Das Jagsttal: Unterschätztes Kleinod am Rande Hohenlohes
Ganz im Nordosten des Hohenlohekreises liegt ein unterschätztes Juwel Heilbronn-Frankens: Das Jagsttal. Es ist nicht nur landschaftlich reizvoll und touristisch attraktiv, sondern auch wirtschaftlich stark.

Ganz im Nordosten des Hohenlohekreises liegt ein unterschätztes Juwel Heilbronn-Frankens. Nicht nur landschaftlich reizvoll und touristisch attraktiv, auch wirtschaftlich stark präsentiert sich das Jagsttal. Vor allem haben die Bewohner eines erkannt: Gemeinsam lässt sich vieles erreichen. Und so werden Themen wie Breitband-Ausbau, Wasserwirtschaft, aber auch Tourismus oftmals zusammen angegangen.
Die Jagst als Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten
Doch ein Text, der sich diesem Landstrich Hohenlohes widmet, kann nur mit einem beginnen: der Jagst. Denn vor allem in seinem Hohenloher Mittellauf hat der Fluss seinen ausgesprochen ländlichen Charakter behalten. Maßnahmen wie Begradigungen oder Flurbereinigungen haben die Jagst hier weniger stark verändert als es bei anderen Flüssen vergleichbarer Größe der Fall ist. Der ökologisch intakte Fluss ist ein Rückzugsort und Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Wer etwa einen Eisvogel zu Gesicht bekommen möchte, hat hier gute Chancen. Und auch der Biber ist an der Jagst inzwischen wieder heimisch.
Der insgesamt 190 Kilometer lange Fluss fließt bei Mulfingen ins Hohenloher Land. Hier wird die Jagst im Sommer beim "Badejazz" in Eberbach zur Konzertbühne. Zwischen Hohebach und Dörzbach passiert der Fluss die märchenhaft anmutende Kapelle St. Wendel zum Stein, die 1511 im gothischen Stil an die dahinterliegende Felswand gebaut wurde. Danach setzt die Jagst zu einem großen Bogen nach Westen an und erreicht Dörzbach, wo sie an der historischen Ölmühle vorbei Richtung Klepsau fließt. Das Gewerbegebiet wird dabei von Weinbergen gesäumt, doch der Weinbau spielt nur noch eine untergeordnete Rolle im Hohenloher Jagsttal.
Der derbe Spruch des Götz von Berlichingen
Zwischen Klepsau und Krautheim fließt die Jagst schließlich an der geologischen Sehenswürdigkeit "wachsender Bach" vorbei - von Einheimischen auch liebevoll Kuharsch genannt. Derbe Sprache ist in der Stadt Krautheim nichts Ungewöhnliches. Vieles dreht sich hier um den Satz, den Goethe einst Götz von Berlichingen zuschrieb: "Er kann mich im Arsche lecken!"
Ungeachtet dessen fließt die Jagst weiter durch Krautheim - mit Blick auf die 1213 auf dem Bergsporn erbaute Burg. Wer hier haltmacht, kann nicht nur den erhaltenen Bergfried und die Mantelmauer begutachten, sondern auch die Akustik der frühgotischen Kapelle genießen. Nun fließt die Jagst weiter nach Schöntal. Vorbei an der imposanten Kulisse der ehemaligen Zisterzienserabtei Kloster Schöntal mit ihrem Tagungshaus verlässt die Jagst den Hohelohekreis.
Zahlreiche Wander- und Radwege führen durch das Jagsttal

Die Bewohner des Jagsttals haben mit dem 332 Kilometer langen Kocher-Jagst-Radweg den touristischen Wert ihres Flusses längst erkannt. Und auch abseits des Wassers gibt es idyllische Wanderstrecken, die Einblicke in die naturbelassene Landschaft des Jagsttals erlauben.
Auf dem meditativen Pfad der Stille können in 16 Rundtouren die Highlights der Region erlebt werden. Der Eiskeller in Dörzbach, die Lourdesgrotte in Zaisenhausen, die 1000 Jahre alte Linde in Hollenbach, das Schloss Aschhausen und nicht zu vergessen: den kleinen Abstecher und die Ruhe, die der Meditationsweg bei Mulfingen bietet.
Auch Weltmarktführer sind hier heimisch

Doch nicht nur der Fluss, der ländliche Charakter, die zahlreichen Burgen und Schlösser, die kleinen Städte und Dörfer mit weitgehend mitterlalterlichem Stadtbild lassen das Jagsttal anziehend wirken. Zum Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre führten auch die hier ansässigen großen Arbeitgeber: Neben dem Weltmarktführer im Bereich Motoren und Ventilatoren, EBM-Papst, der mehr als 3.700 Mitarbeiter in Mulfingen beschäftigt, findet sich auch der Sportartikelproduzent Jako hier, das Metallverarbeitungsunternehmen Wöhrle (Krautheim) sowie Arnold Umformtechnik (Dörzbach). Und so mancher Jagsttäler freut sich, wenn er am anderen Ende Deutschlands die orangenfarbenen Lkws der Krautheimer Spedition Rüdinger erblickt. Ebenfalls in Krautheim hat eine der ältesten Selbsthilfeorganisationen für Menschen mit Behinderung, der BSK, seit 1955 seinen Sitz.
Und wenn man dem Jagsttal eines zuschreiben kann, dann ist es wohl Geselligkeit. Das beweisen die Menschen bei vielen Festen wie Tauben- und Geflügelmarkt, Pferdemarkt, Fastnacht, Jagsttalwiesenwanderung und mit einem äußerst vielfältigen Vereinsleben.




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