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Die Marke Grüner Punkt wird 30 Jahre alt

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Seit 1991 prangt auf den meisten Verpackungen in Deutschland der Grüne Punkt. Eingeführt wurde er, um Rohstoffe zurück in den Kreislauf zu führen und damit die Umwelt zu schonen. Doch von Anfang an gab es auch Kritik an dem System.

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Die Marke Grüner Punkt feiert ihren 30. Geburtstag. Früher ein Monopol, können seit 18 Jahren auch andere Unternehmen ein solches System anbieten. Foto: dpa
Die Marke Grüner Punkt feiert ihren 30. Geburtstag. Früher ein Monopol, können seit 18 Jahren auch andere Unternehmen ein solches System anbieten. Foto: dpa  Foto: Oliver Multhaup (dpa)

In Belgien heißt er Le Point vert, Italien nennt ihn Il Punto Verde, und die Norweger sagen I Gront Punkt: Die Marke Der Grüne Punkt, 1991 in Deutschland eingeführt, ist mittlerweile in zahlreichen europäischen Ländern vertreten und weltweit geschützt. Hinter den zwei ineinander verschlungenen Pfeilen stand vor 30 Jahren die Idee der umweltfreundlichen Mülltrennung. Verpackungen, die im Hausmüll landeten, sollten wieder verarbeitet und zurück in den Rohstoffkreislauf geführt werden.

Verbraucher sollte eigentlich nicht zusätzlich zahlen

Zusätzlich zum Grünen Punkt wurde das privatwirtschaftlich organisierte Duale System gegründet. „Dadurch sollten die entstandenen Kosten den Verursachern, nämlich den Herstellern, zugeordnet werden“, erklärt Norbert Völl, Pressesprecher der Duales System Holding GmbH & Co. KG. Für Verbraucher sollte die Sammlung kostenlos sein. „Und das ist sie bis heute“, so Völl. Jeder Händler oder Hersteller, der Verpackungen in Umlauf bringt, ist gesetzlich verpflichtet, sich durch eine Lizenzgebühr an einem der Dualen Systeme zu beteiligen. Was viele kritisieren: Im Endeffekt schlägt das jeweilige Unternehmen die Gebühren allerdings auf den Endpreis auf. Der Verbraucher muss also mehr für das Produkt zahlen.


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Als die Marke Grüner Punkt gegründet wurde, hatte sie in Deutschland ein Monopol inne. Gewinne sollten dabei nicht erzielt werden. Vor 18 Jahren wurde allerdings der Wettbewerb eröffnet. Mittlerweile gibt es zehn verschiedene Anbieter. Einer davon ist Prezero aus Neckarsulm. Ursprünglich gegründet wurde das Unternehmen innerhalb der Schwarz Gruppe für das Management der Wertstoffe von Lidl, Kaufland und der Schwarz Produktion. Mit dem eigenen Dualen System hat sich das Unternehmen als Partner für die Lizenzierung von Verkaufsverpackungen zur Verfügung gestellt. Seit 2021 ist Prezero Dual bundesweit in allen 16 Bundesländern als Lizenzgeber aktiv. Durch das Ende der Monopolstellung habe sich auch das eigene Unternehmen verändert, sagt Norbert Völl.

Müllmenge pro Kopf ist angestiegen

Im Laufe der Jahre wurde immer wieder Kritik an dem System laut. Ein Punkt: Hersteller und Händler hielten an dem Markenzeichen vor allem fest, weil es verkaufsfördernd sei. Umweltbewusste Verbraucher würden gezielt nach Produkten greifen, die mit dem Siegel gekennzeichnet sind. Außerdem halten sich die Vorwürfe, dass seit der Einführung vor 30 Jahren mehr Müll produziert wird. Tatsächlich ist die Menge pro Kopf gestiegen: Das Statistische Bundesamt gibt den Wert für Haushaltsmüll pro Bürger mit 457 Kilogramm an. Der Verpackungsmüll ist seit 1990 um etwa 20 Prozent gestiegen.


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Bei der Vermeidung sind alle gefragt, sagt Norbert Völl: „Hersteller müssen Verpackungen auf das notwendige Maß beschränken und sie so gestalten, dass sie ohne Probleme recycelt werden können.“ Verbraucher wiederum müssten ihren Abfall trennen, um eine Verwertung möglich zu machen. „Und Recycler müssen am Ausbau des Recyclings arbeiten, neue Techniken entwickeln und einführen“, erklärt der Pressesprecher. Schließlich seien dann wieder die Hersteller gefordert, die Rohstoffe einzusetzen, um so den Kreislauf zu schließen.

Mülltrennung ist wichtig. Damit nicht alles zusammen auf einem Berg landet, wurde das Duale System eingeführt. Foto: dpa
Mülltrennung ist wichtig. Damit nicht alles zusammen auf einem Berg landet, wurde das Duale System eingeführt. Foto: dpa  Foto: dpa/Weihrauch

Dass es in einigen wenigen Landkreisen bisher noch keinen Gelben Sack oder Gelbe Tonne gibt, dafür sind die Kommunen verantwortlich. „Diese Entscheidung müssen sie und die Dualen Systeme treffen“, sagt Norbert Völl. „Uns sind die Hände gebunden, wenn auf eine andere Form der Sammlung bestanden wird.“ Immerhin 95 Prozent der deutschen Kommunen hätten aber mittlerweile eine „Gelbe Lösung“ eingeführt.

Verunsicherung ist nach wie vor da

Verunsichert sind viele Bürger aber auch nach 30 Jahren Mülltrennung weiterhin. Gehört der Joghurtbecher komplett in den Abfall, oder muss der Deckel vorher entfernt werden? Und sollte man ihn vorher ausspülen, oder wird er mit Resten entsorgt? Grundsätzlich sei die Trennung recht einfach, betont Völl: „Alle Verpackungen gehören in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack.“ Eine Ausnahme gibt es: Glas kommt in den Altglascontainer, Papier ins Altpapier. Den Deckel der Jogurtbechers sollte man abziehen, den Inhalt komplett ausleeren. „Spülen ist allerdings nicht nötig.“


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Die Bilanz fällt nach drei Jahrzehnten Grüner Punkt eher gemischt aus. Ein Grund: Nicht jeder Bürger trennt seinen Müll sauber. In manchen Städten sind die Säcke zur Hälfte mit Gegenständen gefüllt, die dort nicht hineingehören. Außerdem kennen viele Verbraucher das System nicht genau und sind nach wie vor unsicher.

Obwohl es mittlerweile viele weitere Systeme gibt, prangt auf einigen Verpackungen weiterhin das Zeichen des Grünen Punkts. Auf anderen hingegen ist ein anderes oder gar kein Recycling-Logo aufgedruckt. Aber alles gehört in den Gelben Sack beziehungsweise die Gelbe Tonne.

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