Wohnbau-Boom in Heilbronn: Pläne und Kräne für das neue Jahr
Trotz anhaltendem Bau-Boom bleibt Wohnraum in der Stadt Heilbronn knapp. Bei Baugenehmigungen wurde 2021 ein Rekordwert erreicht. Vor allem kleine Wohnungen sind gefragt, vornehmlich von Studenten.

Heilbronn scheint attraktiver denn je zu sein, Wohnraum ist entsprechend knapp, und dies, obwohl die Stadt ihre im Jahr 2016 selbst gesteckte Marke von 2000 neuen Wohnungen bis 2020 weit übertroffen hat: um genau 457. Und es geht so weiter.
Gemessen an den Baugenehmigungen könnte 2021 sogar der bisherige Rekordwert von 1169 (im Jahr 1990) übertroffen werden. Bis zum dritten Quartal hat das Baudezernat Projekte mit zusammen 1075 Wohnungen genehmigt, die Daten fürs vierte Quartal liegen noch nicht vor.
"Nur 1990 wurden mehr Wohnungen gebaut", so Thomas Hille von der Stabsstelle Stadtentwicklung und Zukunftsfragen. Der Autor des "Berichts zur Bautätigkeit 2021 der Stadt Heilbronn" erklärt die hohe Zahl mit den vielen Mini-Appartments in Studentenheimen. "Dies lässt sich aus der durchschnittlichen Anzahl der Wohnungen pro Wohngebäude ablesen", die mit über 16 Einheiten pro Gebäude laut Hille ebenfalls auf einem "Allzeithoch" liegt. Der Durchschnitt der letzten 15 Jahre habe 4,9 betragen.
Ein Neubaugebiet mit 749 Wohnungen

Ob alle Baugenehmigungen 2022 realisiert werden, steht auf einem anderen Blatt. Soviel steht fest: Größter Wohnbau-Player ist die Stadtsiedlung Heilbronn GmbH, deren Großprojekt Hochgelegen mit 749 Wohnungen derzeit alles übertrifft.
Ähnlich prominent: das ehemalige Südbahnhof-Gelände, das inzwischen fast komplett bebaut ist. Aktuell schließt die Stadtsiedlung dort die letzte Baulücke. Zwischen den Wohnanlagen Buntes Wohnen und Ahornhof ist der Magnolienhof im Bau, mit 62 Wohneinheiten rund um einen Innenhof für die Bewohner.
Auch in der Bahnhofsvorstadt tut sich was: An der Weststraße 52 wird die städtische Tochter im August 28 Mietwohnungen fertigstellen. In Böckingen entsteht ein energetisches Parade-Vorhaben: An der Stockheimer-/ Brucknerstraße werden bis Ende 2023 zunächst 27 Mietwohnungen gebaut, später kommen 14 Wohneinheiten hinzu: alles im Passivhaus-Standard, inklusive Wärmepumpen und Photovoltaik, Mieterstrommodell und Wohnungsmix für unterschiedliche Zielgruppen vom Single bis zur Familie.
Auch Bauträger sind schwer aktiv
Aber auch viele private Häuslebauer - und vor allem Bauträger sind schwer aktiv. Man muss nur mit offenen Augen durch die Stadt fahren. An der Schirrmannstraße ist das Kruck-Projekt mit 35 Wohnungen in fünf Gebäuden so gut wie fertig, in der Badstraße das Haus am Fels, am Horkheimer Kelterweg muss die Paulus GmbH an der Seniorenwohnanlage nur noch die Außenanlagen richten.
Beim Alten Friedhof an der Weinsberger Straße signalisiert der Kran ein lange geplantes Neufeld-Projekt. An der Güglinger Straße in Böckingen baut die Stuttgarter Lebensversicherung groß, an der Franz-Renner-Straße ist die Aufbaugilde fertig. An der Happelstraße 43 hat Fischer Wohnbau den Spaten angesetzt. Und an der Jägerhausstraße 104, Stichwort Villa Fuchs, steht zumindest der umstrittene Bebauungsplan.
Im Neckarbogen geht es im Sommer weiter
Bei der weiteren Aufsiedlung des Neckarbogen stimmen derzeit im Rahmen des Investoren-Auswahlverfahrens mögliche Bauherren der Baufelder K, L und M ihre Pläne mit dem Rathaus ab. "Im Frühjahr 2022 soll der Gemeinderat über den Verkauf der Grundstücke entscheiden", erklärt Rathaussprecherin Claudia Küpper. So könnten die ersten Spaten spätestens im Sommer 2022 angesetzt werden.
Innenverdichtung ist Trumpf
Mit großen Neubaugebieten in Stadtteilen sieht es spärlich aus, schließlich ist "Innenverdichtung" in Zeiten des Flächenfraßes Trumpf. Auf den Klingenäckern in Sontheim dürfte 2022 nach Abschluss der archäologischen Untersuchungen endlich die Erschließung beginnen. Für das Gebiet Mühlberg/Finkenberg in Biberach sollen 2022 die Planungen zur Erschließung über die Bühne gehen, die Arbeiten selbst dürften aber erst 2023 starten.
Größte Baustelle der Stadt

Die derzeit größte und prominenteste Wohnbau-Baustelle in Heilbronn ist das Gebiet Hochgelegen, der frühere Nonnenbuckel am Gesundbrunnen, wo 2023 die ersten Mieter einziehen. Die Stadtsiedlung Heilbronn GmbH errichtet dort 22 punkt- und riegelförmige Gebäude mit fünf bis sieben Stockwerken, insgesamt 749 Wohnungen im Mix von Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Weiteren Wohnformen, wie etwa Mikrowohnen, betreutes Wohnen sowie ein Pflegeheim und das Angebot an Kompaktwohnungen sollen die Idee einer guten sozialen Durchmischung stützen. Die Förderquote liegt hier bei 50 Prozent.
Eine Quartiersgarage an der Römerstraße soll das Wohngebiet weitestgehend autofrei halten, ein Quartierszentrum das gesellschaftliche Herzstück des Quartiers bilden: mit Beratungs- und Dienstleistungsangeboten sowie Raum für vielfältige nachbarschaftliche Aktivitäten und Veranstaltungen. Am südlichen Rand des Gebietes wird ein sogenannter Klimawald angelegt: mit 350 jungen Bäumen auf einer 40.000 Quadratmeter großen Fläche.