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Aufsehenerregender Fall: Mann wird von Zirkuselefanten totgetrampelt

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Im Neckar-Odenwald-Kreis geht ein 65-Jähriger wie jeden Morgen spazieren und begegnet einem Elefanten in freier Wildbahn. Der Fall wirft für die Kripo viele Fragen auf.

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Zirkus-Betreiber werben mit Elefanten für ihre Gastspiele. Im Jahr 1989 laufen welche über den Kiliansplatz in Heilbronn und ziehen die Blicke von Passanten auf sich. Foto: Archiv/Kugler
Zirkus-Betreiber werben mit Elefanten für ihre Gastspiele. Im Jahr 1989 laufen welche über den Kiliansplatz in Heilbronn und ziehen die Blicke von Passanten auf sich. Foto: Archiv/Kugler  Foto: Kugler

Akrobaten, Tiere, Clowns - ein kleiner Wanderzirkus will im Sommer 2015 Spaß und Abwechslung in die kleine Stadt Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis bringen. Dann passiert, was kaum einer für möglich hält. Ein Afrikanischer Elefant namens "Baby" bricht an einem Samstagmorgen in der Früh aus, ist sprichwörtlich auf freier Wildbahn unterwegs. Unbemerkt.

Wie jeden Tag macht sich an diesem Morgen ein 65 Jahre alter Mann gegen 5 Uhr zu einem Spaziergang auf. Beim Sportplatz kommt es zu einer unheilvollen Begegnung: Wie die Polizei berichtet, greift die 34 Jahre alte Elefantendame den Senior an, drückt ihn gegen einen Zaun und fügt ihm tödliche Verletzungen zu. Der Elefant wiegt 3,6 Tonnen.

 


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Schon früher ist "Baby" anderen gefährlich geworden

Nur wenige Wochen zuvor ist "Baby" mit zwei Zirkusmitarbeitern durch den Heilbronner Stadtteil Frankenbach spaziert. Es ist nicht das erste Mal, dass die Elefantenkuh Menschen gefährlich wird. 2010 schleudert sie in Leutkirch einen Mann in die Luft und verletzt ihn schwer. Der Mann hatte sich zuvor zwischen den Elefanten und einen Zaun gedrängt. Zwei Jahre später schlägt der Elefant einem Jungen in Burladingen den Rüssel ins Gesicht und bricht ihm den Kiefer. Der Zwölfjährige hatte eine Sicherheitszone betreten.

Die Angehörigen stehen unter großem Schock

In Buchen erhält die Polizei gegen 5.35 Uhr den Hinweis, ein Elefant würde auf einem Menschen herumtrampeln. Vor Ort sehen die Streifenbeamten mit eigenen Augen die schwere Attacke.

Als der 65-Jährige nicht wie gewohnt nach Hause kommt, geht seine Frau nach draußen und sucht ihn. Schon von weitem sieht sie Blaulichter blinken. Von der Polizei erfährt sie vom Tod. Ein Schock. Später am Tag drohen der Sohn des Mannes und Verwandte vor dem Zirkus, den Elefanten zu töten. Die Polizei nimmt den aufgebrachten Sohn für kurze Zeit in Gewahrsam und lässt ihn wenig später nach Hause gehen.

 


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Kripo sichert Unmengen von Spuren

Normalerweise sucht die Polizei bei Tötungsdelikten einen Menschen als Täter. In diesem Fall steht schon vor den Ermittlungen fest, wer den Tod des 65-Jährigen verursacht hat. Der Fall scheint klar. Ganz so einfach ist die Sache aber nicht.

Die Polizei richtet die Ermittlungsgruppe Zirkus ein. Gerald Olma, Sprecher des Heilbronner Präsidiums, skizziert die zentralen Fragen: Wie kommt es, dass der Elefant sich draußen aufhält? Haben Unbekannte die Elefantenkuh heimlich freigelassen? Liegt vielleicht ein Fehlverhalten bei den Tierhaltern vor? Ist das Tier ordnungsgemäß untergebracht? Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass "Baby" zuvor schon 15 Mal versuchte auszureißen.

In Bad Rappenau war im vergangenen Sommer mit einem Elefanten für ein Zirkus-Gastspiel geworben worden. Foto: Archiv/Weller
In Bad Rappenau war im vergangenen Sommer mit einem Elefanten für ein Zirkus-Gastspiel geworben worden. Foto: Archiv/Weller  Foto: Weller

Die Polizei sichert umfangreiche Spuren, beschreibt Olma die Ermittlungen. "Das große Spurenaufkommen war allein schon durch die massive Kraftentfaltung der Elefantenkuh bei der Attacke am Tatort erklärbar." Die Polizei sichert Material am Verstorbenen, im Zelt, das als Stall dient, und am Elefanten selbst. Der Tote wird obduziert.

Das Medienecho ist riesig. "Es gab Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet und teilweise auch aus Nachbarländern", sagt Olma. Diskutiert wird vor allem auch das Für und Wider von Tieren im Zirkus. Wie artgerecht ist das? Tierschutzorganisationen schalten sich ein. Ein Aktionsbündnis verteidigt Kunststückchen und die Haltung von Zirkustieren.

Elefant lebt heute in einem Tierpark

Das Interesse an dem Fall hält mehrerer Tage an. Dadurch, sagt Olma, seien beachtlich viele Zeugenhinweisen eingegangen. Eindeutig klären lässt sich der Fall dennoch nicht. Wie der Elefant aus dem Stall entweichen konnte, bleibt offen. Dass ihn jemand freigelassen hat, gilt den Ermittlern zufolge als unwahrscheinlich, sei aber nicht gänzlich auszuschließen. Drei Gutachten sind nötig, die über das Sozialverhalten des Dickhäuters Auskunft geben. Letztlich wird der Tierhalter des Zirkus wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 3150 Euro verurteilt. "Baby" kommt unmittelbar nach der Tat in einen Freizeitpark bei Bielefeld. "Dem Elefanten geht es gut", heißt es im Safariland Stukenbrock auf Stimme-Anfrage. Die Elefantendame sei nie wieder auffällig geworden.

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