontheim und Haselter auf.
Schon 1954 war der Stern der Obusse wieder am Sinken. Der Gemeinderat entschied, den verbliebenen Straßenbahnverkehr auf Diesel-Omnibusse umzustellen. Der Oberleitungsbus konnte den Verbrenner wirtschaftlich nicht das Wasser reichen. Schon 1960 beschloss der Gemeinderat, die kurze Episode wieder zu beenden. Fast neue Obusse wurden verkauft und kurvten fortan durchs portugiesische Braga.
Tatsächlich war es das zweite Intermezzo dieses Verkehrsmittel in der Stadt. Von 1911 bis 1916 hatte die "Gleislose Bahn" Heilbronn mit Böckingen verbunden. Das Obus-System kam bei den Fahrgästen jedoch nicht gut an. Sie klagten etwa über die vielen Schlaglöcher.
Oberleitungsbusse überdauerten weiter neckaraufwärts
Um heute einen Obus in Betrieb zu sehen, muss man aber nicht gar so weit fahren. In Esslingen sind sie immer noch im Einsatz. Die Neckarstadt ist aber nur eine von drei Kommunen in ganz Deutschland, die nach wie vor auf diese Karte setzt.

Ansonsten gilt der E-Antrieb auch im Nahverkehr als klimafreundlichste Zukunftstechnik. Rund 600.000 Euro investierten die Stadtwerke Heilbronn im Buga-Jahr 2019 in einen voll elektrisch angetriebenen Omnibus inklusive Ladeinfrastruktur. Es ist bislang das einzige Gefährt dieser Art in der Stadt.
Warum Heilbronn bei weiteren E-Bussen zögert
Erst im November dieses Jahres drängten CDU und Freie Wähler im Gemeinderat darauf, weitere elektrisch betriebene Busse anzuschaffen. Letztlich einigte man sich darauf, noch abzuwarten.
Tilo Elser aus der Geschäftsführung der Stadtwerke hatte betont, man setze bei alternativen Antrieben auf ein Konzept aus einem Guss und warte auf die Ergebnisse einer Studie. Auf mehr als einen E-Bus seien die Gebäude und Anlagen nicht ausgerichtet. "Wenn wir die jetzt kaufen, ist offen, ob wir sie so mit Energie versorgen können, dass sie konventionelle Fahrzeuge ersetzen." Ergebnisse der Studie erwarten die Stadtwerke im Frühjahr.
Neue Stadtbuslinie 2 startet am 13. Dezember
Neuerungen im Busnetz gibt es trotzdem. Die Stadtwerke Heilbronn schaffen mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember eine Tangentialverbindung zwischen Sontheim und der Klinik am Gesundbrunnen. Die Linie 2 fährt künftig montags bis freitags bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 18.30 Uhr im 30-Minuten-Takt. Sonntags verkehren die Busse von 13 bis18 Uhr im Stundentakt. Am Sonnenbrunnen in Böckingen bestehen Anschlüsse mit der Stadtbahn S4 aus Richtung Schwaigern zum Klinikum und zurück.
Mit der Betriebsaufnahme dieser neuen Tangente für Sontheim und Böckingen wird zugleich der Fahrweg der Linie 5 auf den Abschnitt zwischen Böckingen/Jäkleinstraße und Industrieplatz verkürzt.