Neue Kriterien bringen Vorteil für Zabergäubahn
Rollen irgendwann wieder Züge durchs Zabergäu? Ob die Trasse reaktiviert wird, hängt auch von Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit des Projekts ab. Die Kriterien dafür werden gerade überarbeitet. Nach Stimme-Informationen dürfte das dem Vorhaben über eine wichtige Klippe helfen.

Sie gilt als eine der großen Hürden bei der Reaktivierung der Zabergäubahn zwischen Lauffen und Zaberfeld: die sogenannte Standardisierte Bewertung. Großprojekte durchlaufen dieses Verfahren, um den Nachweis zu erbringen, dass sie wirtschaftlich zu realisieren sind. Jedem investierten Euro muss ein volkswirtschaftlicher Gewinn von mindestens einem Euro gegenüberstehen, dann ist der Wert 1,0 erreicht, die Mindestvoraussetzung. Die Zabergäubahn hat diesen Wert bisher schon einmal knapp unterschritten, soll das Verfahren aber noch einmal durchlaufen. Dann gelten neue Kriterien, die der Bund hat überarbeiten lassen und die in den nächsten Wochen veröffentlicht werden sollen.
Neue Kriterien sind noch nicht veröffentlicht
"Wir gehen davon aus, dass die Zabergäubahn davon profitiert", sagt der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Verkehrsexperte Matthias Gastel im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Zabergäubahn, ein Einserkandidat, der bald die magische Grenze 1,0 überspringt? "Davon dürfte auszugehen sein", äußert sich das Landesverkehrsministerium zurückhaltend. Klar ist: Der Klimaschutz und die Verkehrswende spielen eine zentrale Rolle. So wird etwa der Kohlendioxidausstoß in dem Verfahren mit einem Preisschild versehen. Dieser Betrag wird nun erhöht, was klimafreundliche Projekte begünstigt. "Die Faktoren Klima- und Umweltschutz, Verkehrsverlagerung und Daseinsvorsorge erfahren eine höhere Gewichtung als bisher", bestätigt das Bundesverkehrsministerium auf Nachfrage.
Unterstützer des Projekts optimistisch
Optimistisch zeigen sich die Vertreter des Vereins Zabergäu pro Stadtbahn, der seit Jahren für den Anschluss kämpft. "Wir rechnen mit einer positiven Bewertung", sagt die zweite Vorsitzende Friederike Wilhelm. Aber selbst wenn die Eins steht: Das sei "nur ein Schritt" auf dem Weg zur Wiederbelebung der Strecke, auf der seit 1995 kein Zug mehr fuhr.
Zentral ist auch, wie sich die Deutsche Bahn verhält, der die Trasse gehört. Das Land verhandelt mit dem Konzern um eine Verpachtung. Das hätte den Vorteil, dass der Ausbau nicht nach sehr hohen DB-Standards erfolgen müsste und entsprechend günstiger und wirtschaftlicher würde. An der Position der Bahn hat sich nach Stimme-Informationen nichts geändert. "Die DB Netz AG als Eigentümerin der Strecke hat ein großes Interesse daran, die Strecke künftig selbst als Eisenbahninfrastrukturunternehmen zu betreiben", hieß es. Fünf Abgeordnete haben sich an den Konzernbevollmächtigten der Bahn im Land, Thorsten Krenz, gewandt. "Die Deutsche Bahn sollte klarstellen, dass sie einem Verkauf oder einer Verpachtung nicht im Wege steht", fordern Valentin Abel, Michael Link, Georg Heitlinger (alle FDP) sowie die beiden Grünen Matthias Gastel und Erwin Köhler in dem Schreiben.
Abgeordnete appellieren an die Bahn
Sie gehen auch auf einen weiteren Punkt ein, der für die Reaktivierung zum Hindernis werden könnte. Voraussetzung für die Anbindung der Strecke ins Zabergäu ist, dass das Stellwerk in Lauffen erneuert wird. Die Sorge, die viele Unterstützer des Projekts umtreibt: Würde das Stellwerk modernisiert und die Zabergäubahn nachträglich integriert, drohen Kosten in zweistelliger Millionenhöhe, die letztlich die Zabergäukommunen zu tragen hätten. Die Wirtschaftlichkeit des Projekts wäre damit wieder infrage gestellt.
Lokaltour mit Chefredakteur am Donnerstag
Bei der Lokaltour kommt Chefredakteur Uwe Ralf Heer am Donnerstag, 28. April, 19 Uhr mit Lesern in der Sportgaststätte Zaberfeld ins Gespräch. Auch die Zabergäubahn wird dann Thema sein.




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