Mordfall Trümpy: Ein Gigolo, seine Frau und eine Säge
Vor 60 Jahren verschwindet Giuseppina Trümpy spurlos. Schnell gerät ihr Mann Enrico in Verdacht. Doch zunächst fehlen Beweise. Die Polizei beginnt mit einer intensiven Spurensuche.

Der Fall Trümpy hat das Zeug für einen Horrorfilm. Wie bringt es ein Mensch fertig, einen anderen Menschen zu zersägen? Noch dazu die eigene Ehefrau, die Enrico Trümpy vermutlich mal geliebt hatte.
Es ist das Jahr 1960. In der Ehe des Italo-Schweizers Enrico Trümpy und seiner Frau Giuseppina kriselt es. Die damals 30-Jährige ist zurück zu ihren Eltern nach Italien. Der 31-jährige Diplomkaufmann lebt in Frankenbach und macht auf Vorgesetzte und Frauen gleichermaßen Eindruck. Er soll mehrere Liebschaften haben. Mit denen will er scheinbar brechen.
Es kommt zum Streit
Unter dem Vorwand, sich mit seiner Frau versöhnen zu wollen, lockt der damals in Zeitungen als gutaussehend beschriebene Trümpy seine Frau nach Heilbronn. In der Nacht vom 15. auf den 16. Juni soll es nach Angaben des Mannes zu einem Streit des Ehepaares gekommen sein. Von Giuseppina Trümpy fehlt seitdem jede Spur - bis heute.
Der heute 77-jährige Gerd Bornschein, der später Polizeidirektor in Heilbronn wurde, erinnert sich. "Ich war 1970 junger Anwärter bei der Kriminalpolizei." Man habe ihm Akten des Falles hingelegt, die der damals 26-Jährige durcharbeitet. Trümpy habe bei der Befragung durch die Polizei behauptet, seine Frau habe ihn verlassen und einen reichen Mann gefunden.
"Sie hatte ihrer Mutter aber geschrieben, dass die Ehe wieder in Ordnung sei", sagt Bornschein. In der Wohnung Trümpys stellt die Polizei fest, dass keine Kleider der Frau fehlen. "Sie hätte nackt unterwegs sein müssen", sagt Bornschein. Außerdem hat sie die Wohnung offenbar ohne Schmuck verlassen. Dies sei untypisch, nach Angaben der Mutter sei ihr Schmuck sehr wichtig gewesen. Durch Zeugenaussagen sei klar geworden, dass der Mann zahlreiche Verhältnisse mit anderen Frauen hatte. Trümpy gerät immer mehr unter Verdacht.

"Blutverdächtige" Spuren entdeckt
Die Polizei durchsucht akribisch die Wohnung des Kaufmanns. Zunächst habe man nichts Belastendes gefunden, erinnert sich Bornschein. Schließlich stößt sie im Badezimmer unter der Badematte auf der Innenseite auf "Anhaftungen, die blutverdächtig waren". Ebenso in der Badewanne. Die Ermittler suchen weiter, montieren die Kloschüssel ab und finden auch dort Spuren. Im Sifon der Badewanne stellen sie kleine Knorpelstücke sicher, die von einem Menschen stammen. "Hier muss etwas geschehen sein", sagt Bornschein.
Trümpy wird intensiv vernommen. Er gesteht, dass es mit seiner Frau zum Streit gekommen ist. Sie habe ihm die Genitalien gequetscht, worauf er sie würgte, bis sie sich nicht mehr bewegte. "Er legte ein Teilgeständnis ab. Ja, er habe sie getötet, jedoch nicht absichtlich." Weil der 31-Jährige nicht so recht weiß, was er mit der Leiche seiner Frau machen soll, zerstückelt er sie in der Badewanne. Mithilfe einer Kreissäge zersägt er in einem Abstellraum die Teile in kleine Stücke. Die versenkt er im Neckar. Nach dem Geständnis eingesetzte Taucher finden keine Spur mehr von den Überresten Giuseppina Trümpys.
Kein Zeichen von Nervosität

Vor genau 60 Jahren wird Enrico Trümpy zu acht Jahren "Zuchthaus" verurteilt. Nicht wegen Mordes. Dafür fehlt dem Gericht die Leiche. Sie verurteilt den mittlerweile 32-Jährigen wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Sechs Jahre und zehn Monate sitzt er ab. Während der Verhandlung zeigt er kaum Zeichen von Nervosität. Er gab sich beherrscht, manchmal sogar ironisch. Im Sommer 1966 wird er aus Deutschland ausgewiesen. Der Fall Trümpy bleibt der Region weit über die 1960er-Jahre hinaus in Erinnerung. Dem heute 82 Jahre alten Siegfried Schilling, viele Jahre verantwortlicher Redakteur und stellvertretender Chefredakteur der Heilbronner Stimme, ist der Fall als spektakulär in Erinnerung geblieben. "Es wurde viel darüber geredet. Das war damals Thema Nummer eins. Heilbronn war ein wenig im Blickpunkt", sagt er mit einem Augenzwinkern.
Spricht man heute mit Menschen, die den Fall damals mitverfolgt haben, hört man als erstes jenen Reim, den damals vermutlich jedes Kind aufsagen konnte. "Ist Dir Deine Frau im Wege, mach"s wie Trümpy, greif" zur Säge."
Verurteilung
Im Schwurgerichtsprozess gegen Enrico Trümpy hatten die drei Berufsrichter und sechs Geschworenen Zweifel daran, dass Mordmerkmale bei der Tat nachzuweisen sind. Trümpy habe einen tiefen Hass gegen seine Frau verspürt, da sie nicht in die Scheidung einwilligte. Weder die Leiche der Frau wurde gefunden, noch gab es Zeugen für die Tat. Das Gericht war einzig auf die Aussagen Trümpys angewiesen.