Nutria-Nachwuchs am Karlssee auf der Buga
Nach ihrem Einzug auf dem Buga-Gelände haben sich die Nutrias schon gut eingelebt und auch gleich für Nachwuchs gesorgt. Vier kleine Sumpfratten grasen und planschen derzeit am Rande des Karlssees.

Schon von weitem sieht der aufmerksame Buga-Besucher, wo die vier Nutria-Babys gerade im Gras sitzen. Sobald die kleinen Tiere die Sicherheit des Schilfs verlassen, scharen sich Menschen um sie und zücken ihre Kameras. Um Fotos zu machen bleibt auch genügend Zeit. Weder die Mutter noch der Nager-Nachwuchs scheinen die Schaulustigen als Bedrohung zu sehen. Bis auf wenige Schritte dürfen sie sich nähern, ohne dass die Tiere die Flucht ergreifen.
Vier Junge und ein Elterntier kann man regelmäßig beobachten - sechs Tiere, den Vater eingerechnet, müssten es also mindestens sein. Doch die Frage, wie viele Tiere tatsächlich am Karlssee leben, kann auch Suse Bucher-Pinell, Pressesprecherin der Bundesgartenschau Heilbronn, nicht beantworten.
Verdrängt der Nutria bedrohte Arten?

Durch die Verbreitung der etwa 50 Zentimeter langen und bis zu 10 Kilo schweren Nager befürchtet der Deutsche Jagdverband Nachteile für den Artenschutz. Der Pflanzenfresser untergrabe Deiche und fresse bedrohte Röhrichtarten - Röhricht, in dem auch bedrohte Tierarten leben, heißt es in einer Pressemitteilung. Einschränkungen für die Jagd hält der Verband deshalb für kontraproduktiv für den Artenschutz.
In Heilbronn haben die Tiere bislang keinen Ärger bereitet: "Es gibt immer faszinierte Zuschauer, wenn die Tiere sich zeigen", erklärt Bucher-Pinell von der Buga, "Schäden gibt es keine."
Zunächst lebten die Heilbronner Nutrias in den Gewässern des Wertwiesenparks. Nachdem die Buga im April eröffnet hatte, waren die Tiere auch dort zu finden. Auch, oder nur dort? Am Wertwiesenpark wurden die Nutrias von Lesern der Heilbronner Stimme vor gut einem Jahr "vermisst gemeldet". Später wurden die großen Nager an der Experimenta gesichtet und nun fühlen sie sich offenbar am Karlssee wohl. Ob es sich dabei um die gleichen Tiere handelt, ist unklar.
Im Video ist zu sehen, wie nahe die Besucher an die Tiere auf dem Buga-Gelände herankommen:
Die Tiere gibt es erst seit den 20er Jahren in Deutschland

Ursprünglich kommen Nutrias aus Südamerika. Doch schon seit den 1920er Jahren leben sie auch in Deutschland. Nicht etwa weil die possierlichen Tierchen die hiesige Tierwelt bereichern sollten, sondern weil man ihnen an den Kragen wollte. Aus ihrem schönen Fell entstanden Mäntel - der eine oder andere ältere Mitbürger dürfte noch einen "Nutria" im Schrank haben. Gibt man Nutriapelz in die Online-Suchmaschinen ein, findet man etliche Kleinanzeigen, in denen die Mäntel zum kleinen Preis verkauft werden.
Viele Tiere wurden aus Pelztierfarmen befreit und ausgewildert. So haben sich die biberähnlichen Tiere in Deutschland verbreitet. In der DDR war es weniger der Pelz, den die Menschen schätzten. Die Tiere wurden gejagt und landeten auf dem Teller. Das Fleisch, sagen manche, schmeckt wie Kaninchen, oder sogar fein wie Spanferkel. In vielen Ländern steht Nutria noch heute als Delikatesse auf der Speisekarte.
Bitte nicht füttern
Für Nutrias gilt das gleiche, wie für Wildvögel: Nicht füttern! Die Tiere finden genug Futter in freier Wildbahn - und in Wassernähe auf der Buga. Liegengebliebene Essensreste haben außerdem einen unliebsamen Nebeneffekt. Ratten werden angelockt und deren Vermehrung begünstigt. Die Polizeiverordnung der Stadt verbietet die Fütterung, wer das missachtet muss mit einer Geldbuße von 50 Euro rechnen.

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