Im Gentele in Pfedelbach wird noch immer aufgelegt
Tanzen, feiern, Spaß haben: Das Gentele ist Treffpunkt für Nachtschwärmer in Pfedelbach, denn dort wird es erst spät dunkel.

Draußen ist es ziemlich kalt. Mit ein Grund für all die Raucher, bei der Zigarette zwischen zwei Songs wenigstens mit einem Bein bei Nathalie stehen zu bleiben. Nathalie sitzt an der Kasse im Gentele. Das Gentele gibt es seit 1984. Viele Jahre, als es noch mehrere Diskos im Kreis gab, war es die, in der Foxtrott getanzt wurde. Die anderen Läden sind verschwunden. Und so ist das Gentele zwischenzeitlich die einzige Disko, in der sich noch die Glitzerkugeln drehen. "Und ab und an gibt es immer noch eine Fox-Runde", erzählt Marina Gentele (62) mit einem Lachen im Gesicht.
Alles wird gespielt. Auch Fox.

Heute hat die Seniorchefin Küchendienst, muss gleich noch die Abrechnung machen. Doch wenn die DJs ausfallen, dann steht sie auch am Plattenteller - und spielt alles, nicht nur Fox. Wobei sie sicher ist: "Das kommt wieder."
Obwohl sie keine 30 mehr sei, seien die Gäste sehr respektvoll, sagt Marina Gentele. Viele sind jetzt, um 1 Uhr, aus einer Öhringer Kneipe ins Pfedelbacher Gewerbegebiet gekommen - oder von daheim. Der Altersschnitt liegt bei Mitte bis Ende 20. Genau so also, dass Nathalie (24) die meisten kennt. Nathalie gibt die Eintrittskarten aus, erklärt, wie das mit den acht Euro funktioniert und mit weiterem Geld, das für den späteren Verzehr auf die Karte geladen werden kann. "Damit ist es jetzt auch einfacher, zum Rauchen rauszugehen", erklärt sie. Wobei heute eben niemand so ganz und gar vor die Türe will. Vor dem Kartensystem habe die Zeche bar beglichen werden müssen.
Womo ist der Mann für Ruhe
Vor der Türe steht Womo. Womo ist 29 Jahre alt - und zwei Meter groß. Womo ist die Security-Kraft. Obwohl man das dem hageren jungen Mann so nicht ansieht. "Ich muss nur sagen: Ich sag" es Deiner Mama, und schon ist Ruhe", verrät er seine Taktik. Respekt verschaffe er sich durch Reden, weniger durch Muskeln. Wobei er auf jahrelanges Selbstverteidigungstraining zurückgreifen kann. Er hat Taekwondo und Kickboxen gemacht. "Security braucht man mittlerweile", sagt Marina Gentele. Auch wenn ihre Gäste in der überwiegenden Mehrheit sehr nett seien. Betrunkene Menschen seien manchmal schwierig, sagt sie. Nathalie nickt.
Fühlt sich an wie Familie
"Es ist ein bisschen wie Familie hier", sagt Tamara (23). "Alle kennen sich." Wie Nathalie war auch sie lange Zeit Gast. Jetzt gehören die beiden jungen Frauen zum Team. Und auch Gast Domo (21) packt manchmal mit an: "Wenn viel zu tun ist oder beim Aufräumen, dann helfe ich einfach mit", berichtet er, während er im Kassenraum noch eine Weile mit Nathalie und Tamara redet. So richtig voll, weiß er, wird es ab drei Uhr. "Meist bis fünf", fügt Nathalie hinzu. Danach wird aufgeräumt. "Und oft gehen wir dann alle noch zum Trunk zum Frühstücken."
Auf der Tanzfläche
Bis dahin dauert es noch eine ganze Weile. Sine (20) tanzt gerne. Vor allem Techno und Old School. Sie steht gerade bei Tamara an der Theke. Es gibt einen rosa Shot. Sieht süß aus, ist aber Alkohol. Auf der Tanzfläche sind gerade Nadja und Maike. Sie mögen alles. Gerade wird Balkanmusik aufgelegt.
Knöpfe und Regler

Am Plattenteller steht heute Abend DJ Dada. Eigentlich heißt die blonde Frau Diana Herforth. Sie ist 41 und eine der beiden Töchter von Marina Gentele. Die Töchter und einer der Schwiegersöhne legen meistens auf, hat Marina zuvor verraten. DJ Dada erklärt derweil, was die vielen Geräte können, die um sie herum stehen. Oder besser: Was sie mit den vielen Reglern und Schiebern und Knöpfen machen kann. "Mixen", sagt sie mit einem Grinsen und sucht schnell zwei, drei passende Songs aus, die im richtigen Beat bleiben. Das Wichtigste an ihrem Job: Man müsse Spaß daran haben. Sie sei wie der Rest ihrer Familie ein Nachtmensch, habe schon ihre Jugend im Gentele verbracht. Als Kind habe sie mit ihrem Bruder gespielt, wer am schnellsten trotz voller Tanzfläche von der einen auf die andere Seite kommen kann. Ohne entdeckt zu werden, wohlgemerkt.
Von Nachtmenschen
Heute hat sie selbst drei Kinder. Die zwei Töchter kennen die meisten Gäste, die sind nämlich auch 23 und 21 Jahre alt. Das Nesthäckchen ist fünf. Die langen Nächte am Plattenteller, noch stecke sie das ganz gut weg, sagt DJ Dada. Was muss ein guter DJ können? "Den Musikgeschmack der Leute auf der Tanzfläche erahnen", sagt sie. Prinzipiell spiele sie alles. Je nach Publikum variiere die Länge der Runden.
Mini-Runden. Was ist das?
Dazu gehören auch die Mini-Runden: Kommt ein bestimmter Song, dann gibt es eine Minute lang Shots für einen Euro. Beispielsweise Dosmos, rosa und süß.



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