Schnelle Nummer auf dem Rastplatz Kälbling an der A81
Der Kälbling an der A81 ist als Schwulentreff bekannt. Die Hochzeiten sind vorbei, wenngleich sich auch heute noch Menschen für eine schnelle Nummer treffen. Ein Mann schildert seine Erlebnisse.

Der Rastplatz Kälbling an der A81 zwischen Ludwigsburg und Heilbronn ist unter Menschen, die auf der Suche nach einem sexuellen Abenteuer sind, längst kein Geheimtipp mehr. Vor allem Männer, die einen Mann für die schnelle Nummer möchten, treffen sich dort.
Markus Behrens besucht hin und wieder den Kälbling bei Steinheim an der Murr. Der 56-Jährige wohnt in einer Gemeinde im Landkreis Heilbronn. Er heißt in Wirklichkeit anders, möchte aber anonym bleiben. Subtile Zeichen und Gesten seien es, dann wisse der andere Bescheid, dass man Sex haben möchte, beschreibt Behrens das erste Anbandeln. Ein länger anhaltender Austausch der Blicke, ein kurzes Nicken, oft wortlos verschwinden beide in den Büschen des Rastplatzes. "Es verschafft einem schon einen gewissen Kick, Sex schnell und zwanglos zu haben, ohne viel Tamtam", sagt er.
Er treffe auf Männer, deren kultureller oder religiöser Hintergrund Sex unter Männern nicht zulasse. Andere seien verheiratet und trotzdem auf der Suche nach gleichgeschlechtlichem Kontakt. Es seien Außendienstmitarbeiter am Kälbling, Männer, die gerne Frauenkleider tragen oder Männer, die gemeinsam mit ihren Frauen auf der Suche nach einem Abenteuer mit einem anderen Mann sind.
Benutzte Kondome liegen auf dem Rasen
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In den Büschen am Rastplatz sei ein regelrechtes Labyrinth entstanden, in dessen Nischen der schnelle, anonyme Sex praktiziert werde. Benutzte Kondome zeugten davon. "Für bisexuelle Männer oder für die, die es geheim halten müssen, ist das eine einfache Lösung." Vor 20 Jahren habe man ganze Trauben an Männern gesehen. Und trotz der Intimität, die man gemeinsam austauscht, habe es kein Wiedersehen gegeben. "Es geht um den schnellen, anonymen Sex.
Der Polizei ist das Treiben nicht entgangen. "Es hat damals extrem viele Razzien gegeben", sagt Behrens. Polizisten in Zivil hätten sich versteckt, im entscheidenden Moment die Taschenlampen eingeschaltet und danach die Personalien aufgenommen. "Das war dann schon schwierig." Doch die Hochzeiten des Kälblings als Schwulentreff seien vorbei. "Die Datingportale im Internet haben es verändert."
Polizei und Stadt greifen ein
Noch Anfang der 2000er-Jahre hatte es mehrere Anzeigen wegen Sachbeschädigung gegeben. Die Wände der Toilettenhäuschen waren mit Kontaktanzeigen vollgeschmiert, Kondome lagen verstreut im Gebüsch und auf dem Rasen. Dem Gesundheitsamt Ludwigsburg waren zwei Fälle von Syphilis-Infektionen gemeldet worden. Polizei, Autobahnmeisterei und die Stadt, auf deren Gemarkung der Rastplatz liegt, initiierten einen runden Tisch. Die Initiativgruppe Homosexualität (IHS) aus Stuttgart war damals mit dabei. 5000 Handzettel sind gedruckt und vor Ort verteilt worden. Darauf stand der Appell an Toleranz und Respekt der Parkplatzbesucher. Danach sei es besser geworden.
Joachim Stein, Vorsitzender der IHS, erinnert sich: "Die, die es erreichen sollte, hat es erreicht. Danach hat die Frequenz nachgelassen." Doch nach wie vor werde der Kälbling als Treffpunkt für ein Schäferstündchen genutzt. "Aber es ist nicht mehr derselbe Hype wie damals", sagt auch er.
Seitdem Wildzäune um den Kälbling herum angebracht sind, sei es schwieriger geworden, erzählt Behrens. Man weiche auch mal auf den Rastplatz Reisberg aus.
Das sagt die Polizei
Aus Sicht des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, in dessen Zuständigkeitsbereich der Rastplatz Kälbling liegt, werde der Parkplatz weiterhin als Treffpunkt genutzt, sagt Sprecherin Yvonne Schächtele. Auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn gebe es einzelne Parkplätze, auf denen sich Paare jeglicher sexueller Orientierung treffen, teilt Präsidiumssprecher Daniel Fessler mit. Von einer Szene könne aber nicht gesprochen werden. Seit die relevanten Parkplätze mit Schutzzäunen umgeben sind, seien weniger Vorkommnisse registriert worden.