Handwerk: Mehr Auszubildende in der Region Heilbronn-Franken
Sowohl landesweit als auch in der Region steigt die Zahl der Lehrverträge in diesem Jahr. Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der HWK Heilbronn-Franken, registriert mehr Wertschätzung für das Handwerk in der Gesellschaft. Welche Gewerke bei jungen Leuten besonders beliebt sind.

Das baden-württembergische Handwerk verzeichnet zum Start des neuen Ausbildungsjahres am 1. September einen leichten Anstieg an Auszubildenden. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Zahl um ein Prozent auf knapp 16.000 - rund 48.000 junge Menschen sind nun im Südwesten insgesamt als Lehrlinge beschäftigt. "Das ist ein starkes Zeichen, unsere Betriebe stemmen sich gegen den Abwärtstrend", sagte Handwerks-Präsident Rainer Reichhold am Donnerstag in Stuttgart.
Klima-Gewerke liegen im Trend
Besonders beliebt mit einem Plus von elf Prozent sei eine Ausbildung in den sogenannten "Klima-Gewerken", also bei Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik. "Erfreulich ist auch, dass die Ausbildungszahlen bei den Bäckern deutlich um zwölf Prozent angestiegen sind", betonte Reichhold. Gesunken seien die Zahlen dagegen beim Bau.
Die Herausforderung, ausreichend gut qualifizierte Fachkräfte zu bekommen, sei nach wie vor groß. Das zeige der Blick auf die unbesetzten Lehrstellen. Aktuell gebe es in den Lehrstellenbörsen der Handwerkskammern noch 2856 gemeldete offene Stellen. Das liege vor allem an den geburtenschwachen Jahrgängen und dem Wettbewerb um junge Menschen mit der Industrie oder den Hochschulen. Es gebe mittlerweile zu viele Angler an einem Teich mit zu wenigen Fischen, sagte Handwerks-Hauptgeschäftsführer Peter Haas.
Verpflichtende Berufsorientierung an Gymnasien?
Er und Reichhold appellieren deshalb an die Politik, die Berufsorientierung auch an den allgemeinbildenden Gymnasien verpflichtend einzuführen. "Viele Lehrer wissen gar nicht, wie modern und innovativ das Handwerk in den vergangenen Jahren mit seinen 160 Ausbildungsberufen geworden ist", sagte der Handwerks-Präsident. Eine Ausbildung im Handwerk sei krisen- und zukunftssicher, weil sich handwerkliche Tätigkeiten nicht durch KI ersetzen lassen.
"In Zukunft müssen mehr Abiturienten eine duale Berufsausbildung machen", so Reichhold. Momentan kommen auf zehn Studenten nur 4,3 Azubis. Er forderte deshalb die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung: "Die Landesregierung sollte die Meisterprämie von derzeit 1500 auf 3000 Euro erhöhen. Das ist auch ein Zeichen der Wertschätzung."
Deutliche Zunahme an Lehrverträgen in der Region
In der Region zählt die Handwerkskammer Heilbronn-Franken zum Ausbildungsstart 1378 neue Lehrlinge - das ist ein Plus von vier Prozent. Die Kammer rechnet damit, dass sich dieser Trend bis zum Jahresende fortsetzen wird und noch weitere Lehrverträge eingehen. "Ich freue mich sehr über diese positive Entwicklung", sagt Hauptgeschäftsführer Ralf Schnörr.
Insbesondere das Interesse an Klimaschutz- und Energiewende-Berufen steige. "Vielen jungen Menschen liegt der Klimaschutz am Herzen. Und es kommt auch immer mehr in den Köpfen an, dass das Handwerk vielfältige Möglichkeiten bietet, dieses Herzensanliegen zum Beruf zu machen", sagte der Hauptgeschäftsführer. Er sieht eine Bewusstseinsveränderung in der Gesellschaft. "Das Handwerk wird zunehmend als unersetzlicher Wirtschaftsbereich wahrgenommen. Das hilft uns bei der Suche nach Auszubildenden", so Schnörr.
Zahlen der IHK
Die Industrie- und Handelskammer Heilbronn-Franken hat bis 31. August 3256 neu eingetragene Ausbildungsverträge gezählt. Das ist ein Minus von 1,2 Prozent. Die Kammer geht aber davon aus, dass noch weitere Ausbildungsverträge dazukommen und es am Ende ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr geben wird. "Es ist ein Trend, dass Ausbildungsverträge zeitlich später abgeschlossen werden, so dass der Markt am 1. September noch massiv in Bewegung ist", teilt die IHK mit.