Stimme+
Medizin
Lesezeichen setzen Merken

Wie man Schmerzmittel richtig einsetzt

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Leichte Beschwerden können nach Aussage von Experten für kurze Zeit gemildert werden. Doch grundsätzlich sollte man mit Schmerzmitteln vorsichtig umgehen und ärztliche Begleitung hinzuziehen.

   | 
Lesezeit  2 Min
Illustration: santima.studio/stock.adobe.com
Illustration: santima.studio/stock.adobe.com

Schmerzen an der Ferse nach dem Joggen oder in der Schulter nach einem längeren Tennismatch: Fast jeder Freizeitsportler bekommt es irgendwann mit Beschwerden am Bewegungsapparat zu tun. Nicht immer ist es dann einfach zu entscheiden: Ist es nötig, sofort zum Arzt zu gehen? Wie lange kann man sich zunächst selbst mit freiverkäuflichen Schmerz- und Entzündungshemmern aus der Apotheke behandeln, wie zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac?

  • Warnsignal:

Prinzipiell ist Schmerz ein wichtiges Warnsignal, sagt der Bad Friedrichshaller Orthopäde und Sportmediziner Carlo Bussi. Deshalb sei es zum Beispiel auch eher problematisch, vor der Krankengymnastik oder dem Termin beim Arzt Schmerzmittel zu nehmen. "Es ist ja wichtig, dass der Patient sagen kann, wo es schmerzt." Auch was den Einsatz von Pillen oder Salben zur Schmerzunterdrückung vor dem Sport angeht, rät Bussi zur Vorsicht. "Wenn man etwa Achillessehnen-Beschwerden hat und das gar nicht mehr merkt, während man joggt, kann es zu einem Riss kommen." Genauso könne aus einer Zerrung ein Muskelfaserriss entstehen, wenn Sportler mit unterdrückten Beschwerden - zum Beispiel zum Tennismatch - aufliefen, gibt er zu bedenken.

  • Dauer der Einnahme:

Wer leichte Beschwerden an Muskeln oder Gelenken hat, kann einige Tage warten, ob sie von alleine wieder weggehen und bei Bedarf auch für kurze Zeit Schmerzmittel einnehmen, sagt Bussi. "Allerdings sollte man das nicht länger als ein paar Tage machen." Wenn die Schmerzen anhalten, sei es nötig, das ärztlich abklären zu lassen - und zwar besser nicht zu spät. "Gerade Sehnen-Geschichten neigen zum Chronifizieren." Auch mit entzündungshemmenden Wirkstoffen könne man in eher schlecht durchblutetem Gewebe wie der Achillessehne ohnehin nicht viel erreichen. Bei manchen Indikationen wie Tennisellbogen oder Kalkschulter könne es nötig werden, Cortison zu spritzen oder Krankengymnastik zu machen. Bei akuten Schulterschmerzen gilt es womöglich auch, die Beweglichkeit der Schulter zu erhalten und so zu verhindern, dass sie steif wird. Deshalb werde die Einnahme von Schmerzmitteln mitunter auch als Teil der Therapie ärztlich verordnet und begleitet, sagt Carlo Bussi.


Mehr zum Thema

Ein Mann trainiert an einem Laufband, um seine Ausdauer wieder zu stärken. Long-Covid-Kranke sind nach aktuellen Erfahrungen aus der Reha mit ganz unterschiedlichen Symptomen konfrontiert.
Stimme+
Pandemie
Lesezeichen setzen

Mehr Fragen als Antworten zu Long Covid


  • Nebenwirkungen:

Frei verkäufliche Schmerzmittel können auch Nebenwirkungen haben, unterstreicht er. "Das kann von einer Magenempfindlichkeit bis hin zu Magenblutungen gehen." Gerade Menschen mit Herz-Kreislauf- oder Nieren-Erkrankungen sollten vorsichtig sein. Denn bestimmte Schmerzmittel führten zu vermehrter Wassereinlagerung im Körper - und das könne wiederum den Blutdruck in die Höhe treiben und zum Beispiel Herzbeschwerden verstärken.

  • Präventive Einnahme:

Von manchen ambitionierten Freizeitsportlern hört man, dass sie gezielt Schmerzmittel vor einem Wettkampf einnehmen, um bei weniger Beschwerden bessere Ergebnisse erzielen zu können. Auf Dauer keine gute Strategie, findet Bussi aus den genannten Gründen. Seiner Meinung nach hält sich der missbräuchliche Einsatz von Schmerzmitteln aber in Grenzen: "Die Leute erzählen nicht alles, aber ich habe nicht den Eindruck, dass Schmerzmittel-Abusus hierzulande ein Riesenthema ist", sagt Bussi. Was er bisweilen erlebt: Patienten, die zu ihm kommen und ihm erzählen, sie hätten ihre Schmerzen mit Pferdesalbe behandelt. Gerade im ländlichen Raum komme das schon vor. Er sagt: "Das sollte man natürlich nicht machen." Die Dosierung sei bei solchen Medikamenten eine völlig andere als für Menschen erforderlich.


Dr. Carlo Bussi (58) ist niedergelassener Orthopäde und Sportmediziner in einer Gemeinschaftspraxis in Bad Friedrichshall.

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben