Wie Spezialfahrzeuge der Feuerwehr ausgestattet sind
Der Landkreis Heilbronn hat eine Abfüllanlage für Sand angeschafft. Das zweite neue Spezialfahrzeug ist der Einsatzleitwagen 2, der mit modernster Kommunikationstechnik ausgestattet ist. Er ist ebenfalls bei der Freiwilligen Feuerwehr Neckarsulm stationiert. Eine Drohne mit Wärmebildkamera ist mit an Bord. Eine kleine Fahrzeugkunde.

Die Feuertaufe hat sie bestanden bei der Unwetterlage Anfang Juni, die Sandsackabfüllanlage, die der Landkreis Heilbronn 2020 angeschafft hat. Ebenso wie einen neuen Einsatzleitwagen 2 (ELW2), der den Feuerwehren bei großen Gefahrenlagen modernste Technik für die Fernmeldegruppe, die Einsatzleitung und die Führungsgruppe des Landkreises bietet. Die beiden Neuanschaffungen sind in Neckarsulm stationiert.
Von den Überflutunten am 7. Juni waren auch die Stadtwerke Neckarsulm betroffen. Eine Unwetterwarnung folgte der nächsten. Der Energieversorger wollte sich vor weiteren Schäden schützen. Der Wechsellader mit dem Spezial-Abrollbehälter der Feuerwehr rückte an. 800 Säcke wurden innerhalb einer Stunde befüllt, erzählt Frank Seitz, Kommandant der 30-köpfigen Abteilung Dahenfeld, die für die Abfüllanlage geschult wurde.
In zwei Sekunden schießen 15 Kilogramm Sand in den Sack
Wie funktioniert diese Hochleistungsmaschine, an der wie am Fließband gearbeitet wird? Feuerwehrleute sitzen an den vier Trichtern. Bewegen sie den Hebel nach vorne, schießen 15 Kilogramm Sand aus dem Sammler, der 1000 Kilogramm fasst, in den übergestülpten Sack. „Das dauert zwei Sekunden“, sagt Seitz. Eine halbe Drehung, und das Abgefüllte wird an das Quartett an den höhenverstellbaren Tischen übergeben, das zu den hängenden Nähmaschinen greift, um die Säcke zu verschließen. Zwei Feuerwehrleute stapeln die Säcke in Gitterboxen. Dann stehen sie bereit, um Kellereingänge zu schützen, Schächte abzudichten oder Dämme zu verstärken. Seitz hält 1000 Stück in der Stunde für realistisch.
„Nach zwei Stunden muss man das Personal auswechseln“, sagt der hauptamtliche Feuerwehrmann, der für den technischen Support zuständig ist. Die praktische Abfüllung im Akkord sei sehr anstrengend. Deshalb sind klappbare Bänke an Bord des rund 120 000 Euro teuren Abrollbehälters, der 4000 leere Säcke mitführt, ein Stromaggregat, Beleuchtung und eine Ersatzschnecke. Nach 24 Betriebsstunden ist die Walze des Sammlers durch die Reibung des Sands abgenutzt.

Übrigens: Nach Verwendung nimmt die Feuerwehr die Säcke nicht zurück. Sie auszuleeren und den Sand zu trocknen, wäre viel zu aufwendig, sagt Seitz.
Fahrtraining für den Zwölf-Meter-Truck
Um ein beeindruckendes Spezialfahrzeug, was Größe und Inhalt betrifft, handelt es sich beim neuen, klimatisierten Einsatzleitwagen 2, bestückt mit modernster Technik. Das alles hat seinen Preis: 670.000 Euro. „Das Fahrzeug muss man erst einmal fahren können“, sagt Dr. Christian Koch, der die Fernmeldegruppe Neckarsulm leitet. Für die Kameraden war deshalb auch Fahrtraining für den knapp zwölf Meter langen Truck angesagt.
Die Fernmeldegruppe bildet mit Führungskräften aus Heilbronner Landkreisfeuerwehren die Führungsunterstützungseinheit, die sich bei Großeinsatzlagen des ELW 2 als Kommando- und Kommunikationszentrale bedient. Beim Paketbombenanschlag bei Lidl oder dem Schreinerei-Brand in Jagsthausen habe sich das Spezialfahrzeug bereits bewährt, so Neckarsulms Gesamtkommandant Wolfgang Rauh.
Smartboard, Satellitentelefon und digitale Funkgeräte
Gegenüber dem 20 Jahre alten Vorgängermodell ist der Besprechungsraum im ELW2 größer, hat einen höhenverstellbaren Tisch und ein Smartboard, auf dem Lagekarten oder Luftaufnahmen dargestellt werden können. An Bord ist eine Drohne mit Wärmebildkamera, die etwa Glutnester aufspüren kann.
Die Fernmeldegruppe im abtrennbaren Bereich übernimmt die Kommunikation nach außen, mit den Einsatzkräften, der Integrieren Leitstelle oder sonstigen Stellen. Touchbildschirme fürs Funken und Telefonieren, Headsets, analoge Funkgeräte und digitale für das künftige System, mobiler und satellitenbasierter Internetzugang sowie Telefonie, zur Absicherung unterschiedliche Provider, zwei Serverschränke, zwei Funkmasten, Drucker und Scanner – es fehlt an nichts. Mit einem eigenen Stromerzeuger ist das ELW2 autark. Tragbare Telefone, Laptops und Tablets lassen sich für eine Einsatzzentrale in einem Gebäude einpacken. Dann wird das Spezialfahrzeug zum Übertragungswagen, dessen Technik von den Arbeitsplätzen fernbedient wird.
Rund 400 Fahrzeuge im Landkreis Heilbronn
In den 46 Kommunen des Landkreises Heilbronn mit 45 Freiwilligen Feuerwehren und dem Zweckverband Ellbachtal von Ellhofen und Lehrensteinsfeld beläuft sich der Fuhrpark auf rund 400 Fahrzeuge. Dieser reicht vom Kommandowagen und Mannschaftstransportwagen über Lösch- und Rüstfahrzeuge zur Drehleiter und dem Einsatzleitwagen 2. An einigen Fahrzeugen der Feuerwehr Heilbronn ist der Landkreis beteiligt, etwa am Feuerwehrkran und am Abrollbehälter Atemschutz. Hier stellen wir einige Fahrzeuge vor:
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Rüstwagen
Der Rüstwagen ist die "große Werkzeugkiste" für die schnelle Hilfe und hat technisches Gerät für Einsätze bei Unfällen geladen, wie eine Seilwinde oder Material zu Abstützarbeiten. Wasser und Pumpe gehören allerdings nicht zur Ausstattung. Foto: Feuerwehr Lauffen
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Drehleiter
Brackenheim gehört zu den Kommunen, die mit einer Drehleiter mit Korb ausgestattet sind. 23/12 besagt, dass die maximale Rettungshöhe 23 Meter beträgt, die Ausladung der Leiter bis zu zwölf Meter. In erster Linie dient eine Drehleiter der Menschenrettung aus höheren Gebäuden. Sie wird auch eingesetzt, wenn Fluchtwege unpassierbar sind und als Tragehilfe für den Rettungsdienst, um Patienten auf schonende Weise aus oberen Stockwerken zu heben. Foto: Feuerwehr Brackenheim
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Gerätewagen Messtechnik
Bei Bränden und Unfällen mit Gefahrgut kann ein Messteam mit Fachberatern prüfen, ob sich Gefahrstoffe in der Luft befinden. Es kann Wasserproben entnehmen und radioaktive Strahlung messen. Der Landkreis Heilbronn hat für solche Umweltschutzeinsätze zwei GW-Mess angeschafft, die in Lauffen und Neckarsulm stationiert sind. Foto: Feuerwehr Lauffen
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Rettungsboot
Für den Einsatz auf Gewässern gibt es bei der Feuerwehr Boote, etwa in Bad Friedrichshall. Das Boot wird mit einem Zugfahrzeug auf einem Anhänger ans Ufer transportiert und über Slipstellen oder mit Kränen ins Wasser gelassen. Foto: Feuerwehr Bad Friedrichshall
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Schlauchwagen
Wenn Wasser über eine längere Strecke an die Einsatzstelle befördert werden muss, ist ein Schlauchwagen gefragt. 2000 Meter Material hat das geländegängige Fahrzeug geladen, das zum Beispiel in Bad Friedrichshall-Untergriesheim steht. Zudem verfügt es über einen Faltbehälter mit 3000 Liter Fassungsvermögen. Die Schlauchkörbe können entfernt werden, so dass der Wagen als Transportfahrzeug für anderes genutzt werden kann. Foto: Feuerwehr Bad Friedrichshall
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Tanklöschfahrzeug
Das TLF 4000 der Bad Rappenauer Feuerwehr hat mindestens 4000 Liter Wasser an Bord. Das ist von Vorteil bei Einsätzen, bei denen schnell viel Wasser benötigt wird, aber eine Wasserversorgung in der Nähe nicht vorhanden ist, also etwa auf Autobahnen oder bei Bränden in freier Landschaft. Foto: Feuerwehr Bad Rappenau