Heilbronner hat den Protest gegen Stuttgart 21 aufgegeben
Der Heilbronner Peter Kaspar hat lange gegen das Bauprojekt Stuttgart 21 und die Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofs demonstriert. Doch viel habe der Protest nicht gebracht, meint er heute. Und hat sich nach der Volksabstimmung damit abgefunden, dass S21 gebaut wird.
Als im August 2010 die Bagger anrollen, steht Peter Kaspar vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Gemeinsam mit tausenden Demonstranten protestiert er gegen Stuttgart 21. „Was mich bewegt hat, ist einfach die Unsinnigkeit dieses Projekts“, erklärt der 70-Jährige rückblickend.

Die vielen Argumente, die über die Jahre ausgetauscht wurden, haben Kaspar nie überzeugt. Auch die öffentlichen Schlichtungen haben daran nichts geändert. Es sei fraglich, ob der Tiefbahnhof genug Platz biete, um auch zu Stoßzeiten alle Züge halten zu lassen. Außerdem leide der Regionalverkehr, wenn Fernzüge vorrangig in den Bahnhof fahren dürfen. „Für den Regionalverkehr und aus Heilbronner Sicht bringt das überhaupt nichts“, sagt Kaspar. Das gesamte Projekt sei kein Bahnprojekt, sondern ein Immobilienprojekt, so seine Vermutung. Dass es bei den nun versprochenen 8,2 Milliarden Euro bleibt, die S21 kosten soll, glaubt Kaspar nicht.
Wer beim Bahnfahren gerne die Aussicht genießt, kommt durch Stuttgart 21 zu kurz
Dass Verkehrsminister Winfried Herrmann eine Ergänzungsstation für den Regionalverkehr ins Gespräch gebracht hat, ist für Kaspar „das Eingeständnis, dass es nicht funktioniert“. Sinnvoll sei sie dennoch, denn die Gäubahn ist für den Heilbronner „eine der schönsten Strecken Deutschlands“, die unbedingt erhalten werden müsste. Besonders früher, als Kaspar noch eine Bahncard100 besaß, ist er dort oft entlanggefahren. Inzwischen würden Züge jedoch nur noch durch Tunnel oder zwischen Lärmschutzwänden fahren, ärgert sich Kaspar. „Bahnfahrer wie ich, die die Aussicht genießen wollen, kommen zu kurz.“
Für das Bündnis „Heilbronner gegen Stuttgart 21“ hat Kaspar eine Analyse geschrieben, was das Bauprojekt in der Landeshauptstadt für die Region bedeutet. Darin heißt es im Jahr 2010: „Wenn alle Mittel nach Stuttgart fließen, fehlt das Geld für die dringend notwendige Verbesserung des Schienenverkehrs in der Region.“ Als wichtige Punkte nennt Kaspar etwa die Verlängerung der Stadtbahn nach Schwäbisch Hall und Künzelsau, die Reaktivierung der Zabergäubahn, den zweigleisigen Ausbau der S-Bahn-Strecke ab Leingarten und schnellere Anschlüsse an die ICE-Knoten Würzburg und Mannheim – das meiste ist bis heute nicht umgesetzt.
Regierung sollte sich nicht gegen Volksabstimmung stellen
Nach der Volksabstimmung, die für den Weiterbau von S21 ausfiel, hat Peter Kaspar seinen Widerstand aufgegeben. „Ich bin Demokrat“, betont Kaspar. „Man kann nicht verlangen, dass sich eine Regierung gegen eine Volksabstimmung stellt.“
Außerdem sei es irgendwie unsinnig, Fahrkarten zu kaufen und mit dem Zug zu Protestmärschen zu fahren, bei denen man gegen die Deutsche Bahn protestiert. Der jahrelange Protest der S21-Gegner habe insofern nicht viel gebracht, meint Kaspar. „Er hat das Projekt nicht verhindert.“ Jetzt noch zu demonstrieren, sei sinnlos, meint Peter Kaspar. „Ich denke, dass das Ding gelaufen ist.“