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Ein Biberbeauftragter kämpft an vielen Fronten

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Seit elf Jahren ist Daniel Peterhansl ehrenamtlich für die Biber an in seinem Revier an der Jagst unterwegs. Dabei erlebt er oft Gegenwind. Das hält den Krautheimer jedoch nicht auf, weiter für "seine" Biber zu kämpfen.

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Einmal in der Woche schaut Daniel Peterhansel nach den Bibern in seinem Revier und ist nach wie vor beeindruckt davon, was die Nager leisten. 
Foto: Katrin Draskovits
Einmal in der Woche schaut Daniel Peterhansel nach den Bibern in seinem Revier und ist nach wie vor beeindruckt davon, was die Nager leisten. Foto: Katrin Draskovits  Foto: Draskovits, Katrin

In der Mini-Serie "Leben an der Jagst erscheinen Porträts von Menschen, die einen engen Bezug zur Jagst haben. Gestartet wird mit dem Biberbeauftragten Daniel Peterhansl, der bei Wind und Wetter im Jagsttal unterwegs ist, um nach "seinen" Bibern zu schauen.

In seiner gelben Jacke ist Daniel Peterhansl leicht zu erkennen, wenn er an den Gewässern der Jagst entlang klettert. Dort schaut er einmal in der Woche nach, ob bei "seinen" rund 50 Bibern noch alles in Ordnung ist. Denn der 49-Jährige ist seit elf Jahren als Biberbeauftragter für das Revier rund um Krautheim zuständig. Für Peterhansl nicht nur ein guter Ausgleich zu seinem Bürojob, sondern auch eine Herzensangelegenheit.


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Die Jagst als Lebensraum für Mensch und Tier

Ihr Fluss bedeutet den Menschen im Jagsttal einiges - ob zur Erholung, zum Sport oder zum Broterwerb. Doch den längsten Nebenfluss des Neckars teilen sie sich seit 2008 auch wieder mit den Bibern. Denn vor allem in ihrem Hohenloher Abschnitt gilt die Jagst als relativ naturbelassen und bietet einen guten Lebensraum für die Tiere. Die possierlichen Nager bergen jedoch großes Konfliktpotential, vor allem mit den Landwirten, berichtet Peterhansl, während er am Horrenbach entlangläuft. An diesem Zufluss der Jagst liegt das "schönste und beeindruckendste Biberrevier", das er betreut.

"Es gab vor elf Jahren einen Aufruf vom Regierungspräsidium an alle Angelvereine", erinnert sich Peterhansl zurück. "Und da ich Angler und gerne draußen bin, haben die wohl sofort an mich gedacht", sagt er lachend. Dass er bei seinem Ehrenamt in der Natur sein kann, ist für ihn eine gute Abwechslung zu seinem Job als Betriebsrat der Hohenloher Krankenhaus GmbH.

Was macht ein Biberbeauftragter?

Seine Hauptaufgabe als Biberberater bestehe im Informieren, erzählt der gut gelaunte Krautheimer. "Ich gehe viel an Schulen, aber es geht auch darum, mit Landwirten zu verhandeln", erklärt er. Denn wenn eine Biberfamilie sich niedergelassen hat, fällt sie Bäume und baut Dämme. Landwirte mit einem flussnahen Gelände stehen dann oft vor überfluteten Wiesen. Dass dies ein Ärgernis ist, versteht der Biberbeauftragte, wirbt jedoch auch um Verständnis. "Was der Biber betreibt, ist eine kostenlose Renaturierung und zudem eine Art Hochwasserschutz, denn seine Arbeit verteilt das Wasser." Aber dennoch erkennt er das Dilemma: "Die Biber wollen schwimmen - und die Landwirte etwas verkaufen."

Peterhansl kämpft gleich an mehreren Fronten für die Jagsttal-Biber. So hätte er gerne, dass das Land Baden-Württemberg das Stück Wiese am Horrenbach kauft, denn hier haben die Biber Beeindruckendes geleistet, findet Peterhansl. "Es kommt ja der Radweg nach Assamstadt, es wäre toll, wenn hier eine Aussichtsplattform wäre, wo die Vorbeifahrenden Informationen bekommen könnten und sehen können, was der Biber treibt."


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Einen Biber bekommt er selten zu sehen

Informationen soll es bald auch an einem Info-Point an einer Hütte am Jagstradweg geben. "Daran arbeite ich jetzt seit zwei Jahren", erzählt Peterhansl. Bei der Hütte sind regelmäßig wechselnde Ausstellungen zum Thema Natur und eine feste Ausstellung mit Bildern des Künstlers Timo Würz geplant. Behindertengerecht solle es sein und einen Wetterschutz für alle, die vorbeikommen, bieten. "Das soll sich über Fördergelder und Spenden finanzieren, wir könnten also noch gut Gelder brauchen", sagt er augenzwinkernd.

Die überwiegend nachtaktiven Biber bekommt Peterhansl indessen selten zu sehen. "Manchmal höre ich die Kelle aufs Wasser klatschen, wenn ich vorbeikomme - damit warnen sie sich gegenseitig. Ansonsten bekomme ich die Tiere meist erst zu Gesicht, wenn sie tot auf der Straße liegen." Denn das ist eine weitere Front, an der der Krautheimer aktuell kämpft: Biber-Warn-Schilder für zwei Straßen in seinem Revier. Zum Schutz für die Biber, aber auch für die Auto- und vor allem Motorradfahrer.

Doch momentan sieht es schlecht für die Schilder aus. Und so hat er alleine in den vergangenen zwei Jahren fünf Biber verloren. "Das sind die, von denen ich es mitbekomme, manchmal sterben sie dann ja auch abseits der Straße", sagt er mit trauriger Stimme. Dass Peterhansl in den nächsten Jahren mit dem Ehrenamt aufhört, scheint eher unrealistisch. Nicht einmal ein Herzinfarkt und eine neue Hüfte im vergangenen Jahr haben es geschafft, ihn von "seinen" Bibern fernzuhalten.

 

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